Fuer immer und alle Zeit
geschnitten worden war.
Einen Augenblick lang lehnte er sich an die Wand zurück. Doch jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten. Diese Frau mochte mit ihm blutsverwandt sein, aber sie war auf eine Art und Weise erzogen worden, über die er noch nicht einmal nachdenken mochte. Das konnte nicht spurlos an ihr vorübergegangen sein.
Mit der Pistole im Anschlag betrat Adam das Zimmer, ohne die Frau aus den Augen zu lassen.
Ihr hübsches Gesicht zeigte kaum eine Gefühlsregung. Sie blickte ihn nur an, als wüsste sie, was in ihm vorging. Nein, dachte Adam, sie schaut mich an, als wüsste sie, was ich tun werde. Als sie ihm stumm ihre Hände entgegenstreckte, die Handgelenke aneinander gelegt, überfiel ihn für einen Moment ein unheimliches Gefühl. Es stimmt, dachte er. Alles, was man ihm gesagt hatte, stimmte: Sie war entführt worden, damit sie aus einem Zauberspiegel lesen konnte, und in diesem Spiegel hatte sie die Zukunft gesehen. Sie wusste besser als er selbst, was er als Nächstes tun würde.
Er vergeudete nicht noch mehr Zeit damit, zu überlegen, was sie wusste und woher. Über der Lehne des Sessels hingen mehrere Halstücher aus Seide; Adam steckte die Pistole in die Hosentasche und fesselte mit den Tüchern die Hände und Füße der Frau. Sie sagte kein Wort, doch das erleichterte ihn.
Aber gerade als er ihre Füße zusammenband, hörte er in seinem Kopf Darcis Alarmschrei. Raus! Raus! Sofort! Was hat sie gespürt?, fragte er sich. Oder gesehen? Spürte sie etwa eine Gefahr, die von dieser Frau ausging?
Rasch band Adam auch noch ein Tuch über ihren Mund; er konnte nicht riskieren, dass sie vielleicht jemand warnte, der ihm auflauerte.
Erst als er sie gefesselt und geknebelt hatte, fielen ihm der kleine Schreibtisch an der Wand und der Stuhl davor auf. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner, gerahmter Spiegel. Und dieser Rahmen war aus Gold - es war echtes Gold, das sah er sofort - und verziert mit ungeschliffenen Diamanten, Rubinen und Smaragden. Er wusste, dass dieser Rahmen viele hunderttausend Dollar wert war, wenn nicht sogar noch mehr.
Eigentlich wollte Adam gar kein so buntes und auffälliges Beutestück, doch er wusste, dass es extra für ihn dort hingelegt worden war. Aber von wem? Wenn es diese Frau gewesen war, seine Schwester, hatte sie es getan in der Absicht, ihn hereinzulegen? Wenn ja, dann tat er nur gut daran, ihr nicht zu trauen.
Er warf ihr ein kleines Lächeln zu, ein Lächeln, von dem er hoffte, es würde sie auf den Gedanken bringen, er glaube, soeben den richtigen Spiegel gefunden zu haben. Er blickte hinein. Aber er sah nichts.
»Was beweist, dass ich keine Jungfrau bin«, sagte er laut. Dann hörte er ein Geräusch von der Frau. Ich muss verrückt sein, dachte er, denn es hatte fast wie ein Lachen geklungen. Kann nicht sein, dachte er weiter. Über meine Witze lacht doch sonst nie jemand.
Aber er konnte jetzt nicht herumtrödeln. Er sah einen Lederbeutel, der an einem Haken an der Wand hing, und dachte sofort, dass dieser Beutel eigens dafür da war, damit er den Spiegel darin verstauen konnte. Das tat er und steckte auch noch verstohlen, ohne dass die Frau es merkte, den anderen Spiegel hinein. Dann hängte er sich den Beutel über eine Schulter und legte die Frau über die andere, was nicht gerade einfach war, denn sie war fast so groß wie er selbst.
Er hatte gerade den oberen Absatz der Treppe ins Erdgeschoss erreicht, als plötzlich die Hölle losbrach - ein großes, rotes Auto krachte durch die Hauswand.
Als der Wagen die Treppe rammte, wurde Adam durch die heftige Erschütterung zu Boden geschleudert. Er half der Frau auf, nahm den Lederbeutel rasch wieder an sich und schaute dann nach unten, wo er Taylors Kopf auf dem Steuer des Wagens liegen sah. Eine solche Aktion von Darcis Vater konnte nur bedeuten, dass die Zeit ausgelaufen war. Die Treppe war ruiniert, man konnte sie nicht mehr benutzen. Aber er konnte auch nicht länger zögern. Mit einem großen Satz sprang er auf das Dach des Landrovers und half dann der Frau. Sie starrte mit einem verzweifelten Blick auf ihn, als wollte sie unbedingt etwas sagen. Aber Adam wollte jetzt nichts hören. Versuchte sie, ihm klar zu machen, dass es ihm noch Leid tun würde, sie mitgenommen zu haben? Oder wollte sie ihm für ihre Rettung danken? Im Augenblick hatte er einfach keine Zeit, das festzustellen.
Er glitt vom Dach des Wagens, öffnete die Tür und schob Taylor grob auf den Beifahrersitz hinüber. Auch für
Weitere Kostenlose Bücher