Für immer, Emily (German Edition)
ihr den Blick zu. „Danke. Du aber auch.“
Sie strich sich unsicher durch die Haare. „Ja, aber ich fühle mich besser als gestern. Wirklich.“ Sie sah ihn an und senkte dann verlegen den Blick. „Ich weiß nicht, was ich gestern ohne dich gemacht hätte, Niclas. Und ich weiß nicht, wie ich dir jemals dafür danken kann, dass du für mich da warst. Dass du mich gehalten hast, mich lässt und nicht nach dem ‚Warum‘ fragst.“ Ihre Stimme war sehr leise geworden und Niclas fühlte ihren Kummer, als wäre es seiner.
Er beugte sich vor. „Sieh mich mal an.“
Sie hob den Blick, und er fuhr mit leiser Stimme fort: „Ich hab es gestern schon gesagt, ich bin da für dich. Das hab ich nicht nur daher gesagt, sondern das meine ich auch so. Wann immer du jemanden brauchst, komm zu mir, okay?“ Er hob die Hand und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne hinters Ohr. Emily musste heftig schlucken. Es war eine Geste voller verhaltener Zärtlichkeit, und am liebsten hätte sie sich in seine Arme fallen lassen und ihn gebeten, sie nie wieder loszulassen. Stattdessen nickte sie jedoch nur. „Danke. Das werde ich. Ich verspreche es.“
„Okay. Das ist gut.“ Niclas‘ Augen waren direkt vor ihren und sie sah die kleinen goldenen Fünkchen darin tanzen. Ihre Blicke versanken kurz ineinander, dann stand er hastig auf. „Ich mach mal Frühstück, ich sterbe vor Hunger.“ Und schneller, als Emily auch nur blinzeln konnte, war er aus dem Zimmer verschwunden.
Später saßen sie etwas befangen am Frühstückstisch, und von Niclas‘ großem Hunger war nicht mehr allzu viel zu spüren, denn er stocherte ziemlich lustlos in seinen Cornflakes herum.
Nach dem Frühstück bat Emily ihn dann, sie nach Hause zu fahren, sie wollte unbedingt nach Ben sehen. Vor ihrem Grundstück hielt er an, und als sie ihm den Helm zurückgab, meinte er: „Hör mal, wenn es dir recht ist, komme ich später vorbei und fange mal mit der Kommode an?“
Sie nickte. „Ja, sicher ist es mir recht. Ich freu mich schon darauf. Also, bis nachher.“ Sie wollte sich umdrehen, um zur Haustür zu gehen, doch dann blieb sie stehen und sah Niclas forschend an. „Nic, du hast mich gestern gefragt, warum ich das getan hätte. Warum ich Emmanuel geholfen habe. Weißt du noch?“
„Ja, sicher. Warum?“
Sie zog leicht die Schultern hoch. „Warum hast du mir geholfen, Niclas? Ohne zu zögern bist du dazwischen gegangen. Du hättest mächtigen Ärger bekommen können.“
Er sah sie an, erst leicht unsicher, dann jedoch verschloss sich seine Miene. „Was ist das denn für eine merkwürdige Frage? Es war doch selbstverständlich, dass ich dir geholfen habe“, meinte er ein wenig abweisend. Er strich sich durch die Haare und fügte fast trotzig hinzu: „Außerdem hätte ich das für jeden getan. Es ist nicht meine Art, zuzuschauen, wenn jemandem von solchen Typen bedroht wird.“
Emily sah ihn fast erschrocken an. „Ach so. Ja, natürlich. Entschuldige.“ Sie wandte sich um, um zum Haus zu gehen, als sie Niclas sagen hörte: „Emily. Warte.“ Er zögerte. „Du weißt, warum ich es für dich getan habe.“
Sie blieb stehen, und noch bevor sie sich umdrehen konnte, startete Niclas die Maschine. Sie sah ihm nach, als er um die Ecke bog und aus ihrem Blickfeld entschwand.
Eigentlich hatte Niclas gleich nach Hause fahren wollen, doch dann entschied er sich anders und fuhr zu seinem Lieblingsplatz. Es war recht mild heute, ein angenehmer Wind wehte. Ein guter Tag, um noch einmal an der frischen Luft zu sitzen und den Kopf ein wenig freizubekommen. Und das erschien ihm dringend nötig.
Er parkte die Maschine und lief ein paar Minuten, bis er zu der Stelle kam, an der er am liebsten saß. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Blick über das Tal und den kleinen Fluss. Er liebte diesen Ort, hier konnte er am besten nachdenken und mit sich alleine sein. Seine Gedanken schweiften zu Emily. Er hoffte, dass es ihr gut ging. Sie war unendlich verletzt gewesen gestern, voller Angst und Schmerz. Wenn er nur wüsste, was er tun konnte, um ihr zu helfen damit fertig zu werden.
Er setzte sich auf einen dicken Felsbrocken und schloss die Augen. Emily ...
Irgendwie kam sie ihm wie ein scheues Reh vor, zart und zerbrechlich. Noch niemals hatte er jemanden wie sie gekannt. Ihr Antlitz rührte einen und man mochte sich vor sie stellen und vor allem beschützen, was ihr wehtun könnte. Er fühlte sich unendlich wohl mit ihr und er begann sie zu vermissen,
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