Für immer in Honig
der ihr nichts getan hatte und selbst den Kindern auf den Bildern nicht, wenn er auch der Grund dafür war, daß Verbrechen wie die dort abgebildeten begangen wurden. Sein Kopf bobbte vor und zurück, als ob ihn ein unkontrollierbarer Niesreiz gepackt hätte. Das heile Augenlid flatterte, die Stirn, von Schweiß und Blut naßglänzend, zog sich in krause Falten. Dann endlich kniff er das Auge zu, in Erwartung eines furchtbaren Strafgerichts, und schluchzte naß und gedämpft in seinen Knebel.
Astrid trat zu, mit ihrem genagelten Stiefel.
Sie plazierte den Absatz exakt auf der Brust. Zwei Rippen krachten, als der Stuhl mit dem Gefesselten nach hinten flog, die Wand traf und dort zerbrach. Der ohnmächtige Schwerverletzte rutschte zwischen Bruchholz und Stricken an der Wand zu Boden. Bernd und Schorsch hielten den Atem an.
Der Dokter klatschte in die Hände: »Neunhundert Euro im Monat, bar auf die Hand. Ist das was?«
»Wird reichen«, stimmte Astrid Riedler zu.
SIEBTES KAPITEL
Hausfriedensbruch Deluxe • Jetzt aber los
1 Das letzte Schaustück von Ikea, das im Apartment Schörs / Eich dran glauben mußte, bevor die Auseinandersetzung einen andern Schauplatz beanspruchte, war ein Wäscheschrank Modell »Leksvik«. Der stand auf dem Flur und Bea wurde seitwärts hineingeschmissen. Freddy, auf den Knien, rutschte von hinten an Ianthe heran, umgriff ihre Hüften und war nicht begeistert, herausfinden zu müssen, daß die Gräßliche ihren Kopf, wie gewisse Insekten, um mehr als 18 0 ° auf dem unnatürlich langen Hals zu drehen vermochte. Die Nagelzähne tropften, etwas zischte, fiel auf ihn herunter, traf ihn zum Glück nicht ins Auge – als es seine Wange berührte, ätzte es eine Brandwunde rein. Freddy schrie auf, überrascht und vor Schmerz. Sein Griff lockerte sich … Mit einem Tritt wurde Ianthe ihn ganz los. Dann fuhr sie herum und schnappte mit dem großen Geifermaul nach Bea, schlug ihr mit Fäusten mehrfach gegen Brust und Hals und brüllte. Beate riß den linken Arm nach oben und hieb mit dem Messer zwischen die klappernden Kiefer der Angreiferin. Die biß zu. Beate drückte fest, hebelte stark. Die Klinge brach ab.
Ianthe rammte Bea ihren Ellenbogen ins Gesicht. Bea sank zusammen, in den Schrank. Der kippelte polternd erst nach rechts, dann nach links. Freddy war inzwischen zum Koffer gerobbt und hatte ihn aufgeklappt. Er fummelte die Pistole frei, von der er weder wußte, ob sie geladen war, noch, wie man damit schoß. Ianthe ließ von Bea ab, fauchte, drehte sich um und trat auf Freddys Hände, in den Koffer. Ihm wurde schwarz vor Augen, das gab’s also wirklich, wie in Büchern. Er biß sich auf die Unterlippe, um nicht ohnmächtig zu werden, als die Welt ins Rutschen kam. Dann lag er auf dem Rücken und sah nach oben. Lange Schnurrhaare standen in borstigen Büscheln neben Ianthes Nase ab. Das schmale Gesicht sah jetzt noch schmaler aus, aber die Haare waren wieder etwas … kürzer? Weniger gezaust? Menschenähnlicher?
Ianthes Zähne wirkten jetzt kürzer, nicht mehr so gelb, die rote Glut in den Augen war erloschen.
Hände, dachte Freddy verwirrt, was ist mit den Händen – richtig, es waren keine Klauen mehr. Dafür hielten sie eine Pistole. Freddys Augen rollten in den Höhlen, das Gesichtsfeld zitterte: Schwarze Lederhosen trug das Ungeheuer, weiße Turnschuhe, wieso ist das wichtig, das ist nicht wichtig, wieso fällt es mir auf, egal.
»Glück… wunsch …«, sagte Freddy Schörs ächzend, und wußte nicht mal, was er meinte.
Dann verlor für ein paar Sekunden das Bewußtsein.
»Nein. Nein, nein, nein. So nicht. Ganz bestimmt nicht.«
Ianthe war ärgerlich, watschte ihn links und rechts ab. Freddy riß die Augen weit auf, spuckte. Wieder wurde ihm die Mündung vorgehalten. »Ich erschieße doch keinen Bewußtlosen. Wie komm’ ich mir denn da vor?«
Fred hustete Schleim und Klümpchen. Aus den Augenwinkeln sah er Bea sich wieder regen, wollte Zeit schinden, bis sie wieder auf den Beinen war, und nahm alle Kraft zusammen, um so spöttisch, wie es sich eben machen ließ, zu sagen: »Weißt du, Ial… äh …«
»Ianthe«, die Erscheinung fletschte die Zähne. Ätzender Auswurf troff ihr von der Unterlippe auf Freddys Brust und brannte da wie die Sau.
»O.k. Ianthe. Ich hätte mehr Spaß beim Erschossenwerden, wenn mir jemand erzählen würde, wofür.«
»Ach, ist das so? Dann paß mal auf …«
Beate warf sich auf den Rücken des Monsters. Um den Kopf herum faßte sie
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