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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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»freie Bahn dem Tüchtigen« und der darin implizierte Fortschritt, raus aus dem Muff des ersten finsteren Mittelalters, sich höchstens ein paar Anfangsrunden halten, dann beißen die guten neuen Geschäftsideen genauso auf Monopolbeton wie zuvor auf adliges Urgestein. Wer sich im Jahr 2000 eine neue Brause ausgedacht hat, der sank entmutigt in den Sessel, wenn er sich vorzustellen versuchte, wie er gegen die Erzherzoge von und zu Coca und Cola anstinken sollte.
    Gegen all das bringt’s vielleicht wirklich nur die Realpolitik Cordula Späths: »Jedes Schwein darf uns bezahlen, solange wir noch nicht an der Macht sind.«
    Man muß nämlich auf den Energiehaushalt achten, sonst geht es der historisch produktiven, neuen sozialen Reichtum herstellenden Bewegung / Partei wie der einzelnen Künstlerin, dem einzelnen produktiven Menschen: Irgendein Sponsor, irgendeine Ehefrau mit Kindern oder ein Ehemann mit Egoproblemen setzt sich drauf und lutscht dich aus. Gemeinschaftsversprechen, auch Paar-Angebote sind, solange die Menschheit nicht hergestellt ist, meistens nur Köder der Unterwerfung. Starke Produzentinnen und Produzenten erleben sich als permanent bedroht, werden permanent von Räubern angefallen. Manche werden vom Feind erlegt, manche drehen durch, manche bringen sich um, manche schaffen es irgendwie.
    Jede Geschichte ist lehrreich, alle wären unbehelligt geblieben und hätten mehr erschaffen, wenn es die Menschheit schon gäbe. Traurige Geschichten, lustige Geschichten um den Grundsatz der spinozistischen Ethik, wonach ein guter Mensch ein produktiver Mensch ist: Diejenigen Verhexten, die den freien Menschen vorwegnehmen wollen, und daran manchmal kaputtgehen, manchmal nicht. Genies, krank, hypochondrisch, vom Zufall hin und her geschmissen, produktiv, gehemmt, bedroht, schief, angefressen, schlecht oder zu gut verstanden, beraubt, verdächtigt, bewundert, belagert, ausgehorcht, ausgezogen und ausgesondert:
    Kleist oder Komm wir lassen uns erschießen.
    Nietzsche oder Je vernünftiger, desto Irrenhaus.
    Fitzgerald oder Was soll ich machen, meine Liebste spinnt.
    Brecht oder Künstler müssen das Ausbeuten lernen, wenn sie die Ausbeuter angreifen wollen.
    Kraus oder Wem habe ich denn jemals Unrecht getan.
    Coco Chanel oder Männer können nicht mit Geld umgehen.
    Joss Whedon oder Wer zuerst blinzelt, wird abgesetzt.
    Gregory Chaitin oder Auf englisch klingt es gleich viel wahrer als auf russisch.
    Cordula Späth oder Die Partei zieht sich auf mich zurück.
    Amber Benson oder Wer Familie hat, wird nicht erpreßt.
    Klemens August Braun oder Ich hätte Professor werden können.
    Emmy Noether oder Meine Buben müssen fleißig sein.
    Wyndham Lewis oder Lieber blind als dumm.
    Ezra Pound oder Lieber dumm als feige.
    David Lynch oder Ich sehe was, was du nicht hörst.
    Lena Dieringshofen oder Laßt mich nur arbeiten.
    Julia Bowman Robinson oder Wer braucht schon Ruhm, ich will die Wahrheit wissen.
    James Joyce oder Verheiratet geht auch, wenn man sich nicht schämt zu schnorren.
    Ronald M. Schernikau oder Dann spricht das Kind.
    (…)
    Srinivasa Ramanujan oder Fremder Inder Nacht.
    Alexandre Grothendieck oder Ich mache mehr am Tag als ihr im Jahr.
    Marti Noxon oder Geschichten können alles.
    Dave Sim oder Das Telefon ist der Feind.
    Lenin oder Was tun. Ja, das war ein anderer Fall.
    Sehr einzig, schwer zu sehen von hier hinten, dunkel, abweisend, unheimlich, wahr, ein schwarzer großer Stein aus dem Weltraum, wie der, den die Muslime immer angebetet haben. Lenin. Vielleicht ist es das, vielleicht ist das schon alles, was das Buch des Verf. noch mal sagen wollte, bevor es ganz vergessen ist: Lenin.
    4  (…) In jeder größeren Stadt gibt es diese Speisekammern der Zombies. Denn selbst die Toten, vom Weltmarkt beeindruckt, wollen, auf daß ihre Bedürfnisse gedeckt werden, die große Industrie, oder imitieren sie zumindest. Die bestbestückte Kammer dieser Art soll eine Frauenklinik sein, als »Abtreibungskrankenhaus« vorher mehrfach von religiösen Rechten angegriffen, irgendwo im öden Mittelwesten von Amerika. Vorrat. Züchtung. Geburten. Fließband.
    Irgendwann wird, everything else being equal, jemand die Idee des Konzentrations- und Vernichtungslagers noch mal völlig neu erfinden. Der Verf. hat auf einer Party bei reichen Leuten einen Film gesehen, der heißt »L’ultima orgia del terzo Reich« und stammt aus dem Jahr 1977. Alma, eine Gestapofrau, läßt darin jüdische Frauen von Dobermännern zerreißen,

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