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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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Papier, Messer, Holzstücke, Stifte und noch einiges mehr. Der andere sah ordentlicher aus, es lagen nur ein großer Zeichenblock und ein offenbar begonnenes Holzrelief darauf.
    „Darf ich mal sehen?“ Emily zeigte auf den Tisch.
    Niclas ging voran. „Sicher, sieh dich nur um.“ Das fast fertige Bild von Ben hatte er in einem der Schränke verstaut, und darüber war er nun froh, denn er wollte es Emily erst zeigen, wenn es fertig war.
    Sie trat neben den Tisch und betrachtete das angefangene Bild. „Oh, Niclas, das ist ja wunderschön. Wirklich wunderschön.“
    „Findest du? Ist noch einiges zu tun daran.“
    „Doch, es ist toll.“
    Das begonnene Bild zeigte zwei ineinander verschlungene Rosen, und Emily staunte, wie detailgetreu Niclas die Feinheiten dieser Blume herausgearbeitet hatte. Er zeigte ihr noch ein paar seiner Arbeiten.
    „So, nun hast du aber genug geschaut für heute, du musst dich noch ein bisschen ausruhen. Du siehst sehr erschöpft aus. Ich glaube, ein wenig Ruhe tut dir gut.“
    Emily stimmte ihm zu, und so saß sie gleich darauf wieder im Wohnzimmer auf der Couch. Niclas stellte ihr den Fernseher an und brachte ihr noch ein Wasser. „So, wenn du alles hast, werde ich uns nun was zu essen machen. Wenn was ist, ruf mich einfach, ich bin gegenüber.“
    Emily nickte. „Danke, es ist lieb, wie du dich um mich kümmerst.“
    Er steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans. „Wie gesagt, ich tu‘s gerne. Also, nicht weglaufen.“
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihm lächelnd nach, wie er das Zimmer verließ. Er war unglaublich. Niemals hätte sie gedacht, dass sie und Niclas sich mal so nahe sein würden. Und sie war ihm dankbar dafür, dass sie heute hier sein durfte. Zuhause würde sie verrückt werden. Zum Glück war Ben heute bei Dorothy und Bob, sodass er nicht alleine daheim saß und auf sie wartete. Doch ihre Verwandten würden sich sicher Sorgen machen, wo sie blieb. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Tante. Wenn sie Glück hatte, ging nicht Mara dran, denn die würde sicher gleich merken, dass was nicht in Ordnung war. Aber sie hatte Glück, Andrea war am Apparat. Emily erklärte ihrer Cousine kurz, dass sie noch unterwegs sei und bat sie, mit Ben raus zu gehen, doch Andrea meinte, das hätte sie schon erledigt. Emily bedankte sich herzlich bei ihr und verabschiedete sich. Nachdem sie aufgelegt hatte, starrte sie das Handy in ihrer Hand an und sah, wie sehr ihre Finger zitterten. Sie schüttelte unwillig den Kopf. „Nun reiß dich mal zusammen. Es ist nichts passiert, und Rocco ist keiner von diesen Typen. Er ist ein Widerling, aber er hat dir nicht wehgetan. Also, hör auf jetzt!“, murmelte sie vor sich hin. Sie legte das Handy auf den Tisch und lehnte sich aufatmend zurück. Warum nur konnte sie nicht endlich besser mit all dem umgehen? An jedem einzelnen Tag bemühte sie sich darum, dennoch gelang es ihr nicht. Sie schloss die Augen und versuchte, die Bilder dieser Nacht zu verdrängen, die seit dem Nachmittag wie ein Film ständig wieder vor ihrem inneren Auge abliefen. Vorhin, als Niclas ihr seine Arbeiten gezeigt hatte, hatte sie sich ein wenig besser gefühlt, aber nun kam alles mit Wucht wieder zurück. „Geht weg, geht doch weg!“ Ihre Stimme zitterte, sie wischte sich über die Stirn und beugte sich vor, um den Kopf in den Händen zu verbergen. Diese verfluchten Bilder. Wieso verblassten sie nicht endlich? Und plötzlich hatte sie wieder das Gefühl, den Geruch von Alkohol in der Nase zu haben. Von Alkohol und Schweiß. Ihr wurde übel. Sie stand hastig auf und lief nach nebenan in die Küche.
    Niclas rührte in einem Topf und sah sie überrascht an. „Alles okay? Ich bin gleich fertig.“
    Emily nickte. „Ja, alles okay. Ich wollte sehen, ob ich was helfen kann.“
    Er sah sie forschend an. „Nein, wie gesagt, ich bin gleich fertig, die Nudeln müssen nur noch ein paar Minuten kochen.“
    Sie strich sich fahrig durch die Haare und setzte sich auf einen Stuhl. „Ach so. Ja dann.“
    Sie wollte nicht ins Wohnzimmer zurückgehen, sie wollte hier in Niclas‘ Nähe sein, denn so verrückt es auch klang, bei ihm war seit Monaten der einzige Ort, an dem sie sich sicher fühlte. Sie senkte den Kopf und spielte nervös mit ihren Händen.
    Niclas beobachtete sie und seufzte innerlich. Es war schlimm für ihn, mit anzusehen, wie sie sich quälte. Vielleicht hätte er ihr besser helfen können, wenn er wüsste, was ihr passiert war, aber

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