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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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Teil mal lesen.«
    Meg überflog schweigend die Seiten. Als sie bei einem bestimmten Abschnitt länger verweilte, wusste Emma, dass der Moment gekommen war, ihre Frage zu stellen. »Warum hast du geweint, Mum?«
    Meg schwieg lange. »Nicht, weil ich Louise nicht wollte«, sagte sie endlich.
    Emma wartete, aber ihre Mutter ließ sich Zeit mit der Antwort. »Bitte, Mum, ich muss es wissen.«
    Meg stand auf und ging zum Fenster. Trotz der geschlossenen Jalousien schien die Aussicht sie so zu fesseln, dass sie sich beim Sprechen nicht zu ihr umdrehte. »Ich habe deinetwegen geweint, Emma. Wegen der Schuldgefühle, die ich hatte und immer noch mit mir herumtrage.«
    Â»Weshalb?«, fragte Emma. Sie bereute es schon fast, ihre Mutter bedrängt zu haben; sie wollte nicht noch ein Geständnis von einem Elternteil hören.
    Â»Du weißt, dass du nicht geplant warst. Ich wollte erst später Kinder haben, viel später. Als ich feststellte, dass ich schwanger war, wollte ich es nicht behalten. Dich, ich wollte dich nicht behalten.«
    Â»Und warum hast du nicht abgetrieben?«
    Â»Weil mir schließlich klar wurde, dass du mir wichtiger warst als mein Juraexamen.«
    Emma schlug die Hand vor den Mund, aber nicht vor Entsetzen, sondern vor Erleichterung. Als ihre Mutter ihr einen zaghaften Blick zuwarf, war die Hand schon wieder weg, und ein Lächeln kam zum Vorschein. »Gott sei Dank.«
    Â»Was?«
    Â»Du bist nicht die Einzige, die Schuldgefühle hatte. Ich dachte immer, ich bin daran schuld, dass du so hart kämpfen musstest, um beruflich deinen Weg zu gehen. Ich dachte, ich hätte dich daran gehindert.«
    Â»Das darfst du nicht denken, Emma. Das war kein Kampf, es war eine Freude.« Meg nahm das Foto von Emma und Louise beim Sandburgenbauen von der Kommode. »Du und Louise, ihr seid das Glück meines Lebens.«
    Â»Wirklich? Ich dachte, wir waren höllisch anstrengend …«
    Â»Okay«, lachte Meg. »Vielleicht sehe ich das im Nachhinein durch die rosa Brille. Nimm nur dieses Foto – es hat eine Ewigkeit gedauert, euch dazu zu bringen, beide zu lächeln. Jedes Mal, wenn ich die Kamera zur Hand nahm, ging die Streiterei wieder los …«
    Â»Ach, ich dachte, Dad hätte das Foto gemacht«, sagte Emma und wunderte sich, wie ihre Erinnerung sie so täuschen konnte.
    Â»Er war da schon gegangen, um mit der Kanzlei zu telefonieren. Es gab damals ja keine Handys.« Meg stellte das Foto ab. »Ich schwöre dir, wenn ich eines bereue, dann überhaupt daran gedacht zu haben, dich nicht zu bekommen. Deshalb habe ich geweint.« Die Selbstvorwürfe, die sie vor all den Jahren gequält hatten, schienen sich erneut einzustellen.
    Â»Es tut mir leid, Mum. Ich wollte dich nicht traurig machen, aber ich bin froh, dass ich es jetzt weiß. Das hilft mir.«
    Meg nickte und wischte eine Träne weg, die gegen ihren Willen hervorgequollen war.
    Â»Okay, zurück zu meiner Geschichte«, sagte Emma forsch und wartete, dass Meg sich wieder zu ihr setzte. In ihrem Ton schwang eine Warnung mit – sie mussten sich beide am Riemen reißen. »Ich komme hier nämlich gerade nicht weiter, weil ich vom Kinderkriegen keine Ahnung habe. Erzähl mir bitte alles Wissenswerte über eine Entbindung.« Zögerlich fügte sie hinzu: »Sind die Schmerzen wirklich so grässlich?«
    Â»Beim ersten Mal hatte ich schreckliche Angst, und ja, es tut sehr weh. Aber es ist jede einzelne Wehe wert, weil man dann auf einmal dieses wunderbare kleine Wesen im Arm hält und die Schmerzen vergisst. Das muss wohl so sein, sonst würde keine Frau das ein zweites Mal durchmachen.«
    Meg hatte noch viel mehr zu erzählen, und so verbrachten sie den Rest des Abends damit, über Emmas und Louises frühe Kindheit zu sprechen, über Vorkommnisse, an die Emma sich entweder nicht erinnerte, oder sie einfach vergessen hatte. Es war seltsam, ihre Reaktion auf Louises Geburt aus einer anderen Perspektive beschrieben zu hören und feststellen zu müssen, dass sie da wohl selbst eine rosarote Brille aufgehabt hatte. Ihre Rolle als fürsorgliche Mutterglucke hatte sie offenbar nur kurz gespielt, da der Reiz des Neuen, eine kleine Schwester zu haben, bald verflogen war. Ihre Mutter war gerade mitten in einer weiteren beschämenden Anekdote, da hörten sie den Schlüssel in der Wohnungstür. Als Ben erschien, entschuldigte

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