Für immer Nichtraucher! - Der einfache Weg, dauerhaft mit dem Rauchen Schluss zu machen
Hätte er aber schon auf den ersten Kilometern Krämpfe bekommen, wäre das etwas anderes gewesen.
Jeden Tag sagte ich mir selbst vor: »Es wäre dumm, jetzt aufzugeben, halt durch, irgendwann muss das Verlangen doch aufhören.« Doch die dauernde Niedergeschlagenheit wirkte auf
mein Durchhaltevermögen wie ein tropfender Wasserhahn, jeden Tag wurde es mürber, bis ich eines Tages einfach aufgeben musste und absolut enttäuscht von mir war, weil alle Anstrengungen umsonst gewesen waren. Ich war wieder einmal gescheitert. Wenn ich nur noch ein bisschen durchgehalten hätte, hätte ich es vielleicht geschafft. Das war der Grund für meine Tränen.
Heute weiß ich, dass es mir nur dank meines starken Willens möglich gewesen war, überhaupt diese sechs Monate durchzuhalten. Und selbst wenn ich noch mehr Energie aufgebracht hätte, wäre es nur darauf hinausgelaufen, die Depression und Niedergeschlagenheit noch zu verlängern. Der Marathonläufer weiß, dass seine Mühe irgendwann ein Ende haben wird. Ein Drogensüchtiger, der durch Einsatz von Willenskraft aufhören will, hat damit zu kämpfen, dass er nicht weiß, wie lange sein Martyrium dauern wird. Da er während dieser Zeit permanent das Verlangen nach einer Zigarette verspürt, die er sich aber versagt, lautet die Antwort: Nie. Der ehemalige Raucher beginnt das zu ahnen, und unabhängig davon, wie stark sein Wille auch ist – früher oder später wird er seinem Verlangen wieder nachgeben.
Im Grunde habe ich eine absolut rationale Entscheidung getroffen. Ich hätte meine Depression und mein Elend mit ins Grab genommen. Da ist es doch weit besser, das kurze, aber süße Leben eines Drogensüchtigen zu führen, als das längere, dafür aber von Niedergeschlagenheit und Entbehrung gezeichnete eines Exsüchtigen. Das kann ich akzeptieren. Ich würde diese Haltung sogar unterstützen, wenn sie nur wahr wäre. Ich wäre noch heute Raucher, wenn das stimmen würde. Halt! Ich wäre heute tot, aber ich wäre als Raucher gestorben. Die wunderbare Wahrheit aber lautet: Es stimmt nicht. Doch solange Sie selbst daran glauben, ist es für Sie die Wahrheit.
Bei Radiointerviews werde ich verfolgt von einem Anrufer, den ich hier Onkel Fred nenne. Onkel Fred ist Ende Siebzig oder Anfang Achtzig und beschreibt bis ins kleinste Detail, wie er während des Krieges zu rauchen angefangen hat. Wie es ihm
während der furchtbaren Jahre in den Schützengräben ein Rettungsanker war und dass er sich mit seiner kleinen Rente kein anderes Vergnügen gönnen konnte. Weiter schildert er den schrecklichen Tag, als die Regierung beschloss, den Zigarettenpreis um einige Pfennige pro Päckchen zu erhöhen. Da hatte er keine Lust mehr, sich von der Regierung weiterhin erpressen zu lassen. Er beschloss, das Rauchen aufzugeben.
Onkel Fred stellte das letzte Päckchen Zigaretten auf den Kaminsims und setzte sich gegenüber in seinen Lehnstuhl. Sechs Monate lang starrten Fred und das Päckchen sich gegenseitig an, das Päckchen entschlossen, ihn zu verführen, er entschlossen, sich nicht verführen zu lassen. Zum Glück hat die Geschichte ein Happyend. Fred erklärt mit Recht voller Stolz, dass nach sechs Monaten sein Wille gesiegt und er es tatsächlich geschafft hatte.
Bei diesem Radiointerview, bei dem Freds Anruf einging, sollten die Zuhörer Ratschläge erhalten, wie sie aufhören können. Na und, werden Sie denken, Freds Geschichte handelt eben vom Sieg des Guten über das Böse, sie zeigt anderen Rauchern, dass es möglich ist aufzuhören. Richtig, aber Sie sollten auch wissen, dass ich die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit damit verbracht habe, die Raucher zu überzeugen, dass es eben keiner immensen Willenskraft bedarf, um vom Rauchen loszukommen. Und Fred beendet seine Ausführungen immer mit dem Satz: »Versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, dass man keinen starken Willen braucht. Ich weiß es nur zu gut, wie stark dieser Wille sein muss.«
Welche Botschaft übermittelte Fred den anderen Rauchern? Etwa, dass Zigaretten ihnen im Ernstfall sogar das Leben retten können, dass sie das einzige Vergnügen im Leben sind oder dass er nur aufgehört hat, weil er es sich nicht mehr leisten konnte? Warum muss man sich eigentlich über einige Pfennige mehr pro Packung so aufregen? Manch andere Raucher würden diese Preiserhöhung nur als kleinen Strafaufschub betrachten. Fred hat im Lauf seines Lebens ein Ansteigen des Zigarettenpreises von zwanzig Pfennigen auf über vier Mark
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