Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
informieren Sie mich bitte gleich.“
Heller nickte.
Dann wandte Mechthild sich Ayse und Bernd Schultze zu. „Wie seid ihr vorangekommen?“
Nach einem kurzen Blickkontakt mit Bernd Schultze ergriff Ayse das Wort. „So wie es aussieht, hat Lautermann ein ganz normales Leben geführt. Nur, dass er eben auch schwul war. Er war in der Szene zwar bekannt, aber suchte dort nicht nach Anschluss oder sexuellen Abenteuern. Er war kein Partygänger und flippte auch nicht nächtens in den einschlägigen Lokalen herum. Wir haben eigentlich nur erfahren, dass er ein ganz durchschnittlicher Mensch war. Keine Hinweise auf geheime Passionen, unklare Verhältnisse, oder so. Er verkehrte zwar ab und zu in Lokalitäten, die bevorzugt von Schwulen besucht wurden, aber war dort auch völlig unauffällig. Bevor es dort richtig losging, hatte er sich vorher meist schon verdrückt. Also summa summarum: Hier brauchen wir nicht weiter zu suchen.“
Ayse sah Bernd Schultze fragend an, ob sie etwas vergessen hatte, aber der nickte nur zustimmend.
Mechthild Kayser bedankte sich. „Wir müssen genauer überlegen, wo wir noch ansetzen können. Irgendwo hat der Mörder Heinz Lautermann ja getroffen. Es muss da eine Lücke geben. Vielleicht führte er eine Art Doppelleben, das in die Schwulenszene nicht durchgesickert ist? Macht euch bitte noch mal Gedanken. Eventuell könntet ihr eure Zeugen noch mal unter vier Augen befragen.“
Ayse machte sich Notizen. Sie wussten zwar, mit wem sie gesprochen hatte, aber die genauen Personalien hatte sie nicht festgehalten. Die musste sie nun am Computer ermitteln. Tiger-Lola und Hanni. Sie würde als Erstes die Spitznamenkartei durchforsten.
Endlich kam Mechthild Kayser zu dem Punkt, auf den alle warteten. Sie schilderte kurz die Vorzüge der privaten Postzustellfirmen, erklärte ihre echte Überraschung, dass ein Brief aus dem Senegal innerhalb von 24 Stunden in Deutschland sein konnte, während man auf die Bundespost oft innerhalb Bremens schon zwei Tage warten musste. Sie reichte Fritz Behrmann den Umschlag mit den Unterlagen und bat ihn, sich sofort daranzumachen.
Behrmann erläuterte in Kürze die Schwierigkeiten, die sie haben würden, um auf Papieren Abdrücke zu sichern, ersparte sich den Hinweis auf ihre diesbezüglichen Experimente am Morgen, ohne jedoch darauf einzugehen, dass es ihnen gelungen war, eine wahrscheinlich erfolgreiche Methode gefunden zu haben. „Alles bringt natürlich nur etwas, wenn wir auch einen Abdruck finden. Und dann selbstverständlich einen, der von uns auch schon mal gespeichert wurde. Wir werden also sehen. Ich möchte nicht, dass Sie sich alle zu viel Hoffnung machen. Aber wir betrachten es als echte Spur und gehen sehr ernsthaft daran. Davon können Sie ausgehen“, versicherte er. „Doch es wird Zeit kosten!“ Er wog den Umschlag in den Händen. „Scheint sich zwar nur um ein paar Seiten zu handeln, aber wer weiß, wie viele Leute darauf ihre Abdrücke hinterlassen haben.“
Mit fragendem Blick bat er Mechthild Kayser, dass er die Sitzung verlassen und sich an die Arbeit machen könnte. Behrmann juckte es in den Fingern. Mechthild verstand, und er machte sich eiligen Schrittes aus dem Konferenzzimmer. „Wenn sonst keine Fragen sind, gehen wir wieder an die Arbeit“, sagte sie. „Für alle gilt weiterhin: Neue Erkenntnisse sofort an mich. Dann bitte ich Herrn Roder, noch hier zu bleiben, um die Amtshilfe mit Oldenburg zu klären!“
Roder sagte jetzt zum ersten Mal auf dieser Sitzung etwas. „Nicht nötig, Frau Kayser! Ich kenne das Verfahren!“
Mechthild sah Steins unverständlichen Blick. Er hatte offensichtlich das Thema bei Roder schon angesprochen, und dieser hatte ihn auf sie verwiesen. Was sollte das, fragte sie sich. Aber sie wollte nicht weiter darauf eingehen. Sollte Roder seine Probleme selber lösen.
„Na, prima!“ antwortete Mechthild. „Dann geben Sie mir kurz Nachricht, ob und wann es klappen wird!“
Sie stand auf und schnappte sich ihre Unterlagen. Im Hinausgehen hörte sie noch Stein, wie er Roder fragte, ob der hier den Besserwisser raushängen lassen wollte. Stein fühlte sich von Roder vorgeführt. Die Antwort Roders bekam sie aber nicht mehr mit.
Fritz Behrmann war bewusst, dass auf den Schultern des Erkennungsdienstes ein großer Teil der Hoffnungen der Mordkommission lastete. Seit dem sie dem Täter einmal so nahe gekommen waren und die Wohnung von Heinz Lautermann gestürmt hatten, war kein weiterer, entscheidender
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