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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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sie an: »Könnte uns doch völlig egal sein? Was meinst du, was für eine Pogromstimmung aufkommt, wenn wir uns darum den Dreck scheren, den wir uns nach Meinung der Konzernherren und -damen darum scheren sollen? Weißt du, daß schon Lieferungen ausbleiben? Equipment, Waffen, Sach- und Geldbezüge? Ich nerve täglich die Leute von Identrus – das ist das Superbankenkonsortium, ehemals nur ein Dienstleister, das Ding, das unser aller Spesenkonten verwaltet, da hat jeder die Finger drin, Chase Manhattan, Citigroup, Deutsche Bank, die wurden 1999 gegründet, um eine Infrastruktur öffentlicher elektronischer Schlüssel aufzubauen, damit alle Geldgeschäfte in Zukunft immateriell, elektronisch laufen können, und die haben uns gebackt, damit wir ihnen die Verhältnisse zurückbringen, die so was möglich machen, nicht zuletzt das Internet … Dafür war Miß Rosenbergs Gruppe zuständig, die ganze Zeit, dafür haben wir Lena Dieringshofen rangeschafft. Das war teuer, und als rauskam, daß wir nicht nur auf das Sponsoring gesetzt, sondern auch ein paar kleine Marktmanipulationen vorgenommen haben, notgroschenhalber, falls sie uns mal fallen lassen, mußten wir Opfer bringen, auch nach der politischen Seite hin – wir hatten Freunde in der Verwaltung, da hagelte es Rücktritte, Gefängnisstrafen … all der Aufwand. Und jetzt muß ich bei denen betteln, nörgeln … und wißt ihr, was sie mir sagen? Logistikprobleme. Überweisungen verwalten, das macht ihnen Logistikprobleme. Den Planeten beherrschen, das geht.«
    Valerie war sichtlich entsetzt: Daß das gute Leben Geld kostete, war ihr irgendwie klar gewesen, aber woher es kam, hatte sie nie beschäftigt.
    Das leise »Ping« aus der Schallbox überm Stockwerkanzeiger verriet den dreien, daß sie im elften Stock angekommen waren, hier war Cordulas Zimmer. Die Chefin winkte ab und ging zwischen den leise beiseitegleitenden Stahltüren hindurch: »See you, kids.«
    Als der Aufzug weiterfuhr, sagte Valerie: »Das war … seltsam.«
    Andy nickte, und entschuldigte sich dann: »Ich weiß, wir hatten ausgemacht, ich komm noch auf dein Zimmer.«
    »Aber du bist auch müde. Wie ich. Paßt mir gut«, sagte sie, gewollt einsilbig, und er nickte, erleichtert, aber auch enttäuscht.
    4  So müde er tatsächlich war, so wenig gelang es ihm danach, einzuschlafen.
    Zunächst zappte er sich durch die Nachrichten und Reportagen verschiedener lokaler und globaler Sender. Das erste, was ihm dabei auffiel, war, daß er nicht wirklich verstanden hatte, wie Cordula von seiner Pazifismusfrage auf die »Rückkehr der Politik« gekommen war, es jetzt aber verstehen mußte: Erstens ging es bei den neuen Protesten, mehreren vor internationalen Gerichtshöfen anhängigen Verfahren und zweideutigen Erklärungen einiger Regierungschefs – darunter Hillary – von wegen »Eigentum verpflichtet« nicht allein um TRIPS und Pharmazeutisches, sondern wohl ums hochpolitische Ganze.
    Im fast bis hinunter auf nur mehr zwei Drittel der betreffenden menschlichen Populationen von 2004 entvölkerten Afrika etwa betraf der Ärger Großversuche mit genmodifizierten Nahrungsmitteln, bei denen anders als bei der alten »Antiglobalisierungsbewegung« nicht die potentielle Gefährlichkeit dieser Agrarprodukte auf Sojabasis, sondern die Tatsache von deren Rationierung über den Markt statt über demokratisch kontrollierte Verteilungsstellen Gegenstand der täglich eskalierenden Konflikte war. In Argentinien hatte ein Militärputsch unter der Losung »Autarkie jetzt« stattgefunden, transnationales Eigentum war von der neuen Regierung beschlagnahmt worden. In Südchina gab es eine offenbar sehr regsame Landreformbewegung mit unklaren Zielen und gewalttätigen Aktionsformen. In Indien waren, seit Neu-Delhi von seinen Zombies zu 98 % befreit war, sogenannte »Wasserunruhen« das dominierende Nachrichtenthema, offenbar war eine Coca-Cola-Abfüllfabrik von Extremisten gesprengt und ein Regierungsbeamter, der dem Konzern die Rechte an einer wichtigen südindischen Quelle oder einem Reservoir überschrieben hatte, von einem Terrorkommando hingerichtet worden, angeblich mit Beteiligung von W.
    In Kanada war der Disput der Zentralregierung mit quebecischen Separatisten zum Stadium erster Feuergefechte mit den »Urenkeln des Louis Riel« eskaliert, mit denen sich inzwischen auch die während der Zombiezeit durch ihre logistische Kompetenz beim Notstandsmanagement in eingeschneiten oder sonstwie entlegenen Gegenden sehr

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