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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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jeden Tag hier aufkreuzte, das Ding aufschloß und die Kids, wie sagt man doch, »betreute«, vielleicht auch Veranstaltungen mit ihnen plante und durchführte, wenn er diese neue Regelmäßigkeit im Ernst auf sich nahm, dann würde er wieder Gelegenheit haben zu solchen Spaziergängen.
    Altstadthäuschen: Früher waren ihm die größer und weniger windschief vorgekommen. Die Menschen müssen Zwerge gewesen sein, damals, wann immer das gewesen ist, dachte er, ungewiss, ob »damals« nun heißen sollte: als er jung war, oder: als die Altstadt gebaut wurde.
    »Wenn die Zeit insgesamt eine Stadt ist, ist die Altstadt das Armenviertel von Dickens, oder wenigstens von Gerhart Hauptmann«, wo hatte er das gelesen? In der Zeitung, richtig. Robert hatte das geschrieben. Wir haben uns voneinander entfernt, wir alle, die wir einander geschaffen haben, aber wir kennen uns noch, wir machen weiter, wir wollen nicht vergessen, was wir damals wollten, wann werden wir frei sein?
    Zögerlich, Schritt für Schritt, als fürchtete er, durch das halbblinde Fenster schon in den Treff hineingesogen zu werden und dort dann festzusitzen wie Tolkiens Gollum in seiner feuchten Höhle, ging Philip Klatt auf das schmale Haus zu, um zu lesen, was auf dem DIN-A4 -Zettel stand, der unter den doch tatsächlich mit Fingerfarben – daß es so was überhaupt noch gab! – geschmierten Worten »Autonomer Jugendtreff« in der Glastür hing.
    Philip erlebte eine Überraschung: Der Zettel stammte nicht, wie er erwartet hatte, von Frau Flasch oder ihrer Helferin Isabella Ackermann, sondern von den Jugendlichen selbst.
    Die wurden ihm durch das, was er da las, nicht eben unsympathischer:
    » FEIERABEND !
    Wir hatten niemals Bock auf Hausregeln, mit Sicherheit nicht. Frau Flasch und Isabella haben auf Vertrauen gesetzt aber jetzt ist Feierabend. Wie war der Spruch noch mal, im Bezug auf unsere Straßenkinderbude – baut einer von euch Scheiße, kriegen das zwanzig bis dreißig Leute ab. Wir geben einen Dreck auf Hausverbote (kotz), aber Herrgottnochmal, es geht nicht mehr anders. Der Laden hier ist kurz vor dem Aus, und he, wisst ihr was, ihr tragt dazu bei. Es gibt verdammtnochmal keine Erklärung mehr, wieso und weshalb. In Kürze habt ihr eure Regeln und wenn’s euch hier nicht paßt, dann verpisst euch in andere ›soziale Einrichtungen‹. Wie war das noch mal mit den zwanzig bis dreißig armen Fackeln, die die Scheiße abkriegen, die ihr baut? Es geht ja nicht nur um die Nachbarn, denen wir sowieso nen Dorn im Auge sind, nee es geht um: ach scheiß drauf. Wie gesagt: wenn euch diese Regeln nicht passen, die übrigens von den Punks kommen, nicht von Sozialarbeitern, dann verzieht euch in andere Gefilde, mal schauen ob ihr da genauso viel Scheiße bauen könnt wie bei uns. Ist das Punkrock, ja Scheiße, dann sind wir halt keine Punkrocker mehr, laut euch Volldeppen waren wir das ja dann schon vorher nicht. Um es noch einmal zu betonen, das hier ist kein Schrieb von den euch so verhaßten Sozialfrauen, das ist von uns. Wir haben keine Lust, die Räume wegen so was Verblödetes wie Euch zu verlieren. Es ist eine Existenzfrage. Falls ihr nicht schnallt, was das bedeutet, versucht’s mit eurem ehemaligen Brettergymnasiumlehrer, der weiß es sicherlich. Um aber mal zu den Punkten zu kommen, die euch vor einem Rausschmiß bewahren, bitteschön.
    Treff e.V.:
    Erstens, absolut keine Drogen, und kommt uns jetzt nicht mit der Hiobsbotschaft, daß Haschisch keine Droge ist. Bei ner Alksucht bzw. beim Entzug kann man noch mal drüber reden, solltet ihr in Zukunft aber trotzdem vergessen. Wir lassen uns nicht mehr verarschen.
    Zweitens. Keine Gewalt.
    Drittens. Beim Saubermachen beteiligen.
    Viertens. Vor dem Treff geht nichts, absolut nichts. Siehe vor allem Punkt eins bis zwei. Eure Kasperspielchen könnt ihr auch ein paar Meter weiter am Fluß machen.
    Fünftens. Nun, als Regel kann man diesen Punkt wohl nicht betrachten, eher als Bitte: verscheißert uns nicht, sonst verscheißern wir euch zurück.
    Sechstens. Wir haben keine Lust, euch rauszuschmeißen, aber in Zukunft verteilen wir trotzdem Hausverbote, verlaßt euch drauf.
    Tja, gell, soviel isses gar nicht, wir wissen nicht, wie hoch euer IQ ist, aber selbst der Blödeste von Euch dürfte das schnallen. Wenn nicht, dann haut ab, und bitte bitte kommt nicht wieder. Für Auswärtige Punkers und Artverwandte: wir lassen uns von euch bestimmt nicht unsere Räume an den Arsch machen, tut das bei Euch, macht

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