Für immer und eh nicht (German Edition)
Karte.
»Eine ausgezeichnete Wahl.« Der Kellner verbeugte sich leicht und verließ den Tisch. Gleich darauf wurde der Champagner gebracht, und Raphael erhob sein Glas. »Auf die schönste Frau im Saal!«
Ich errötete. »Auf uns«, verbesserte ich schnell, prostete ihm zu und genoss das kalte, edle Getränk. »Das tut richtig gut nach diesem anstrengenden Tag.«
Raphael nickte und sah mich verliebt an. »Du tust mir auch gut.«
»Eigentlich hatte ich den Champagner gemeint«, sagte ich lächelnd. »Aber natürlich darfst du dich gern angesprochen fühlen. Ich habe übrigens eine Einladung für dich. Mein Vater veranstaltet morgen Abend eine Grillparty, zu der nur Männer eingeladen sind. Ich darf dich mitbringen.«
Er runzelte die Stirn. »Aber du bist doch kein Mann.«
»Nein.« Wenigstens das hatte er schon mal richtig erkannt. Ich nahm noch einen Schluck Champagner. Vielleicht war heute Abend eine passende Gelegenheit, ihm noch intensiver zu beweisen, dass ich eine Frau war. Vielleicht würde er mich nach dem Essen mit zu sich aufs Schloss nehmen. Oder vielleicht könnten wir auch ein Hotelzimmer mieten. Mit Whirlpool und Wasserbett …
»Theresa, Liebes?« Er riss mich aus meinen Gedanken, doch immerhin hatte ich noch mitbekommen, dass er endlich mal ein Kosewort benutzte, das mir gefiel.
»Was hast du gesagt?«
»Ich habe dich gefragt, warum du trotzdem beim Grillfest dabei bist.«
»Ich muss helfen. Mein Bruder fällt kurzfristig aus und ich springe für ihn ein.«
»Soll ich auch helfen?«
»Nein. Ich glaube, mein Vater möchte dich kennenlernen. Am besten setzt du dich neben ihn und machst, was er sagt.«
»Klingt ziemlich furchteinflößend.«
»Momentan ist er das auch, allerdings nur auf der Baustelle. Im richtigen Leben ist er ein liebenswerter, freundlicher Mensch, vor dem man keine Angst haben muss.«
»Dann komme ich gern. Ich freue mich darauf, ihn zu treffen. Es wird ja auch langsam Zeit.«
Vor Schreck verschluckte ich mich am Champagner. »Heißt das, ich muss deine Familie auch kennenlernen?«
»Das wird nicht gehen.« Raphael sah aus, als ob er nach den richtigen Worten suchen müsste. »Sie … äh … sie sind weit fort.«
»Wo denn?«
»Sie sind geschäftlich verreist. Eine längere Sache irgendwo in … äh … Südamerika.«
»Dein Großvater traut sich in seinem Alter aber noch eine Menge zu!« Ich war beeindruckt.
»Tja …«
»Aber wahrscheinlich muss das so sein, wenn er immer noch für eure Firma tätig ist.«
»Ja, genau!« Raphael schien erleichtert, dass der Ober in diesem Moment unser Essen brachte. Das Thema Familie war erst einmal erledigt.
»Ich brauche etwas Brot zur Vorspeise«, sagte Raphael nach dem ersten Löffel seiner Gurkensuppe. »Möchtest du auch etwas?«
»Gern.« Meine Honig-Balsamico-Creme sah nicht nur merkwürdig aus, sie schmeckte auch so. Brot würde helfen.
»Ich hole uns welches.« Raphael erhob sich und eilte durch den Saal, bevor ich ihn zurückhalten konnte.
»Du hättest doch einfach den Kellner rufen können«, bemerkte ich, als er nach ein paar Minuten zurückkam. »Das wäre schneller gegangen.«
»Dann würdest du aber nicht das bekommen, was du haben sollst«, antwortete er geheimnisvoll und grinste in sich hinein.
Ich schob einen weiteren Löffel Suppe in meinen Mund und beschloss, vorerst nicht nachzufragen, was er damit meinte. Die Suppe schmeckte schon warm nicht besonders gut. Kalt war sie vermutlich ungenießbar.
Der Oberkellner höchstpersönlich brachte einen vergoldeten Brotkorb an unseren Tisch und lächelte Raphael verschwörerisch zu.
Was lief da ab?
»Hier!« Raphael hielt mir den Korb hin, und ich nahm das oberste Stück Baguette.
Raphael räusperte sich. »Ich habe heute übrigens zufällig in einem Liebesfilm eine sehr nette Szene gesehen.«
»Du hattest Zeit, einen Film zu sehen? Ich dachte, du warst den ganzen Tag beschäftigt.« Ich legte den Suppenlöffel aus der Hand.
»War ich auch. Das Nachforschen in alten Liebesfilmen gehörte heute zu meiner wichtigsten Aufgabe.« Er schien das völlig ernst zu meinen.
»Warum?« Ich biss ein großes Stück vom Baguette ab. Es war warm und sehr knusprig.
»Nun.« Raphael rutschte verlegen hin und her. »Ich habe nach einer schönen Anregung dafür gesucht, dir ganz romantisch einen Verlobungsring zu überreichen.«
Fast hätte ich mich an dem Brot verschluckt.
Raphael beobachtete jede meiner Bewegungen sehr genau. »Am besten hat mir eine ganz
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