Für immer und eh nicht (German Edition)
den beschlossenen Maßnahmen.
Die Protokollführerin wird deshalb an höchster Stelle Beschwerde einlegen.
TOP 5: Termine
Nächstes Treffen am Freitag, 28. Mai, um 9 Uhr
8
A rm in Arm betraten Raphael und ich am Freitagabend gegen acht Uhr das Restaurant »Zum goldenen Engel«. Das heißt, eigentlich betraten wir es nicht, sondern schwebten hinein: ich in einem schwarzen, engen Kleid mit den neuen Strass-Sandalen, und Raphael in einem dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und hellblauer Krawatte. Dank Raphael waren wir ein äußerst attraktives Paar, und tatsächlich drehten sich einige der Gäste zu uns um, als der Oberkellner uns zu unserem Tisch geleitete.
»Für den Herrn Grafen und seine werte Frau Gemahlin, bitte sehr!«, wisperte der alte Mann mit heiserer Stimme.
Sollte ich ihn aufklären? Ich blickte hilfesuchend zu Raphael, aber der lächelte vergnügt und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Danke«, hauchte ich deshalb nur, als der Oberkellner mir den Stuhl zurechtschob.
»Ich schicke Ihnen sofort einen Kollegen, der sich um Sie kümmern wird. Wenn der Herr Graf und die Frau Gräfin noch einen speziellen Wunsch haben, dann lassen Sie es mich wissen.« Mit diesen Worten verließ der Oberkellner unseren Tisch.
Ich nickte, noch ganz eingeschüchtert von der noblen Atmosphäre, die der Speisesaal verströmte. Weiß-golden glänzte der Stuck an der Decke, die Tische waren ganz in Weiß gedeckt und dekoriert, und auf jedem Tisch brannten vier hohe, goldene Kerzen.
Raphael hingegen schien unseren Auftritt zu genießen und sah sich neugierig um. Schließlich blieben seine Augen an mir hängen, und er lächelte. »Wie war dein Tag?«
Wo sollte ich anfangen?
»Ereignisreich.« Ich war schon am Mittag von der Apotheke aus zu meinem Vater gefahren. »Anstrengend.« Gegen sieben Uhr hatte ich mich von ihm, Sebastian und Harald verabschiedet und war nach Hause geeilt. Zum Glück war meine Mutter unterwegs gewesen, so dass ich wenigstens beim Duschen meine Ruhe hatte. »Und stressig.« Zum guten Schluss hatte ich mich am Telefon mit Hanna gestritten, weil sie immer die gleichen lästigen Fragen stellte.
»Du Arme!« Raphael ergriff meine Hand und streichelte sie sanft. Verlegen bog ich meine Finger nach innen, weil ich die schwarzen Ränder unter den Nägeln bemerkte. Das nächste Mal würde ich mir mehr Zeit für die Körperpflege nehmen, wenn ich von der Baustelle kam.
»Und was hast du gemacht?«
»Ich habe den Umbau beaufsichtigt, und am Nachmittag bin ich stundenlang ausgeritten. Die Pferde müssen bewegt werden, und derzeit habe ich noch keinen ausgebildeten Pfleger. Schade, dass nicht du einen Teil der Ausritte übernehmen kannst.«
»Daraus wird wohl nichts, tut mir leid.« Mit Schaudern dachte ich an den letzten Sonntag zurück.
»Das ist nicht deine Schuld.« Wieder streichelte er meinen Handrücken. Seine Berührung tat gut, und langsam entspannte ich mich.
Ein Kellner brachte die Speisekarten, ein zweiter nahm die Getränkebestellung auf. Raphael orderte eine Flasche Champagner. »Das ist doch in deinem Sinn, oder?«
»Und ob!« Ich nickte erfreut. So stressig der Tag auch gewesen war, der Abend begann vielversprechend. Erwartungsvoll schlug ich die Speisekarte auf.
»Was wirst du essen?«, erkundigte sich Raphael.
»Hm.« Ich warf einen Blick auf die erste Seite der Karte und erschrak. Nicht nur die Preise waren horrend hoch. Auch das Menü entsprach in keiner Weise meiner Vorstellung von einem schmackhaften italienischen Essen.
»Hausgemachte Trüffelravioli mit Venusmuscheln und Babysprotten«, las ich leise. »Ausgelöste Etouffé der Taube an Ziegenricotta …« So ging es weiter.
»Ich nehme das Müritz-Lamm«, sagte Raphael und klappte seine Karte zu. »Und du?«
»Die Farfalle in Salbeibutter klingen gut. Aber ich mag kein Kapern-Mus dazu. Ich hasse Kapern.«
»Das haben wir gleich.« Raphael winkte dem Oberkellner und gab unsere Bestellungen auf. »Und bitte die Farfalle unbedingt ohne Kapern«, schloss er.
»Dieser Sonderwunsch ist kein Problem. Möchten Sie ein Süppchen als Entrée?«
Raphael öffnete seine Karte erneut. »Ich nehme die geeiste Gurkensuppe mit Nordmeerkrabben.«
»Und für die Frau Gräfin?«
Das klang ungewohnt, aber irgendwie gut. Ich errötete und überflog die Vorspeisen. »Einen aufgeschäumten Honig-Balsamico-Fond, bitte.«
Diese Mischung klang ziemlich exotisch, aber es war die einzige Vorspeise ohne Fisch und Meeresfrüchte auf der
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