Für immer in Honig
verkauft, denn sie waren flederleicht.
J: Ist das wieder eklig. Du bist so eklig, Freddy, das weißt du gar nicht.
F: Der Hauptpunkt aber am Fledermausmann ist: Er kämpft gegen das Böse. Und zwar praktisch, indem er halt Faustschläge verteilt. Wenn das Böse des Weges kommt, sagt er: He Böses, dreh dich mal um, der Plumpsack geht herum. Und dann macht es Batsch und das Böse hat einen Nasenbeinbruch. Die tiefere Moral davon natürlich: Sei nicht bös, sei mir doch bitte nicht so bös! Denn wer böse ist, da kommt nur wieder der Fledermausmann und sagt: Was, bös? Das ist doch mein Zuständigkeitsraum!
J: Ich kotz gleich.
F: Da muß ich doch tätig werden! Und schon geht es weiter. Gut, Shakespeare und Goethe waren vielleicht höher angeordnet, aber schlag’s nach bei der Sahne. Bei der Schlagsahne, deshalb heißt sie so. Für heute muß das genügen.
J: In der Tat.
FÜNFUNDVIERZIGSTES KAPITEL
Risiko • Magie, Herr General
1 Weitere vier Jahre Krieg, Intrigen, Geheimdiplomatie und sehr viel Abwarten ließen den General schnell altern. Lauern macht blaß und vorsichtig: Aus dem geschmeidigen Anschleichen wurde ein verbissenes Kriechen, millimeterweises Vorantasten auf dem Pfad zur wahren Macht.
Reuland zählte die Audienzen bei der Präsidentin. Er fürchtete um seine Rußlandbrücke, als Putin an P.A.S. erkrankte, bald darauf starb und von einem schwer durchschaubaren, erst zweiundvierzig Jahre alten Apparatschik namens Woronka ersetzt wurde. Immer häufiger, wenn er sich einen Heimaturlaub gönnte, saß Reuland abends erschöpft am Fenster seines Frankfurter Lofts und schaute melancholisch hinaus auf den langsam wachsenden Turm des höchsten europäischen Gebäudes aller Zeiten, des neuen, dritten EZB -Turms an ihm hoch, durch ihn hindurch.
Immer wieder überlegte der General, ob es schon an der Zeit sei, den Zugriff auf Lena Dieringshofen zu riskieren, oder ob man nicht doch noch mehr Beweise suchen sollte, um die Durchführung der Fangaktion den langsam wieder Gestalt annehmenden zivilen Behörden des neuen deutschen Staates zu überlassen. Dann wäre man aus der Schußlinie, Späth könnte nicht mal mosern: Was willst du denn, es waren doch die Steuerfahndung und die Polizei. Und dann geschah die Katastrophe: Die Polizei, und nicht allein die deutsche, erhielt von irgendwo anders her einen Tip betreffend die illegalen Drittmittelbeschaffungen des Rosenbergschen internationalen Forschungsteams, eine Verhaftungswelle ungekannten, jedenfalls seit dem langsamen Wiedererstarken der west- und zentraleuropäischen Staaten nicht erlebten Ausmaßes war die Folge.
Dieringshofen entwischte nur knapp, lustigerweise offenbar in Frankfurt, auf der Flucht mit ihrem Gatten – an den hatten sich dann beim Einkaufen von Sonnenbrillen oder ähnlichem Mist ein paar Beamte des rekonstituierten BKA gehängt und ihn wenigstens geschnappt. Dieringshofen hatte den anscheinend wirklich ahnungslosen Gatten namens Mark einfach im Stich gelassen. Sie befragten ihn, dann durfte er gehen.
Der General brauste nicht mal auf; ihm fehlte längst das Feuer für dergleichen. Statt dessen saß er zusammengesunken an seinem großen Frankfurter Fenster, den besorgten Mecklenburger im Rücken, goß sich einen Scotch nach dem andern ein, schüttelte den Kopf, lächelte wehmütig und schwieg zwanzig Minuten.
Schließlich begann er zu brummen: »Ob ich’s noch erleben werde, daß nachts die Lichter angehen, in diesem Turm da? Wird ein richtiger Wolkenkratzer, nicht dieses Möchtegern-New-York-Zeug, das sie früher hier immer hatten.«
Der Mecklenburger erwiderte nichts, er wußte, daß diese Ab schweifungen meistens eine Weile brauchten und der General erst dann, wenn man nicht mehr damit rechnete, zu seinem Thema fand. Reuland kippte den Inhalt des Glases in einem Rutsch, räusperte sich und sagte dann fester: »Mathematiker. Komisches Volk – ich war selber mal einer, nee, wollte mal einer werden, das stimmt wohl eher. Hab’ studiert, hier in Frankfurt, erst auf ein richtiges Diplom hin, dann doch nur auf Lehramt – vielleicht kommt das von dieser Zeit her, den Demütigungen, dem knappen Geld, daß ich so gerne Leute rumkommandiere und umbringen lasse, he he he. Ich muß immer dran denken … ein Kommilitone von mir, ein reicher Sack aus Bayern, mit dem bin ich immer rumgezogen damals, der hat mich zum Essen eingeladen und so weiter. Hatte einen teuren Füller, Geschenk seiner Eltern oder so was, nein halt: Das war ein
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