Für immer und eh nicht (German Edition)

er triefend nass, bevor er mich am Handgelenk zu fassen bekam.
    »Waffenstillstand?«, bat er atemlos.
    »Einverstanden.« Ich drehte den Schlauch zu.
    »Theresa! Telefon!« Sebastian stand auf der Terrasse und winkte. »Es ist Hanna.«
    »Ich komme!«
    »Sie kommt«, wiederholte er in mein Handy. »Sieht ganz so aus, als hätte sie gerade im Freien geduscht und dabei viel Spaß gehabt.«
    Hanna sagte irgendetwas, das Sebastian zum Lächeln brachte. »Nein, es ist nicht Raphael. Zählt ein alter Freund der Familie auch?«
    Was redete er denn da? »Gib mir das Telefon!«, zischte ich, als ich die Terrasse erreicht hatte.
    »Ich muss mich leider verabschieden«, sagte Sebastian zu Hanna. »Ich hätte mich gern noch weiter mit dir unterhalten. Du weißt ja, dass du der Traum meiner Jugend warst!«
    Hanna lachte noch, als ich das Handy übernahm. »Dein Bruder ist süß.«
    »Ich schenke ihn dir.«
    »Was muss ich da von ihm hören? Du duschst im Freien mit einem fremden Mann?«
    »Das war kein Mann.« Ich warf einen verstohlenen Blick auf Harald, der sich gerade sein nasses T-Shirt auszog. »Naja, eigentlich war es doch ein Mann.«
    »Wenn du dir sicher bist, kannst du mir ja noch mal Bescheid geben.«
    »Mache ich.«
    »Wie läuft es mit dir und Raphael? Du hast dich seit letzten Freitag gar nicht mehr bei mir gemeldet.«
    »Es läuft … äh … ganz gut.«
    »Hat die Warterei ein Ende?«
    »Nein.«
    »Immer noch nicht?«
    »Du glaubst gar nicht, wie beschäftigt ich bin!«
    »Womit? Was kann wichtiger sein als der erste Sex?«
    »Hanna!« Ich sah mich rasch um. Aber sowohl Sebastian als auch Harald standen weit genug von mir entfernt und hatten Hannas Frage nicht gehört. »Du erwartest jetzt hoffentlich nicht im Ernst, dass ich dir antworte.«
    »Man darf ja wohl mal fragen.«
    »Es wird schon dazu kommen«, versicherte ich ihr und senkte meine Stimme. »Das ist alles etwas kompliziert.«
    »Wieso?«
    »Kann ich dich morgen noch mal anrufen? Dann erkläre ich es dir in Ruhe.«
    »Alles klar. Ich warte.«
    »Bis dann!«
    Ich legte das Handy auf den Tisch und fröstelte plötzlich. Kein Wunder, ich hatte ja noch die nassen Sachen an. Aber bevor ich etwas sagen konnte, legte Harald mir fürsorglich ein Handtuch um die Schultern.
    »Danke.« Ich wickelte mich fest in das Badetuch.
    »Das Essen ist fertig!« Mein Vater stellte den Topf mit der dampfenden Gulaschsuppe auf den Tisch und betrachtete mich verwundert. »Du bist ja ganz nass! Was habt ihr denn jetzt schon wieder angestellt?« Er warf mir einen strengen Blick zu. »Zieh dir lieber was Trockenes an.«
    Gehorsam lief ich ins Haus und wechselte die Kleidung. Als ich mich wenig später zu den drei Männern an den Tisch setzte, hatte mein Vater mir bereits einen Teller Suppe hingestellt und eine Flasche Bier geöffnet. »Das ist zwar nicht ganz der ›Goldene Engel‹, aber schmecken wird es trotzdem«, behauptete er.
    »Heute Abend brauche ich auch keinen ›Goldenen Engel‹ mehr«, seufzte ich zufrieden. »Das hat Zeit bis morgen.«

Woche 3
     
    »Management by Fallobst:
Wenn Entscheidungen reif sind,
fallen sie von selbst.«
(Verfasser unbekannt)
    Projekt: Engel für Single (EfüSi) / ‌Protokoll des Meetings vom 21. Mai
    Teilnehmer:
Petrus (Projektleiter)
Gabriel (stellv. Projektleiter)
Maria
Adam
Eva (Protokollführerin)
    TOP 1: Aktuelle Lage
    Die aktuellen Geschehnisse entwickeln sich suboptimal.
    Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem
eine nicht vorhersehbare Allergie gegen Pferdehaare bei der VP
ein zeitaufwendiger Umbau im Elternhaus der VP
die ständige Anwesenheit der Mutter der VP
    Außerdem machen der Umbau des Schlosses und die Pflege der Reitpferde dem VE wesentlich mehr Arbeit als angenommen.
    TOP 2: Ausblick
    Am heutigen Tag soll der VE der VP einen Heiratsantrag machen. Dadurch erhofft sich das Projektteam eine Ablenkung der VP von ihren derzeitigen Problemen (siehe Top 1).
    TOP 3: Maßnahmen
    Der VE soll den Heiratsantrag möglichst romantisch gestalten. Es wird ihm empfohlen, zu diesem Zweck alte Liebesfilme zu studieren.
    Außerdem erlaubt sich das Projektteam einen kleinen Eingriff in die Träume der Mutter der VP, um diese zur Rückkehr in ihr Haus zu bewegen. Auf diese Weise werden der VE und die VP in der nächsten Woche ungestört sein.
    Die Maßnahmen werden mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen genehmigt.
    TOP 4: Verschiedenes
    Der stellvertretende Projektleiter verweigert nach wie vor seine Zustimmung zu