Für immer, Emily (German Edition)
nicht zu uns gebracht? Wir wären doch auch für sie da gewesen, wir sind ihre Familie.“
Niclas zögerte. „Sie wollte lieber mit zu mir kommen. Mara, bei euch wäre sie doch gleich mit Fragen bombardiert worden, und sie brauchte einfach etwas Ruhe. Das war nicht böse gemeint.“ Er lauschte in den Hörer.
„Ja, du hast sicher Recht. Bitte grüße Emily ganz lieb von mir, wenn sie wach wird. Und bitte, pass auf sie auf!“ Ihre Worte kamen nun sehr leise.
„Das werde ich, keine Angst.“ Er legte auf, ging in die Küche und räumte schnell die Scherben zusammen. Dann wischte er den gröbsten Schmutz weg und löschte überall das Licht, bevor er wieder nach oben ging.
Emily schlief noch immer tief und fest, sie schien ruhig zu sein, und doch wollte er sie nicht alleine hier lassen, während er sich nebenan in sein Bett legte. Und so setzte er sich vor die Couch und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Das war zwar nicht gerade bequem, aber es würde schon gehen. Er schloss die Augen und lauschte auf Emilys regelmäßige Atemzüge. Gott sei Dank schlief sie, sie hatte den Schlaf wirklich dringend nötig.
Und trotz der unbequemen Haltung schlief er irgendwann ein und wachte erst auf, als Emily offenbar einen schlimmen Traum hatte. Sie murmelte wirre Worte und ihre Hände strichen fahrig über die Decke. Niclas kniete sich neben sie und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. Er murmelte leise, beruhigende Worte in ihr Ohr, und tatsächlich wurde sie schnell wieder ruhiger und schlief danach bis zum Morgen durch.
K apitel 19
Als Emily am nächsten Morgen erwachte, war es draußen bereits hell, im Zimmer jedoch war es noch dämmrig, da Niclas am Abend zuvor die Jalousien geschlossen hatte. Sie blinzelte und schaute sich verwirrt in dem fremden Raum um. Wo um alles in der Welt war sie hier? Erst allmählich lichtete sich der Nebel in ihrem Gehirn und sie seufzte leise. Niclas‘ Zimmer. Offensichtlich war sie hier eingeschlafen und er hatte sie nicht geweckt. Sie wandte den Kopf und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Niclas saß auf dem Boden neben der Couch, hatte die Arme auf der Sitzfläche verschränkt und den Kopf darauf gelegt. Offenbar schlief er noch tief und fest.
Sie betrachtete ihn, und ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit und Rührung stieg in ihr auf. Hatte er die ganze Nacht hier gesessen? Nur, um bei ihr zu sein? Sie wandte den Blick ab und biss sich leicht auf die Lippen. Niclas ... was hätte sie gestern nur ohne ihn getan? Noch niemals hatte jemand sie dermaßen aufgefangen und war für sie da gewesen wie er. Die Szene hier auf der Couch fiel ihr wieder ein, wie er sie angeschaut hatte. Soviel hatte sie in seinen Augen lesen können. Und sie erinnerte sich, dass sie für einen Moment geglaubt hatte, er würde sie küssen. Doch dann war er zurückgewichen und sie hatten schweigend hier gesessen. Sie wandte ihm wieder ihr Gesicht zu und unwillkürlich musste sie wieder lächeln. Er sah so unschuldig aus, wie er da saß und schlief. Die Haare fielen ihm in die Stirn, sie hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und sie ihm zur Seite gestrichen. Plötzlich wusste sie nicht mehr, ob sie sich überhaupt richtig bei ihm bedankt hatte. Er war ihr zu Hilfe geeilt, ohne an seine eigene Sicherheit zu denken. Rocco hätte seinen Zorn auch auf ihn lenken können. Aber es war ihr fast so vorgekommen, als ob er Angst vor Nic gehabt hatte.
Sie lehnte sich wieder zurück und betrachtete Niclas. Was war das, was sie gestern Abend zu fühlen geglaubt hatte? Was sie schon seit einigen Wochen tief in sich verspürte, aber das sie gerne verdrängen wollte? Sie streckte ganz langsam die Hand aus, um Niclas` Wange zu berühren, doch kurz vorher zögerte sie und zog sie ruckartig zurück.
In dem Moment regte er sich und schlug gleich darauf die Augen auf. Er sah sie einen Moment leicht verwirrt an, dann murmelte er schlaftrunken: „Emily, oh ... bist du schon lange wach?“ Er wechselte seine Sitzposition und verzog das Gesicht. „Oh Mann, ich bin tot. Ich glaube, ich bin zu alt, um die Nächte in sitzender Position auf dem Boden zu verbringen.“ Er grinste etwas verzerrt.
Emily musste lächeln. „Du Armer. Soll ich dir helfen?“
Er hob abwehrend die Hände.
„Danke, das schaffe ich grade noch.“ Er rappelte sich hoch und Emily setzte sich auch auf. Niclas ließ sich stöhnend neben ihr auf das Sofa fallen.
„Du siehst wirklich fertig aus“, lachte sie.
Er wandte
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