Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
gehen, oder?“
„Okay, ich verstehe. Sie wollen unbedingt dabei sein. Aber später müssen Sie die Wunde von einem Arzt versorgen lassen.“ Schulterzuckend setzte sich Eggert wieder vor seine Apparaturen und bereitete eine neue Erhitzung vor. An dem Glaskolben klebte die verbrannte Haut von Fritz Behrmann und verbreitete einen unangenehmen Geruch. Der Chemiker tauschte ihn aus.
Wenige Augenblicke später erschien Behrmanns Mitarbeiter. Er führte einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer mit sich, dem er Brandsalbe und Verbandszeug entnahm. „Sieht böse aus, Fritz. Wäre besser, du gehst zum Arzt!“
„Mein Gott, das weiß ich!“ schnauzte Behrmann los. Er spürte die zunehmenden Schmerzen. Sein Kollege sah ihn vorwurfsvoll an. „Tut mir leid. Es tut scheiße weh! Gib mir mal die Schmerztabletten!“
Mit der freien Hand drückte er sich zehn Ibuprofen in den Mund, kaute kurz auf ihnen herum, und mit einer eindeutigen Geste in Richtung Waschbecken zeigte er an, dass er dringend ein Glas Wasser benötigte. Flugs kam Eggert seinem Wunsch nach. Nur langsam verzog sich der bittere Geschmack in Behrmanns Mund.
Mittlerweile hatte sein Erste-Hilfe-Leistender seine Arbeit beendet. Behrmann besah sich die verbundene Hand. „Sieht doch gut aus. Ich danke dir!“ Dann forderte er Eggert ungeduldig auf, die Arbeit fortzusetzen, zog sich den Schutzhandschuh wieder über die gesunde Hand und begab sich zurück an die Arbeit. Der Schmerz am Handballen nahm zu, aber die Aussicht auf die Wirkung der Tabletten ließen Behrmann durchhalten.
Sie brauchten noch Stunden, bis sie alle Seiten bearbeitet hatten. Es gelang ihnen, verschiedenste Abdrücke zu lokalisieren und zu trennen. Sie entdeckten über neunzig Fingerspuren auf den Vorder- und Rückseiten der sechs Blätter. Viele Spuren waren aber nicht auswertbar, da die vorhandenen Teile der Abdrücke nicht ausreichend für eine Klassifizierung waren. Nach Abzug der bekannten Abdrücke von Herrn Diopi verblieben fast sechzig, die im System bearbeitet werden konnten.
Eggert, der anfangs noch gespannt mit den beiden anderen auf ein Ergebnis gewartet hatte, hörte nun seinen knurrenden Magen. „Also, ich gehe jetzt in die Kantine. Wollt ihr mit?“
„Nein, wir müssen hier jetzt weiterkommen. Aber bring uns ein paar Brötchen mit. Und füttere doch noch mal deine Kaffeemaschine. Dann sind wir schon zufrieden.“ Behrmann zog einen Schein aus der Hosentasche.
Im Hinausgehen traf der Chemiker auf Mechthild Kayser, die es in ihrem Büro nicht mehr ausgehalten hatte.
„Habt ihr schon etwas?“ fragte sie vorsichtig. Sie wollte auf jeden Fall vermeiden, einen nicht angebrachten Druck aufzubauen. Erkennungsdienstliche Arbeit brauchte oft viel Zeit. Dafür brachte sie häufig die entscheidenden Hinweise, mit denen ein Täter überführt werden konnte.
Behrmann drehte sich zu Mechthild Kayser um.
„Oh, was ist Ihnen passiert?“ fragte sie erstaunt.
„Ein kleiner Betriebsunfall. Nicht der Rede wert!“ log Behrmann.
„Aha!“ antwortete Mechthild und ließ offen, ob sie weitere Einzelheiten hören wollte.
Behrmann blieb ihr weitere Erklärungen schuldig und erklärte stattdessen den Stand ihrer Arbeit. „Zurzeit gleicht der Computer die gefundenen Fingerspuren mit seinen Dateien ab. Bis jetzt allerdings ohne Treffer.“
„Und passt eine Spur zu unserem Teil?“
Behrmann trat leichter Schweiß auf die Stirn. Daran hatte er gar nicht gedacht. Das Abdruckfragment auf dem Verschluss der Kühltruhe in Lautermanns Wohnung hatten sie noch gar nicht herangezogen. Das hatte er völlig vergessen. Der kleine Teil dieses Abdrucks ließ sich zwar für eine erfolgreiche Bestimmung nicht klassifizieren, aber man konnte versuchen, es mit anderen ganzen oder Teilabdrücken zu ergänzen, um einen vollständigen Abdruck zu erhalten. „Äh, so weit sind wir noch nicht! Wir checken erst einmal die klassifizierbaren Abdrücke. Falls wir dort ein Ergebnis erzielen, vergleichen wir es mit dem Abdruck von der Kühltruhe. Aber wenn wir jetzt nichts finden, gehen wir auch noch die nicht verwertbaren Spuren durch und schauen, ob sie zu unserem Teilstück als Ergänzung passen.“
Mechthild nickte zustimmend. Die Vorgehensweise erschien arbeitsökonomisch und logisch. Und Behrmann war froh, dass sie nichts bemerkt hatte. Zu peinlich, wenn ihn ein Kollege auf der nächsten Sitzung darauf aufmerksam gemacht hätte.
Der Kollege aus der Daktyloskopie war weniger froh. Er ging davon aus, dass sein
Weitere Kostenlose Bücher