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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Ianthe ins Gesicht, griff ihre Wangen, krallte sich hinein, die Handflächen verdeckten beide Augen. Freddy rutschte rückwärts in die Küche, auf die Ellenbogen gestützt, schnappte nach Luft.
    Beate stieß der Feindin das Knie ins Kreuz. Dann zog sie an ihrem Kopf, daß alle Muskeln am Hals, alle Adern dort und an den Schläfen hervortraten. So angestrengt hatte Fred ihr Gesicht noch nie gesehen, es sah scheußlich aus. Mund Ianthes Mund verbreiterte sich, Bea zog ihn weiter auseinander, als Fred für möglich gehalten hatte, entsetzlich, maskenhaft gummibleich, zäh. Die Waffe hatte Ianthe auf den Boden gerichtet, das war das einzig Beruhigende: wenigstens keine Quer schläger. Freddy konnte nichts tun, nur zusehen, und schaute deshalb genau hin, angeekelt zwar, aber gebannt: Zwei Finger von Beates linker Hand rutschten an den verschmierten dehnbaren Lippen ab, dann hinein, zwischen die Haifischzähne. Beate keuchte, wollte die Hand wegziehen, aber Ianthe schnappte zu. Fred spürte einen Würgereflex, warmen Kotzgeschmack im Mund. Er schluckte den weg und sah, wie Beate losließ und zur Seite rutschte, auf den Boden fiel, sich die verletzte Hand mit der gesunden hielt. Ianthe bleckte die Hauer und spuckte Fred zwei Finger auf die Brust.
    »Also. Mein Junge. Wo waren wir?«
    Beate wimmerte, krümmte sich: »Scheiße Scheiße das brennt Scheiße tut das weh fuck fuck fuck.«
    »Wo waren wir?« brüllte das Monster Freddy an, und der stammelte: »Wollte … ich, ich, ich wollte bloß, wollte wissen, was das hier das, was das alles … bedeutet …«
    »Vergiß es …«, ächzte Beate mit schmerzverzerrtem Gesicht, »… das ist eine ewig lange Geschichte.«
    Ianthe ignorierte sie, funkelte Fred böse an und sagte: »Deine Freundin meint, sie kann sich einfach aus dem Krieg verdrücken. Ich war in deiner katholischen Buchklitsche, Freddy. Habe dich studiert. Ich weiß, wie du drauf bist – am liebsten hätte ich dir da schon erzählt, mit wem du bumst. Wußtest du, daß deine sogenannte Beate 1991, als sie gerade Anfang zwanzig war, mit einer Tauchkapsel einen der berühmtesten, nie aufgeklärten Sabotageakte des zwanzigsten Jahrhunderts verübt hat?«
    »Echt?« maulte Freddy müde.
    Beate lachte, gluckste, blutete.
    »Sie hat die schwere Basisstruktur einer Bohrinsel, Sleipner A, im Gands-Fjord versenkt, vor der Küste von Stavanger in Norwegen. Millionenschwere Hochtechnologie, unwiederbringlich 270 Meter tief im Meer versunken.«
    »Gluck … gluck …«, stöhnte Bea.
    »Deine Freundin gehört zu den W. Sie ist wie ich: mehr als ein Mensch und weniger. Man kann uns beiden den Vorwurf machen, daß wir mit unseren Talenten nix Gescheiteres anfangen, als sie an den Meistbietenden zu verkaufen. Aber in ihrer Jugend war deine Bea eine richtige Idealistin. Wie du, Freddy. Dumm. Eine rote Zecke. Weit gebracht«, sie spuckte auf den Boden, in Beas ungefähre Richtung, »muß man ihr lassen. Bloß meinen Bruder hätte sie nicht umbringen sollen, an der syrischen Grenze.«
    »Wieso nicht?« fragte Freddy, weil es das Blödeste und Frechste war, was ihm einfiel. Er hatte genug von dem Gesülze.
    »Weil … er sie gefickt hat und das sonst … keiner wollen würde, guck sie … doch mal an«, röchelte Beate. Freddy lachte. Ianthes Gesichtsausdruck entgleiste. Wahrscheinlich hätte sie Freddy und Beate unverzüglich erschossen, wenn nicht im Rahmen der von Beate eingetretenen Tür einigermaßen unerwartet plötzlich der Hausmeister gestanden hätte. Knallroter Sonnenbrandschädel, blauer Kittel, verschwitztes Herrenunterhemd, graue Hosen, berechtigte Frage: »Was ist denn das für ein Krach hier? Sind wir denn im Affenhaus?«
    Zwei Kugeln trafen ihn in die Brust, eine in die Stirn. Freddys Gelegenheit: Mit letzter, äußerster Kraftanstrengung trat er dem Ungeheuer direkt in den Hintern. Ianthe fiel über Beate ins Treppenhaus, auf die Pseudo-Marmorstufen, griff nach dem gußeisernen, schwarz lackierten Geländer. Der abgeschossene Hausmeister klapperte ein halbes Stockwerk die Treppe runter. Blieb kurz liegen. Grummelte was. Und richtete sich langsam auf: zweite Runde.
    »Pistole«, verlangte Beate, sich am Heizkörper in die Höhe ziehend.
    Freddy nahm die Waffe aus Beates Koffer und fragte, als er sie ihr reichte: »Kannst du denn schießen?«
    »Ist ja bloß die linke Hand.«
    »Nein, ich meine, ist die Waffe gela…«
    »Herrgottsdonnerwetter! Was fällt Ihnen ein! Hören Sie mal!« schrie der Hausmeister.
    Er

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