Fuer immer und alle Zeit
er war noch nicht mit dem Fesseln der Frau fertig.
Zuvor, als er den Türknauf gedreht und bemerkt hatte, dass das Haus nicht abgesperrt war, hatte es ihm regelrecht den Atem verschlagen. Er war sich so sicher gewesen, dass irgendwelche Alarmsirenen losheulen würden, dass im ersten Moment sogar die Stille ohrenbetäubend wirkte. Als er dann das Haus betrat, hielt er die Luft an, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und er hatte die Pistole im Anschlag, die er unter seinem Sweatshirt versteckt gehabt hatte.
Aber er sah niemand, hörte niemand. Einen Augenblick lang blieb er reglos im Flur stehen und lauschte, dann warf er einen Blick in das Zimmer rechts von ihm. Er hielt nach möglichen Angreifern Ausschau, aber er konnte seine Neugier nicht zügeln. Wie lebte ein derart übles, böses Weib?
Adam war in einem Haus voller Antiquitäten aufgewachsen, das fast an ein Museum erinnerte, aber es war trotzdem sein Zuhause gewesen. Doch dass dieses Haus kein Zuhause war, merkte er sofort. Die Wohnzimmermöbel wirkten wie Ausstellungsstücke, die lieblos und ohne einen Gedanken an Behaglichkeit aufgestellt waren. Der Raum machte einfach nicht den Eindruck, als würde er bewohnt; er enthielt keine persönlichen Dinge, auf dem Kaminsims stand kein Foto, an keiner Wand hing ein Bild.
Adam konnte nicht anders, als beim Anblick dieses Zim-mers zu erschaudern. Es hatte etwas Unheimliches an sich, obwohl nichts darin war, was in irgendeiner Weise bedrohlich gewirkt hätte.
Die Pistole noch immer im Anschlag, ging er weiter ins Esszimmer. Auch hier dasselbe: nichts Persönliches, nichts, was den Eindruck erweckte, jemals von einem Menschen benutzt worden zu sein. War dieses Haus nur eine Fassade, sollte es nur einen Anschein erwecken? Wohnte die Frau woanders, in einem von Mauern und Toren geschützten Haus? War dieses hier nur ein Köder, der Darci anlocken sollte?
Einen Augenblick lang spürte Adam Panik in sich aufsteigen. Er hatte Darci allein gelassen, nur mit Taylor als Schutz. Bei diesem Gedanken steigerte sich seine Panik noch. Was wusste er schon über diesen Mann? Dass er viele Bücher über Okkultismus geschrieben hatte. Vielleicht wusste er deshalb so viel über dieses Thema, weil er selbst ein Okkultist war. Vielleicht würde er ...
Adam musste einige Male tief durchatmen, um sich zu beruhigen, damit er die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, angehen konnte. Und so viel er auch von dem Spiegel gesprochen hatte, war sein vordringliches Ziel doch, die Frau dort oben zu holen und dieses Haus dann so schnell wie möglich wieder zu verlassen.
Im hinteren Teil des Hauses war eine Küche, in der Adam im Vorbeigehen ein paar Schränke öffnete. Leer. Aber wenn dieses Haus tatsächlich nur eine Fassade war, wenn es gar nicht bewohnt wurde, warum hatte Darci dann gesagt, es sei »voll schlimmer Dinge«?
Leise - seine Schuhe machten auf dem harten Holzboden kein Geräusch - schlich Adam die Treppe hinauf. Die Frau war ganz oben. Erwarteten ihn die Fallen erst dort? Verbarg sich das Böse, das Darci gespürt hatte, dort oben?
Am oberen Treppenabsatz angekommen, blieb er stehen. Vom Flur gingen vier Türen ab, sie waren alle geschlossen. Sollte er sie einfach ignorieren und die nächste Treppe hinaufgehen? Würde eine Armee aus ihnen hervorbrechen, sobald er weiter nach oben ging?
Langsam, lautlos, schlich er den Flur entlang bis zur ersten Tür und öffnete sie so weit, dass sie fast an der Wand anschlug. Es war ein Schlafzimmer, wieder ein unpersönlicher Ort, der wie der Ausstellungsraum eines Möbelgeschäfts wirkte. Nur dass die Vorhänge nicht zu den Fenstern passten und auch niemand versucht hatte, sie passend zu machen. Die Kommode war viel zu groß für dieses Zimmer. Und auch hier: nicht einmal eine Haarbürste oder sonst ein persönlicher Gegenstand.
Das nächste Zimmer war ein Bad mit weißen Fliesen und weißen Handtüchern, die aussahen, als seien sie noch nie benutzt worden. Es folgte ein weiteres Schlafzimmer, doch dieses war ein wenig anders. Es enthielt zwar auch nichts Persönliches, ebenso wenig wie das Badezimmer daneben, aber es vermittelte den Eindruck, dass es schon benutzt worden war. Die einfache Tagesdecke auf dem Bett war aus weißer Baumwolle und offenbar schon mehrfach gewaschen worden. Die Möbel waren nachgemachte Antiquitäten, was man schon auf den ersten Blick daran sah, dass sie viel zu sehr glänzten. Adam sah sich nur kurz in dem Zimmer um und ging dann weiter.
Die nächste
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