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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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natürlich schon verstehen kann. Aber, weißt du, es ist so ungerecht, dass der Kerl immer mit allem durchkommt.“ Er schüttelte den Kopf und musterte Emily. „Geht‘s dir wirklich gut? Du siehst schrecklich blass aus.“
    Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Na ja, geht so. Ging schon mal besser“, murmelte sie. Sie versuchte ein Lächeln, welches allerdings ziemlich kläglich ausfiel. Wenn nur das Herzrasen aufhören würde.
    Sie liefen schweigend weiter. Plötzlich blieb Emily stehen, bückte sich nach vorne und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
    Niclas sah sie erschrocken an, sah, wie sehr sie zitterte, und legte ihr schnell den Arm um die Taille. „Emily, was ist denn? Ist dir schlecht? Komm, da ist eine Bank, komm, setz dich. Hier, ganz langsam.“ Er führte sie langsam zu der Bank und half ihr, sich hinzusetzen. Er setzte sich neben sie und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. „Hey, ganz ruhig. Was ist denn los?“
    In ihren Augen stand soviel Schmerz, dass ihm selbst die Brust ganz eng wurde. Er legte den Arm um ihre Schulter. „Sag mir, was los ist, bitte. Tut dir etwas weh? Ist dir übel?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Mein Herz, es hört nicht auf zu rasen. Ich ... ich hab solche Angst“, flüsterte sie.
    Niclas strich vorsichtig über ihren Rücken. „Du musst keine Angst haben, ich bin hier bei dir, hörst du? Dir passiert nichts, wenn ich bei dir bin. Ich passe auf dich auf.“ Er dachte gar nicht weiter über die Worte nach, wusste nur, er musste etwas sagen, was sie beruhigte. „Warte, ich hab eine Flasche Wasser dabei. Du trinkst jetzt mal ein paar Schlucke und dann geht es dir gleich besser, du wirst sehen.“ Er ließ sie los, zog den Rucksack ab und holte die Wasserflasche heraus. Er schraubte sie auf und hielt sie ihr an den Mund. „So, komm, ganz langsam. Trink einen Schluck.“
    Emily nickte und nahm gehorsam einen kleinen Schluck. Das Wasser war kühl und tat gut.
    „Okay? Hier komm, noch einen. Ganz langsam, so ist es gut.“ Sie hörte Niclas‘ beruhigende Stimme und fühlte, wie der Druck auf ihrer Brust ein wenig nachließ. „Nochmal?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er schraubte die Flasche zu und stellte sie zur Seite. „Okay. Geht‘s besser?“
    Sie nickte und biss sich auf die Lippen, während Tränen in ihre Augen stiegen.
    „Okay, komm her, komm her! Alles gut. Schhhhh.“ Niclas legte seinen Arm wieder um Emily und zog sie an sich. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Er fühlte, wie sehr sie zitterte. „Hat Rocco dir wehgetan, Emily?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist ... das andere. Ich kann nicht drüber reden, ich kann nicht“, flüsterte sie.
    Er strich sanft durch ihre Haare. „Schon gut, das musst du auch nicht. Atme ganz ruhig, ganz ruhig. Ich bin hier bei dir, alles ist gut.“
    Emily fühlte Niclas‘ Arme, die sie fest hielten, und trotz aller Angst fühlte sie sich plötzlich sicher und beschützt. Sie schloss die Augen, lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen und spürte, wie sie allmählich ruhiger wurde und auch wieder besser Luft bekam. Das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, ließ nach, und die Angst, die sie fest umklammert hielt, lockerte ein wenig ihren Griff.
    Sie saßen eine Weile schweigend da, bis Emilys Herzschlag sich normalisiert hatte und sie sich wieder besser fühlte. Sie löste sich ein Stück von Niclas und sah ihn unsicher an.
    „Es tut mir leid. Immer mache ich dir solchen Ärger.“ Ihre Stimme war leise, und Niclas fühlte die tiefe Verzweiflung, die dieses Mädchen beherrschte.
    „Unsinn, du machst mir doch keinen Ärger. Geht‘s dir besser?“ Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn und sah sie forschend an.
    Emily konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten, aber sie fühlte, wie ihr Herzschlag sich schon wieder beschleunigte, dieses Mal allerdings nicht vor Angst, sondern vor Aufregung. „Ja, es geht, danke. Wir können gehen.“
    „Okay. Willst du noch einen Schluck nehmen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
    Niclas steckte die Flasche zurück in den Rucksack, setzte ihn auf und griff nach ihrer Tasche.
    „Die nehme ich. Und dich am besten auch gleich.“ Er lächelte, aber Emily sah ihm deutlich an, wie erschrocken er war und er immer noch Angst um sie hatte. Sie lächelte etwas schief zurück. Niclas zog sie mit sich hoch, ließ sie aber nicht los, als sie stand.
    Sie gingen langsam über den Hof zum Parkplatz.

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