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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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dem Garten, in den anderen Düften, eine halbe Welt weit weg, und dann sagte er, wie um sich aus dem Bann ihrer einschüchternden Schönheit mit einer einzigen Frechheit zu befreien: »Ich lüge schon Cordula Späth an, was die Kontakte zu regulären Truppen und die Rolle unserer Agitation bei den Streiks betrifft, warum soll ich also nicht auch dich anlügen – was fragst du mich überhaupt irgendwas zu diesen Sachen?«
    »Ich weiß«, sagte Hillary mitfühlend, »du führst einen Zweifrontenkrieg. Du bist nicht ganz Späths Mann, weil sie die Welt den W schenken will statt den Menschen, aber du bist auch ganz bestimmt nicht meiner. Glaubst mehr an die einstigen Ziele der Gippies als Späth selber, die auf ihre hübschen neuen Dinger aus Nietzsches Fieberträumen setzt – wenigstens lassen wir jetzt die Masken fallen, wir zwei.«
    Andy atmete tief ein, dann lange aus, betrachtete sie aufmerksam. Sie blinzelte nicht.
    Er schnaufte und sagte: »Du hast recht. Es ist zu spät für … im Deutschen sagen wir: Eiertänze. Wie mit dem Löffel auf dem Ei, weißt du, beim Kindergeburtstag, so ein Balancespiel.«
    »Eiertänze. Gefällt mir.«
    Ganz langsam, als wär’ er Clint Eastwood und der Shootout unvermeidlich, tupfte sich Andy den Mund mit der dicken, groben, ordentlich gestärkten Serviette ab, die neben seinem Teller lag. Dann fuhr er fort: »Also gut. Dann mal zur Sache. Wie lange spielt ihr schon dieses Lauerspiel, Cordula und du? Was weißt du über sie, und darüber, was sie weiß?«
    »Du willst wissen, ob du es riskieren kannst, dich bei ihr noch mal blicken zu lassen. Bei ihr und Valerie. Ob der Informationsweg zwischen uns eine Einbahnstraße ist, ob sie weiß, mit was und wem du da rumspielst.«
    Jetzt wurde Andy ärgerlich: »Rumspielst, jetzt hör mal …«
    Hillary schloß die Augen, legte beide Hände an die Schläfen, massierte sie mit den Fingern und sagte: »Du hast jede Menge Tatkraft. Ich hatte mal Weisheit, aber jetzt bin ich nur noch müde. Wir wären kein gutes Team, leider. Nicht mehr. Und über Späth mach dir keine Sorgen – die wußte früher als ich, mit was für Leuten du dich eingelassen hast, wie weit deine Kontakte reichen, und vielleicht – ich weiß ja nicht, was in dieser Frau vorgeht, ich glaube, niemand weiß das, niemand hat’s je gewußt – vielleicht amüsiert es sie wenigstens, daß zumindest eines ihrer Kinder die Fackel weiterträgt, von der sie verbreiten läßt, sie wäre ausgegangen, als die Moskauer Putschisten im August 1991 gestoppt wurden.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon du …«
    »Natürlich nicht. Die Welt hat es vergessen – andererseits: Du hast es dir wieder angeeignet, mit Späths Hilfe, nicht wahr? Aber es irritiert dich, daß ich es auch weiß. Ich besitze die Minidiscs von Jennifer Brunner, Andreas, das heißt: eine Kopie davon. An einer Stelle redet sie über die Erfahrung, wie das alles kippte, wie die Tür des ZK der KPdSU versiegelt wurde – das war, wie ein anderer westlicher Intellektueller, einer aus deinem Land, scharf gesehen hat, die Rücknahme der Oktoberrevolution –, die Prawda, zwischenzeitlich in ›Arbeiterweg‹ umbenannt, hatte man vor der Oktoberrevolution versiegelt, als das Siegel gebrochen wurde, begann die Revolution. Jelzin habe ich übrigens kennengelernt, seltsamer kleiner Mann, hat immer scheußliche Witze gerissen. Furchtbar töricht. Meine politischen Erinnerungen, die subjektiven jedenfalls, an die Zeit vor 1992 sind seltsam unterbelichtet, mir war so vieles nicht klar, Zusammenhänge, was das für ein Staat gewesen war, mit dem wir uns im Kalten Krieg befunden hatten, und dann kam Bush II., und der 11. September, und der Totentanz, und Mekka und Medina, und ich wurde ins Amt … gespült, und dann hörte ich von den Minidiscs und von Cordula Späths Wanderbibliothek – ich habe fast die kompletten Bestände im Laufe der Zeit von Leuten in der Pfauengruppe fotografieren lassen, ich besitze Kopien. Guck nicht so. Späths ganzer Laden ist unterwandert, das macht ihr gar nichts aus, ich … Es gibt ein Tonband von einem Telefonat zwischen ihr und Rosenzweig, auf dem sie lacht und sagt: ›Klar werden wir abgehört, das ist halt unsere Art von Öffentlichkeit, mein Junge.‹ Der … Eiertanz ist wirklich vorbei, Andreas. Du willst wissen, warum ich die Konferenz trotzdem vorbereite? Ich werde dich nachher an einen sehr einsamen Ort bringen, dir etwas zeigen. Dann verstehst du’s vielleicht. Aber vorher habe ich

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