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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Napoléon. Hat er mir geschenkt, weil sie süß, aber auch nach Pfeffer riecht, und weil er behauptet hat, so wäre das mit mir auch.«
    Andy lächelte, weil sie das sehr gefaßt sagte, alles andere als rührselig, und erwiderte respektvoll: »Er hatte recht, so ist das mit dir, süß und pfeffrig.«
    »Pff. Männer«, machte Hillary, und blickte auf zum Dach, in Richtung Daunenwolken, Tauschleier, Sonne.
    »Ist das derselbe Rosengarten hier, in dem die klassischen Pressekonferenzen des zwanzigsten Jahrhunderts immer stattgefunden haben?« fragte Andy, der noch nie hier gewesen war, so nah am Oval Office .
    »Nein, das ist nicht der alte Rosengarten. Der ging bei der Gefangennahme der Bush-Mafia drauf, die Marines und die Agenten der NSA haben ihn kaputtgetrampelt. Es ist geschossen worden. Tja … und Gott sagte zu mir, im Traum, als ich gewählt worden war: Ich hab’ dir nie einen Rosengarten versprochen.«
    »Das ist eine Anspielung, nicht? Irgend so ein Buchtitel?«
    »Etwas in der Art. Vielleicht hätte ich das nicht anordnen sollen, daß man wieder einen Garten pflanzt, nachdem das Präsidentenamt, das Weiße Haus, der Garten, das Oval Office, all diese Ehrwürdigkeiten so … verdreckt waren vom Massenmord.«
    »Auch andere Präsidenten der Vereinigten Staaten haben viele Menschen umbringen lassen.«
    Hillary blieb unbeeindruckt, er mochte das immens: »Ja, aber aus nachvollziehbaren Gründen. Nicht, um die Welt mit sich in den Untergang zu reißen. Wenn der Totentanz wirklich die Schuld von Islamisten gewesen wäre … nein, nicht mal dann wäre das rechtens gewesen. Also hätten wir vielleicht etwas anderes pflanzen sollen hier, Sesam und Lilien, etwas Morgenländisches, ich weiß auch nicht. Nun ja, die Macht der Gewohnheit.«
    Sie ließ sich führen und führte zugleich ihn, am erdigen, veilchenartigen Geruch der blutigroten Chinarosen vorbei – Rotfeuer, dachte Andy, unangenehm berührt – durch die Beete mit Wild- und Gallicarosen hindurch, an fraktalen Geheimnissen, schwarzem Samt, Tee- und Bananendüften vorbei – »Hier, diese gelbe, sie heißt Buff Beauty, gehört zu den Moschata-Hybriden, stammt aus dem ersten Drittel des letzten Jahrhunderts, man denkt an die heilige katholische Kommunion, finde ich – an Jungfrauenumzüge, an Vestalinnen …«
    »Menschenopfer«, sagte Andy säuerlich, und Hillary lachte, erschöpfter, als er sie je erlebt hatte, wirklich am Rand ihrer Kräfte, fast schon bereit, es sein zu lassen, aufzugeben.
    Er hatte Angst um sie, als er das hörte, und hoffte doch heimlich, daß es wirklich so sein würde: Daß sie das Amt aufgab und zu ihrer Tochter ging, die, wie sie ihm erzählt hatte, den Leichnam des Vaters nach Arkansas begleitete und sich weigerte, mit der Mutter zu sprechen. Wenn Hillary jetzt losließ, blieb ihr der Kampf erspart, den Andy am Horizont erkennen konnte, Zundergeruch, baldige Verfinsterung des noch so jungen Tages.
    Sie setzten sich zusammen auf eine Bank. Andy hielt ihre rechte Hand in beiden eigenen Händen und dachte an das Zeugnis, das James Carville ihr auf einem Dinner in Ägypten ausgestellt hatte, am Abend nach Hillarys Erklärung, sie werde ihre Truppen zur Bekämpfung des Zom bie-Unwesens aus Ägypten abziehen, wenn die Ägypter nicht ihre Wühlarbeit gegen Eisins neue Republik einstellten: »Sie kann hart sein, das haben die Leute in diesem Land hier gerade lernen müssen, hart wie Pyramidenstein. Aber sie hat nie ihre Familie vergessen, ihr Vater ist zwei Block weit vom lokalen Regierungssitz in Little Rock gestorben. Und niemand, der mit ihr gearbeitet hat, hat sie je verraten, ist ihr je untreu geworden, anders als bei jeder Politikerin und jedem Politiker, die oder den ich sonst je getroffen habe. Das ist alles, Andreas, was du über Hillary Rodham Clintons Charakter wissen mußt.«
    Ihre Hand war kalt, alt und schwächer, als er sie kannte.
    »Was wirst du jetzt machen?«
    »Die Konferenz vorbereiten, das Wiedervereinigungsfest. Wir haben bauen lassen, weißt du das? Das größte Bauprojekt in den Vereinigten Staaten seit dem Totentanz, das überhaupt größte bislang im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Ja, ich hab’s gesehen, auf dem Weg vom Flughafen, größer als alles. Es wird auf mehr Postkarten sein als das Washington Monument und der alte Lincoln auf seinem blöden Leibstuhl. Aber warum bläst du ihn nicht ab, deinen Auftritt? Warum läßt du nicht andere Leute die Konferenz einweihen, was hast du davon, wenn du dir keine

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