Für immer, Emily (German Edition)
nickte. „Ja, sie sind weg. Ich ... danke.“ Ihre Worte waren so leise, dass er sie kaum verstand. Er streckte die Hand aus und legte sie kurz an ihre Wange, die eiskalt war.
„Du musst mir nicht danken, ich schwör dir, der Kerl hatte Glück, dass er dir nichts getan hat, sonst ...“ Niclas beendete seinen Satz nicht, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte mehr als alle Worte.
Kevin und Emmanuel kamen zurück und sammelten die heruntergefallenen Einkäufe zusammen.
Niclas wandte sich an Emily. „Wollen wir Emmanuel nach Hause bringen?“
Sie sah zwar völlig fertig aus, und es war dringend nötig, dass sie selbst auch hier weg kam, aber er konnte sich denken, dass sie sehen wollte, dass der Kleine wohlbehalten zuhause ankam.
Sie nickte. „Ja, das machen wir.“
„Okay. Na, Cowboy, alles klar?“ Niclas zauste Emmanuel durch die schwarzen Haare.
Der Kleine konnte schon wieder lächeln. „Ja, alles klar. Hast du gesehen, dass der Blödmann sich fast ins Hemd gemacht hat? Der hatte tierischen Schiss vor dir.“
Niclas musste lachen. „Echt? Geschieht ihm recht.“ Er zwinkerte Emmanuel zu. „Hey, ich rufe dich morgen an, okay?“, sagte er anschließend zu Kevin.
Kevin nickte. „Ja, klar. Was ist mit ihr? Sie sieht völlig geschockt aus. War da noch mehr, als wir mitbekommen haben?“, fragte er leise. Er sah besorgt zu Emily, die ein Stück weg stand und versunken vor sich hinstarrte.
Niclas strich sich kurz durch die Haare. „Ich glaube nicht. Ich kann dir nichts dazu sagen, aber es muss etwas geben, was ihr in der Vergangenheit sehr zugesetzt hat. Dieser verdammte Arsch Rocco.“ Er legte seinem Freund kurz die Hand auf die Schulter, dann drehte Kevin sich um und ging zu seinem Auto, während Niclas, Emily und Emmanuel über den Parkplatz zum Schulgelände liefen.
Niclas unterhielt sich mit Emmanuel, der schon wieder ganz munter war, während Emily schweigend neben ihnen her ging. Sie hatte die Hände tief in die Taschen ihrer Jacke gesteckt und hielt den Kopf gesenkt. Niclas warf ihr ab und an besorgte Blicke zu, wollte aber vor Emmanuel nichts weiter dazu sagen.
Kurz bevor sie das Gebäude erreichten, in dem die Hausmeisterwohnung untergebracht war, sagte Emily leise: „Warte mal“, und hielt Niclas am Ärmel fest. „Ich kann jetzt nicht mit Emmanuels Eltern reden, bitte, kannst du das machen? Ich warte hier.“ Ihre Stimme zitterte und ihr Blick flackerte hektisch hin und her.
„Ja, klar, das mache ich. Ich bin gleich zurück. Bleib hier stehen, okay?“
Sie nickte schweigend.
„Komm, ich bring dich bis zur Tür, Emily wartet hier auf mich“, sagte Niclas zu dem Jungen.
Emmanuel nickte, dann drehte er sich zu Emily um. „Dankeschön für deine Hilfe. Ich werde dich auch nie mehr einschließen“, sagte er ernst.
Emily musste nun doch lächeln. „Okay, abgemacht. Geh nun, Emmanuel. Bis bald.“ Sie winkte kurz, und der Junge winkte zurück.
Emily trat ein paar Schritte zurück und lehnte sich aufatmend an einen Baumstamm. Sie sah, wie Niclas an der Tür klingelte. Gleich darauf wurde geöffnet und Carlos Montez erschien im Türrahmen. Niclas redete kurz mit ihm, dann rief Mr. Montez etwas nach drinnen und Mrs. Montez tauchte ebenfalls an der Tür auf. Die beiden sprachen mit Niclas, der ihnen offenbar erklärte, was passiert war, woraufhin Mr. Montez ihn anscheinend bat, einzutreten, denn er gestikulierte mit den Händen und zeigte nach drinnen. Niclas schüttelte den Kopf, erwiderte etwas und verabschiedete sich von Emmanuel und seinen Eltern. Carlos schüttelte Niclas‘ Hand und Teresa umarmte ihn kurz. Dann schloss sich die Tür hinter der Familie und Niclas kam auf Emily zu, die immer noch still dastand.
Sie fühlte sich elend, und ihr Herz hörte nicht auf zu rasen, obwohl doch alles vorbei und auch nichts wirklich Dramatisches geschehen war.
„So, alles klar. Ich soll dir tausend Grüße von Carlos und Teresa ausrichten. Sie wollten unbedingt, dass wir zum Essen bleiben, aber ich dachte, das wäre heute wohl keine so gute Idee.“ Sein Blick forschte in Emilys blassem Gesicht.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre es nicht. Aber nett von ihnen. Haben sie sich sehr aufgeregt?“
Sie liefen langsam wieder über den Hof. „Na ja, schon. Aber sie kennen Rocco, und Carlos weiß, wie gut Roccos Vater mit dem Direktor steht, also wird er es wohl auf sich beruhen lassen, nachdem Emmanuel ja nichts passiert ist. Carlos fürchtet um seinen Arbeitsplatz, was ich
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