Fuer immer nur du
Andrés Büro zu gehen und wartete geduldig, bis Ottilie in der Küche verschwunden war.
Kiras Nerven vibrierten förmlich, als sie sich schließlich in das verbotene Zimmer stahl. Seit drei Monaten war sie nicht mehr hier gewesen, und trotzdem hatte sich nichts verändert. Mit einer Ausnahme. Es war kein Telefon mehr vorhanden.
Sie suchte überall danach, und ihre Frustration wuchs von Minute zu Minute. Offenbar hatte er geahnt, dass sie versuchen würde, jemanden anzurufen, und war ihrem Plan zuvorgekommen.
Aber so einfach ließ Kira sich nicht ins Bockshorn jagen. Es war zu wichtig, herauszufinden, wer sie der Untreue bezichtigte. Ihres Wissens gab es in den Hütten keine eigenen Telefone, aber das Restaurant musste doch über eine Verbindung zum Festland verfügen.
Eine halbe Stunde später betrat sie die einzige Gaststätte auf der Insel. Hinter dem Tresen stand ein hochgewachsener Einheimischer, und vor ihm auf dem Barhocker saß einer von Andrés Sicherheitsleuten.
„Bonjour, Mademoiselle“, begrüßte der Barmann sie. „Sie wünschen bitte?“
„Mineralwasser mit Limone“, bestellte sie und setzte sich ihrerseits auf den äußersten Hocker.
Von dort aus hatte sie einen guten Blick hinter die Bar. Doch das einzig sichtbare Telefon war ein Handy, das am Gürtel des Barmanns befestigt war.
Ergeben nahm Kira ihr Getränk entgegen und schlenderte zum Strand hinunter. Am Bootsanleger entdeckte sie noch mehr Sicherheitspersonal. Obwohl die Männer den Eindruck machten, als würden sie sich nur ausruhen, wusste sie mit Gewissheit, dass sie Kira wachsam beobachteten.
Wenigstens war Petit St. Marc ein wunderschönes Gefängnis, überzogen von sattgrünen Regenwäldern und umgeben von feinem, weißen Sand. Der türkisfarbene Ozean erstreckte sich bis zum Horizont, und in der Ferne konnte man einzelne Schiffe erkennen.
Ganz in ihrer Nähe stand ein einheimischer Junge am Strand und starrte aufs Meer hinaus. Kira folgte seinem Blick und entdeckte ein schmales Kajak, das sich blitzschnell durch die Wellen fortbewegte. Ein ganzes Stück dahinter konnte man das Grün einer Baumgruppe erkennen. Eine Insel?
Aber natürlich. Von dort musste das Kajak gekommen sein.
Ein wagemutiger Plan formte sich in Kiras Kopf, während sie auf ein paar Feldsteinen ausruhte und ihr Wasser trank. Von dort aus beobachtete sie, wie der Junge durch die Brandung lief, um das limonengrüne Kajak in Empfang zu nehmen, in dem ein weiterer Junge saß.
Die beiden zogen das Boot auf den Sand und verschwanden anschließend im Regenwald.
Kiras Blick schweifte vom Kajak zu der anderen Insel. Dort musste es ein Telefon geben, das nicht bewacht wurde.
Wenn sie sich jetzt auf den Weg machte, konnte sie ihren Anwalt anrufen und zurück auf Petit St. Marc sein, bevor sie vermisst wurde. Nur auf diesem Weg war es ihr möglich, zu erfahren, was Claude während ihrer Abwesenheit herausgefunden hatte.
Ihr Mut schien allerdings zu schwinden, wenn sie daran dachte, eine so weite Strecke in einem winzigen Boot zurückzulegen. Aber es war Kiras einzige Chance, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.
Allein mit Claudes Hilfe konnte sie vielleicht den merkwürdigen Vorfällen in ihrem Hotel auf den Grund gehen. Doch zuerst musste sie ihre Angst überwinden. Einen Moment lang schloss Kira die Augen. Sie zitterte von Kopf bis Fuß, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Erschreckende Erinnerungen an den grauenhaften Bootsunfall von damals stiegen in ihr auf. Lake Mead, und das übertriebene Gelächter ihrer Mutter, während ihr neuester Lover mit dem Speedboot über die Wasseroberfläche jagte. Die scharfe Kurve, die Kira mit einem Ruck von Bord beförderte. Das erstickende Wasser, das über ihrem Kopf zusammenschlug, die betäubende Kälte, die endlose Schwärze.
Japsend riss Kira die Augen auf, heiße Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie konnte es nicht tun, ihre Panik war einfach zu überwältigend.
Trotzdem musste sie es irgendwie versuchen. Noch waren die Jungs nicht zurück, und niemand anderes war in Sicht. Dies war ihre Chance, sich fortzuschleichen. Genau jetzt.
Unsicher machte sie ein paar Schritte vorwärts.
Denk an dein Kind!, beschwor sie sich. Ich muss André unbedingt von meiner Unschuld überzeugen, einen anderen Weg gibt es nicht.
Während sie mit angehaltenem Atem in das wacklige Boot stieg, fragte sie sich, wie weit sie ihrem eigenen Anwalt überhaupt über den Weg trauen konnte. Vielleicht war er ja derjenige, der sie
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