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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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hatten sich eben, aber zu langsam, auf ihre Hüften zu bewegt, wo Andy, der die Dreiergruppe für unbewaffnet gehalten hatte, jetzt kleine schwarze Taschen, etwa in Handygröße, aber flacher, auffielen.
    »Eine Hand an den Haltegriff, die andere auf die Brust legen, bitte«, sagte Valerie.
    Ein drittes Messer, Valeries neues Lieblingswerkzeug, das Geschenk der Chefin mit der Doppelklinge und dem Horngriff, schwebte in immerhin etwas respektvollerem Abstand senkrecht über Kreuzers Kopf. Es hätte ihn aufspießen können wie ein Zahnstocher eine Cocktailkirsche. Kreuzer sah nicht danach, fixierte vielmehr Cordula herausfordernd.
    Cordula lächelte zerstreut: »Was? Oh, äh, genau. Ich bin dran.«
    Andy fand’s sehr dick aufgetragen, verzog das Gesicht.
    »O.k.«, fuhr Cordula fort, »ich sag’ dir, was wir machen. Es gibt kei nen Transfer. Wirklich, Colin«, sie schüttelte den Kopf, lächelte me lancholisch, »ich muß mich ein bißchen wundern, wie denkfaul du geworden bist. Was glaubst du, warum ich dir Lena auf deinen Mausefallenteller lege? Um dich zu fangen. Ich hab’ sie vorausgeschickt, durch das Portal bei Frankfurt, damit jemand von deinen wichtigeren Leuten hier aufkreuzt, jemand, den Jennifer«, angedeutete Verbeugung der Genannten gegenüber, »für mich lesen kann. Du dachtest, du bekommst Informationen von mir, stattdessen – also, daß du selber kommen würdest, das hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Ich glaube, du bist eingeschlafen, hier draußen. Was ist nur los mit dir? Traum-Provider für die zynischste Fraktion des Großkapitals, weit gebracht, Genosse Kreuzer.«
    »Äh, Cordula?« unterbrach Valerie den Monolog.
    »Ja, bitte?«
    »Kann ja sein, daß Jenny hier alles weiß und rät und Gedanken lesen kann. Daß sie den Typen da nur vor sich sehen muß, und schon ist sie er, so wie ich meine Messer bin. Aber wir andern wüßten auch gern …«
    Sie brauchte den Satz nicht zu beenden. Cordula nickte Jennifer zu. Die seufzte langgezogen und sagte dann: »Na schön. Colin Kreuzer? Ein Geldsack. Aber nicht halb so reich wie die Leute, die ihm seine drei Weltraumhabitate finanziert haben.«
    »Drei«, sagte Cordula leise. »Schau an. Ich wußte nur von zweien.«
    »Die Dinger sind das Symbol dafür, daß das ganz große Geld den Planeten aufgegeben hat … Oder sagen wir, eine Fraktion des ganz großen Geldes. Kreuzer hatte die Idee mit der Auswanderung. Während sie Leute in den Orbit umgesiedelt haben – nur zwei der Habitate sind übrigens richtige Weltraumstädte, Cordula, die dritte ist sein Geheim nis, nämlich eine Werft, wo der kleine Troß für die endgültige Um siedlung zusammengebaut wird …«
    »Die endgültige was?« Cordula war aufrichtig überrascht.
    Kreuzer konnte endlich auch mal was sagen, das ihn gut aussehen ließ: »Mars. Du dachtest doch nicht, daß diese Leute … daß meine Leute auf Dauer die Gesundheitsrisiken des Lebens im Vakuum und das Gefühl, keinen festen Boden mehr unter den Füßen zu haben, akzeptieren würden? Wir haben seit zehn Jahren drei erfolgreiche Marsmissionen abgewickelt. Die letzten beiden bemannt, als Scoutprojekte, die Astronauten der dritten sind immer noch dort, vor allem Techniker. Sie bereiten die erste richtige Siedlung vor.«
    »Sie sind also drauf und dran«, nahm Jennifer ihren Faden wieder auf, »die Erde endgültig zu verlassen – und möchten nicht, daß ihnen jemand nachsetzt. Daß sie jemals wieder bedroht werden, von Leuten, die ihnen an ihre Vorrechte, an ihren Reichtum wollen, selbst wenn der auf der neuen Welt nur aus Schaufel, Hacke, Recycling und viel harter Arbeit besteht. Pioniergeist, rührend.«
    »Was wollt ihr denn«, lächelte Kreuzer matt, »ich mache aus Monopolkapitalisten und ihren Familien wieder echte … Unternehmer.«
    »Auf Kosten der restlichen Welt«, sagte Jennifer. Cordula sah Colin Kreuzer jetzt, da sie durch Jennifers Bemerkung die Bestätigung ihrer längst gefaßten Meinung von Kreuzer und seinen Freunden erhalten hatte, voller Abscheu an. »Wieso soll das der restlichen Welt schaden, wenn meine Leute und ich verschwinden? Wieso …«
    »Halt die Klappe, Colin«, sagte Cordula müde. »Ich hab’ dich schon nicht gemocht, als du bei den Gippies den Klassenverräter gespielt hast – weißt du, der reiche Junge, der sich aus Idealismus für den Kommunismus ins Zeug legt. Fiese Nummer, Colin. Aber das, was du jetzt vorhast …«
    Jennifer fiel ihr ins Wort: »… ist noch weit abscheulicher als das,

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