Für immer in Honig
Verhärtung und Säuberung samt einstweiligem Verzicht auf Wirkung bei zähem Abwarten, ob sich noch mal was tut, mit dem Nötigsten auskommen, in einer Hütte leben, eine bescheidene Lohnarbeit annehmen, in der Freizeit konspirieren und Signale senden, in einen leeren, schweigenden Kosmos hinaus, auf der Suche nach irdischer sozialer Intelligenz.
2.) Populismus, Entrismus, an dampfenden Futtertrögen überwintern und sich innerlich fit halten.
Kein Wunder, daß viele anfingen, sich – wie zum Beispiel die dem Verf. persönlich bekannte große Organisatorin Cordula Späth – für unpolitische, klassische Künstlergenies auszugeben. Denen geht es ja in der Moderne eh schon immer so: Entweder sie verhungern avantgardistisch vor sich hin und sind im Dienst an der Sache komplett aus dem Bild des Ganzen, oder es fällt ihnen was ein, das die Zombotiker und ihre Vorgänger in den Entscheider- und leitenden Handlangerkreisen in oder direkt unterhalb der herrschenden Klasse für das halten, was sie brau chen (Künstler des zweiten Wegs sind dann die »Erfolgreichen«, Ste phen King, Andy Warhol, Madonna). Der Witz dabei: Was brauchen die Zombotiker denn wirklich? Dasselbe wie Feld-, Wald- und Wiesenzombies – eine Kugel in den Kopf. (…)
Für Weg Nummer zwei braucht man in Friedenszeiten viel Kraft, nämlich genug, um die eigene Wut am Leben zu halten, aber den Stolz zu unterdrücken, der davon kommt, daß man genauer weiß, was los ist, als die andern.
Wenn man auf dieser Stufe Kommunikation und Koordination verwechselt, ist man geliefert. (…) Klarmachen des Unterschieds zwischen Kommunikation und Koordination: eine weitere wichtige Funktion der Armee.
3 Wichtigste Lebenslüge der philosophischen Anarchofraktion, angefangen vom Herrn Foucault bis hin zu den Herren Negri und Hardt und den hinterletzten Uni-Romantikern: Daß es sich lohne, das »Problem Macht« zu diskutieren, zu erforschen, daß man irgendwas erklärt, wenn man es auf »Macht« runterrechnet, die dann »gute und schlechte Effekte« (Foucault) hat oder »den Menschen auf den Wecker« geht (ein anderer kleiner bequemer Schreier), alles, was Denken heißen dürfte, ersäuft in diesem Schmierbegriff.
Was heißt hier Macht? Produktion? Recht? Gewalt? Gehorsam? Hypnose? Verführung? Interessen? Wir erfahren es nie, aber kriegen suggeriert: ein bißchen von allem. Dabei ist die einzige Macht, die interessiert, die politisch-militärische, und die einzige Frage, die man daran knüpfen kann: Wie reißt man sie sich untern Nagel? (…) Der Verf. denkt, wenn er diese Sachen liest, manchmal, daß die Vernunft Ende des zwanzigsten Jahrhunderts so gut wie ausgestorben war. Das ist nur folgerichtig, wenn Vernunft nichts Kontemplativ-Theoretisches, sondern was wirklich Praktisches ist: Es gab damals ja auch so gut wie keine vernünftige Praxis mehr. Wird das nun anders?
Der Verf. denkt an einen kleinen Jungen namens David, dem ein alter Bartkauz namens Doktor Rock die komische »Kategorientheorie«, ein äußerst abstraktes Vernunftkonstrukt, und deren von einer Frau namens Dieringshofen erdachte neueste Weiterungen, in Hotelzimmern und gemieteten Herrenhäusern im Laufe mehrerer Jahre beigebracht hat, und fragt sich, was das für eine Generation wird, der dieser Junge angehört, und was für eine Praxis sie sich wird leisten können. Der Verf. denkt aber auch, daß es selbst an der finsteren Millenniumsschwelle Spuren von Vernunft gegeben hat, wie die ganze Moderne hindurch, und immer aus dem Mund von Irren, Zeitabgewandten, Bruddlern, Brabblern: Stirners Krakeel von wegen »Alle Rebellion kann mir gestohlen bleiben, wenn sie mir nicht nützt«, die zwei im Schlaf sprechenden Lustigfranzosen Tweedlegilles und Tweedlefélix mit ihrer Idee, die Sicht der Seele von Repräsentation (Träume sind Theateraufführungen, die man deuten muß) auf Produktion umzustellen (Wünsche sind zugleich ein Produktionsmittel und zugleich eine Vorform der Warenform), oder die unglaubliche Ayn Rand – der Verf. notiert skeptisch die Behauptung Cordula Späths: »Im Sozialismus müssen wir über diese Frau mindestens eine Oper haben« –, die in der Tat alles aufgeschrieben hat, was je für den Kapitalismus sprach, von wegen Freiheit, gerechtem Tausch, unglaubliche Steigerung des gesamtgesellschaftlichen Reichtums – und dann das Erbrecht ignoriert, als eine notwendige Konsequenz des Privateigentums, welche leider bewirkt, daß die urliberale, frühkapitalistische Idee
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