Für immer in Honig
Cordula.
Valerie verlor die Geduld: »Also, was passiert jetzt?«
Cordulas Stimmung besserte sich schlagartig: »Na, jetzt fliegen wir nach Hause, das ist doch klar!«
Kreuzers Begleiterinnen bewegten sich an der Wand entlang, nach zwei verschiedenen Richtungen, um den Weg zur Schleuse freizugeben. Es sah aus, als folgten ihnen die Messer, in Wirklichkeit war es deren Druck gegen ihre Hälse, der ihnen verriet, in welche Richtung sie sich bewegen sollten. Kreuzer blieb, wo er war.
Jennifer sagte: »Ich glaube nicht, daß sich über diesen Aufbruch alle so doll freuen wie du, Cordula.«
Sie sah Judith an, die verlegen meinte: »Ich … ich dachte bloß … aber das ist ja jetzt alles anders.«
Sie blickte aus dem Fenster, auf die Shuttle, auf die Erde dahinter.
Andy legte ihr die Hand auf die Schulter: »Was ist denn?«
»Sie wollte hier draußen bleiben, hier … oben«, sagte Jennifer sanft.
»Sie hat … unten auf der Erde nicht viel, auf das sie sich freuen könnte. Drei Jahre Trott in einer von den Zombies unterworfenen Stadt liegen hinter ihr. Als sie erfahren hat, daß hier so was wie eine neue Zivilisation aufgebaut wird, mit neuen Möglichkeiten, Aussichten, Hoffnungen …« Colin Kreuzer betrachtete die Frau aus Berlin mit neuem Interesse, zuvor hatte er sie kaum beachtet.
Cordula lachte: »Ich weiß, was du denkst, Kreuzer. Nein, sie ist keine von meinen Pfauenfrauen. Sie weiß fast nichts über mich, über uns, über die Lage auf der Erde. Sie bringt kein Vermögen mit, hat keine Beziehungen gehabt da unten, keinen Einfluß, kaum Pläne. Sie ist am Ende.«
»Bald wirst du auch am Ende sein, Cordula«, sagte Kreuzer.
Cordula zuckte mit den Schultern: »Whatever. Macht doch alle, was ihr wollt. Ich öffne jetzt die Schleuse, und du, Kreuzer, bewegst deinen Arsch zum Sprechkasten da drüben und sagst deinen Piloten, sie sollen aus ihren Sitzen steigen und herkommen.«
Dann wandte sie sich Judith zu: »Willst du wirklich bei Leuten bleiben, die bereit sind, Millionen Menschen umzubringen, damit ihnen niemand ihre Mars-Party verhunzt?«
»Das können sie doch jetzt gar nicht mehr, wenn ich dich richtig verstanden habe«, sagte Andy, weil er das Bedürfnis hatte, irgendwie Judiths Partei zu ergreifen.
»Stimmt auch wieder«, sagte Valerie nachdenklich, und zum ersten Mal, seit die Situation eskaliert war, äußerte sich Lena Dieringshofen: »Ich würde selber gerne hierbleiben. Oder mit zum Mars fliegen. Klingt wie ein Ort ohne Ablenkung, gut für ernsthafte Arbeit.«
Cordula schüttelte den Kopf und seufzte.
Lena nickte. »Das kommt natürlich nicht in Frage, ich weiß.«
»Du bist nicht meine Gefangene, Lena«, sagte Cordula, und Lena antwortete: »Auch das weiß ich. Ich glaube, ich bin für solche Abenteuer sowieso nicht gemacht. Zurück zur Erde also.«
»Judith?« fragte Cordula.
»Was würde mich auf der Erde erwarten?« fragte Judith zurück.
»Der Krieg um die Zukunft«, antwortete Cordula ehrlich.
»Wir können jede Hand, die beim Aufbau helfen will, gebrauchen«, sagte Kreuzer, auch das klang einigermaßen aufrichtig.
»Also bitte, also schön, damit alle glücklich sind«, maulte die Chefin, »Judith bleibt hier, Lena kommt mit, alle Vögel fliegen hoch, büärks.«
Kreuzer schob sich an ihr vorbei, ans Sprechgerät. Das schönste Messer aus Valeries Arsenal folgte ihm.
Valerie zog sich an der Decke zu Cordula rüber, und sagte ihr ins Ohr, laut genug, daß es jeder hören konnte: »So was bitte nicht zu oft, ja? Ich hab echt Kopfweh von dem ganzen Gesabbel hier.«
Cordula zog sie an sich, drückte ihr einen Schmatz auf die Stirn und beobachtete aus den Augenwinkeln höchst befriedigt, wie abscheulich Kreuzer das fand.
Sechzehnte Minidisc-Aufnahme
F: Hier spricht …
J: Gnade!
F: … Radio Pinguin. Herzlich willkommen zu unserer wöchentlichen Analyse von literarischen Figuren und Gestalten. Heute beschäftigen wir uns mit dem amerikanischen Bilderheftchenhelden Fledermausmann.
J: Schrecklich. Das ist so schrecklich, ahnst du das, wie schrecklich das immer ist? Freddy?
F: Fledermausmann, meine Damen und Herren, nicht, das ist eine Gestalt, die kleidet sich in einen dunklen Anzug und hat ein Handtuch auf dem Rücken und spitze Ohren, wie eine kleine Nagemaus. Es soll aber keine Nagemaus verkörperlichen, sondern eine Fleddermaus. Benannt nach der bekannten Entdeckerin Helga Fleddersen, die das damals herbeigefleddert hat. Die hat sie dann an das Flederwarengeschäft
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