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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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länger Angst haben wollen vor den Toten und vor den Ungeborenen und vor den Soldaten und den Waffen und der Magie und der Staatskunst und der Konjunktur …« Jennifer war, fand Robert leicht sentimental, mal wieder gut in Fahrt.
    Es wäre eine sehr schöne Rede geworden, wenn nicht in diesem Moment die grellen Scheinwerfer durch die Vorhänge in den Raum geleuchtet hätten, wenn nicht scharfes Hubschraubergeknatter vom Himmel tausendfach verstärkt heuschreckenschwarmschwirrend über sie hergefallen wäre, wenn nicht die unverständlichen Durchsagen aus großen Megaphonen die bislang nur von Froschgequake punktierte Nachtstille im Verein mit lauten aufheulenden Bootsmotoren zerrupft hätten und kein schwedisches Armeemesser von Fällkniven dem Alten, der seit Jennifers Ankunft außer ein paar Begrüßungsfloskeln keine zwei Worte gesprochen hatte, in den Mund gefahren wäre, wo es durch den Gaumen stieß und ein kluges Hirn aufspießte.
    Flugmesser von irgendwo, dachte Robert verlangsamt und entsetzt, das kenne ich, woher kenne ich das?
    5  Als Robert Rolf, der eben aufgesprungen und sofort wieder von den schweren Schlägen rasch aufeinanderfolgend abgefeuerter Kugeln zu Boden geworfen worden war, den Kopf zur Seite drehte und sah, wie Jenny irgendetwas Undeutliches mit W Bela machte, dem zwei österreichische Jagdkommandoklingen aus der Brust ragten und dem Blut aus der Schläfe rann, als er die Stiefel Klemens August Brauns durch sein gekipptes Gesichtsfeld stapfen sah, weil Braun zu Lena Dieringshofen rannte, um sie in Sicherheit zu bringen, und als Roberts Kopf dann von zwei starken Händen an den Ohren gepackt wurde, genau in dem Augenblick, als er, mit verblüffender Verspätung, die erste von den Kugelverletzungen herrührende Schmerzwelle spürte, blieb ihm nur wenig Zeit, und er wußte das.
    Während er links von sich plötzlich Valerie Thiel erblickte, in mehr als anderthalb Jahrzehnten kaum deutlich älter, aber bestürzend schöner geworden, mußte er sich widerwillig eingestehen, daß selbst die Befreiung Jerusalems im Ganzen übersichtlicher vonstatten gegangen war als das, wohinein er sich ohne viel Überlegen begeben hatte, als er mit Philip Klatt und großartigen Erwartungen nach Amerika aufgebrochen war.
    »He, Robbie! Robert Rolf! Nicht mit den Lidern flattern! Robbie, alte Robbe! Rölfchen! Konzentrier dich gefälligst!« schrie ein Gesicht ihn an, das er nicht richtig scharf stellen konnte.
    Es war zu nah, die Haare weiß, die Nase sehr gerade, die Lippen voll – Cordula Späth hielt ihn jetzt nicht mehr bei den Ohren, sondern faßte mit der Rechten seinen Hinterkopf und stützte ihn, so gut es ging. Aber die Welt flackerte schon, mählich verblassend, an und aus, die knatternden und ratternden Gewehrschüsse verwirrten ihn, und dann stand Valerie rechts von ihm und riß die Augen auf, als wäre er das schlimmste, das ihr je begegnet war.
    »Hol dir Lena. Gaff ihn nicht an, ich weiß, du kennst ihn. Ich mach das hier schon!« herrschte Cordula die bleiche Frau mit den nassen goldenen Locken an. Sie sieht aus wie in Berlin auf dem Spielplatz, dachte Robert gegen Schwindel und Übelkeit an, um irgendwas, eine Erinnerung, eine Assoziation, zu fassen zu kriegen, und dann legte Valerie ihren linken Handrücken auf seine Papierwange, blinzelte und sagte: »Ich bin doch … war doch … wer bin, wer bist du … sind wir Robert?«
    »Robert, genau«, rief Philip Klatt vom andern Ende des Raums, wo das weiße Licht tanzte, das Robert in den Augen wehtat, »und das hier ist Stefanie Mehring, erinnerst du dich an sie, Valerie? Du hast ihr Leben kaputtgemacht! Sie war die erste von vielen, denen du das Leben kaputtgemacht hast, und einige hatten’s verdient – aber die hier ist nie wieder zu sich gekommen, nach dieser Nacht bei Skriba, und Skriba selber hat’s bereut, genug, um sich gegen deine Herrin aufzulehnen – willst du zuschauen, wie sie Robert tötet, den einzigen Menschen, der dir erklären kann, was du bist, was mit dir passiert ist, die Stimmen in deinem Kopf, dein anderes Ich, das er ist – und Stefanie hier, siehst du das, wie sie dich anschaut, wie sie dich erkennt, obwohl sie eigentlich nicht mehr lebt – willst du nicht versuchen, das wiedergutzumachen, was du getan hast, willst du dich nicht entschuldigen bei …«
    Wo sind die Dieringshofen und Jenny jetzt hin, wer sind diese Frauen in Uniform, was sind das für silberne Fische überall im Raum, die da rumflitzen, ach, Valeries

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