Für immer, Emily (German Edition)
Abend wieder.“
Sie nickte. Er spürte, dass sie sich dennoch schämte, aber er wusste auch, dass er im Moment vermutlich sagen konnte, was er wollte, es würde ihr nicht helfen. „So, hier sind wir.“ Er öffnete eine Zimmertür und gleich darauf standen sie in einem großen, geräumigen Raum. Durch eine weitere Tür gelangte man in ein etwas kleineres Zimmer, in dem das Bett stand. In dem größeren Raum stand eine schwarze Ledercouch, ein Fernseher, eine Stereoanlage und jede Menge Regale mit Büchern und sonstigem Krimskrams. Niclas führte Emily zur Couch. Sie ließ sich aufatmend in die weichen Polster sinken. Das Leder schmiegte sich kühl und wie tröstend an ihren Körper. „Danke.“ Sie senkte den Blick. „Du hast immer nur Ärger mit mir. Erst das Theater im Kopierraum, dann meine dumme Angst während des Spaziergangs neulich und nun, als absolute Krönung, das hier. Ich kann mir schon denken, dass du froh wärst, wenn du mich nicht am Hals hättest.“
Niclas ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre eiskalten Hände vorsichtig in seine. „Glaubst du?“
Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn unsicher an, während immer noch Tränen in ihren Augen schimmerten. „Ich könnte es dir nicht verdenken.“
Sein Blick strich über ihr blasses, verweintes Gesicht. „Das stimmt nicht, Emily. Ich weiß nicht, ob du mir das glaubst, denn ich war ja nicht gerade immer nett zu dir, aber ich bin sehr froh, dich zu kennen. Und das ist die Wahrheit.“ Er stand auf und setzte sich neben sie, dabei hielt er ihre Hand weiterhin in seiner.
Ein zaghaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Na ja, wir hatten wohl wirklich nicht gerade den optimalen Start. Ehrlich gesagt dachte ich, du könntest mich nicht ausstehen.“ Sie strich sich unsicher eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Ganz ehrlich? Das dachte ich auch. Dass du mich nicht leiden kannst und froh wärst, nicht neben mir sitzen und mich jeden Tag sehen zu müssen.“
Emily schluckte und betrachtete ihre Hand in seiner. „Nein, so war das nicht. Eigentlich war gerade das Gegenteil der Fall. Du bist der Einzige“, sie brach ab und suchte nach Worten, „du bist der Einzige, dessen Nähe ich ertragen kann. Ich weiß nicht, warum, aber da war von Anfang an ein Gefühl, das mir sagte, dass ich dir vertrauen kann.“ Sie senkte den Kopf.
Er betrachtete sie nachdenklich. Er überlegte gerade, was er dazu sagen könnte, als sie mit zitternder Stimme fortfuhr: „Ich würde dir gerne alles erklären, aber ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.“
Niclas drückte beruhigend ihre Hand. „Du musst mir nichts erklären. Nichts, was du nicht willst, ich werde dich niemals zu etwas drängen, okay?“
Sie hob den Kopf und sah ihn mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen an.
Er wusste, dass sie verstanden hatte, und er seine Worte eben nicht nur auf ihre Erklärung bezog, sondern auch auf alles andere.
Emily nickte und biss sich auf die Lippen. Er wusste es. Konnte es wirklich sein, dass er wusste, was ihr passiert war? Sie fühlte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Niclas zog sie näher zu sich heran. Sein Gesicht war ganz nah vor ihrem, und sie sah den Kummer in seinen Augen. Kummer über das, was ihr passiert war. Zärtlichkeit, Unsicherheit und Zorn lagen in seinem Blick, und Emilys Herzschlag setzte für eine Sekunde lang aus. Ihre Blicke versanken tief ineinander, und einen atemlosen Moment lang glaubte Emily, er würde sie küssen. Doch dann veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen und die Zärtlichkeit wich einem tiefen Schmerz, der direkt in ihr Herz zu fahren schien. Und schlagartig wurde ihr klar, dass sie hier nicht die Einzige war, die Angst hatte. Sie hatte schon früher diese Aura von Kummer und Einsamkeit bei Niclas gespürt, aber noch nie war er ihr so nah gewesen wie jetzt gerade. Es tat unglaublich weh, zu sehen, dass es etwas gab, was ihn sehr quälte.
Niclas konnte sich kaum von Emilys Gesicht abwenden. Nie war sie ihm verletzlicher erschienen als jetzt. Sie war wunderschön. Hübsch, voller Schmerz und doch anmutig. Tränen schimmerten in ihren Augen, und er wollte sich am liebsten vorbeugen und sie ihr von den Wangen küssen. Er wollte ihre zitternden, weichen Lippen küssen und ihr sagen, dass alles gut war. Dass sie bei ihm in Sicherheit war und dass er sie ... Er schnappte nach Luft und fühlte, wie eine kalte Faust sich in seinen Magen bohrte. Nein! Nein! Er durfte keine Gefühle für Emily haben. Keine,
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