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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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stand jetzt auf dem Zwischenabsatz und riß seinen blauen Kittel auseinander. Freddy dachte: Er zerstört sein Gewand, wie ein Priester in der Bibel. Die Hände des Mannes waren aus Fleisch und Blut, die Arme aber, von den Handgelenken bis zu den Schultern, aus dünnem Metall. Auch die Stirn, unter der Wunde, schien metallisch, eine Verschalung offenbar. »Ein Zombotiker«, erklärte Freddy sich selbst das Offensichtliche. »Was ein Glück«, Ianthe, jetzt wieder pelzig, ging dem neuen Angreifer ohne Zögern an die Kehle. Beate nahm die Waffe hoch und verfeuerte unter gewaltigem Lärm ihr ganzes Magazin auf alle beide.
    Kill ’em all, dachte Freddy: Meine Freundin, toll.
    Ianthe hatte sich in die rechte Schulter des Hausmeister verbissen und schleuderte ihn gegen die weißgetünchte Wand. Sie riß Fleisch raus, biß, riß, nagte, legte das Kugellager frei, knackte ein Gelenk. Die bei den zuckten, wenn sie getroffen wurden, sonst hatte das keinen Effekt. Putz splitterte. Der freie Arm des Hausmeisters schlug, weit ausschwingend wie ein Kran, das Monster immer wieder in die Seite. Eine Kugel traf den Hausmeister ins rechte Bein, eine Ianthe hinterm Ohr, die daraufhin etwas weniger zielstrebig fraß und rupfte. Twock. Ein Schuß in Ianthes Hüfte. Twock. Ein Steckschuß in die Hausmeisterbrust. Ianthes Kinn schien sich zuzuspitzen, wurde länger, zur Schnauze. Freddy war schwindlig. Twock. Etwas wölbte sich und wimmelte in Ianthes Kopf, Knirschen und Knacksen.
    »Cambion«, sagte Beate und ließ den Arm mit der Waffe sinken.
    »Was?« schrie Freddy und packte sie an der linken Schulter. Er war so gut wie taub von dem Geballer, dem Gebrüll und den Schlägen gegen den Kopf.
    »Eine der gefährlichsten Formen der W«, las er ihr halb von den Lippen ab.
    »Der Weh? Was für Weh? Ich hab’ auch Wehweh, Bea! Viel, viel Wehweh!«
    Beate schoß noch zweimal auf die Kämpfenden, dann schleuderte sie die Waffe Ianthe ins Genick. Sie prallte ab. Knochenstreben stachen durch den Schädel aus der Kopfhaut der Wolfsfrau. »Hörner? Das auch noch?« grunzte Fred. Bea packte sein Handgelenk und schrie ihn an: »Wir müssen raus! Wir müssen raus hier! Ins Gebüsch, vom Balkon!«
    »Und … dann?«
    »Dann klauen wir ein Auto und weg!«
    »Deine Hand? Willst du die nicht verbinden?« fragte Fred weinerlich. Er hatte überhaupt keine Lust, vom Balkon zu springen.
    »Cambion«, sagte Beate noch einmal, »das wird nicht lustig. Gleich wird sie brennen.«
    »Was? Wer? … Wann? … Was?« Fred sah belämmert an Beate vorbei auf den Treppenabsatz.
    Eine lange schwarze Zunge schoß aus dem Mund des schnappenden, grienenden Dings. Der Hausmeister schrie, dann fuhr ihm diese Zunge in den Mund. Sein Schreien verstummte, er gurgelte. Sein Hals wurde dicker, wieder dünner. Pulsierte stärker. Ein Knurren, tiefer als das Grollen von Vulkanen, tönte aus Ianthes Eingeweiden. Und dann explodierte der Schädel des Zombotikers: Metall, Knochen, Hirn, Fleisch, Augen, Zunge, alles spritzte und splitterte in sämtliche Richtungen, durchschlug die Glasbausteine in der Wand, hieb Material aus den Treppenstufen. Etwas davon streifte sogar Freds Gesicht, lauwarm und glibberig.
    Der leblose Leib des Hausmeisters sackte zusammen. Ianthe wandte sich auf stöckchendünnen Hinterläufen um, sah die Treppe hoch zu Freddy und knurrte.
    »Beate?« wisperte Fred.
    Die aber hatte keine Geduld mehr gehabt, war weg, wieder ins Apartment entschlüpft. Er hörte Rumoren, Gerumpel, Geklirr. Arsenal aufstocken? Alleine abhauen? Freds Hals war luftdicht zugeschnürt, er preßte sich rückwärts an die kühle Wand, und dachte, na gut, macht ja nix, ich träume das alles nur, wache gleich auf, sofort.
    Das Unding nahm die erste Stufe.
    Es schmatzte.
    Die zweite Stufe.
    Es grunzte.
    Dann fing das Fell an zu rauchen.
    Beißender, aschgrauer Qualm stieg davon empor, der roch wie angezündete Gummireifen. Aus der Wohnung drangen Flüche: »Wo ist dieses verdammte …« Das Monster qualmte nicht mehr, jetzt brannte es: Ein paar zierliche Flämmchen aus Rissen in der ledrigen Haut unterm Pelz zischten zuerst, dann folgte ein beißendes Schwelen auf den Armen, schließlich platzte das T-Shirt flockig vom buckligen Rücken, als dort Stichflammen emporschossen, blaurot und gelbschwarz. Das Maul schnappte, eine eiserne Bärenfalle. Beate stürzte aus der Wohnung, den Feuerlöscher im Arm, und sprühte los. Weißer Schaum schoß dem Wesen mitten ins Gesicht.
    Freddy sank wimmernd in

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