Fuer immer und einen Tag
gelesen«, sagte er und grinste bedauernd.
»Vier Sterne!«, wiederholte Louise. Ihr Lächeln wurde zunehmend selbstzufriedener, während sie es langsam richtig begriff.
»Was gibtâs?« Jetzt zwängte sich auch Ben durch die kleine Gruppe, mit Jean im Schlepptau. »Habe ich richtig gehört? Was Gutes?« Ein stummer Chor aus nickenden Köpfen antwortete ihm.
Dann redeten plötzlich alle durcheinander, verschlangen jedes Wort der Kritik und beglückwünschten sich gegenseitig. Alle auÃer Emma. Ihr Anfall war relativ harmlos gewesen und hatte nur einige Sekunden gedauert, aber das deutliche Gefühl, ihr Kind in den Armen zu halten, war geblieben. All die freudige Erregung um sie herum drang nicht zu ihr durch.
»Das muss gefeiert werden«, sagte Louise. »Sollen wir eine Party veranstalten?«
»Oh ja!«, stimmten Jean und Iris begeistert zu.
»Aber wann?«, warf Steven ein. »Wir werden uns vor Reservierungen nicht retten können, und das gute Geschäft können wir uns nicht entgehen lassen.«
Als die Unterhaltung in eine hitzige Debatte überging, drängte sich Ben näher an Emma heran und hockte sich neben sie. »Willst du mir erzählen, was los ist?«, fragte er leise.
Emma spürte seinen forschenden Blick und weigerte sich, ihn anzusehen. »Alles okay«, murmelte sie, aber als er ihr über die Wange streichelte und ihren Kopf zu sich herumdrehte, konnte sie ihm nichts mehr vormachen.
»Komm«, sagte er, nahm ihre Hand und zog sie vom Tisch weg.
»Emma? Stimmt etwas nicht?« Ihre Mutter klang sofort alarmiert.
»Alles in Ordnung«, sagte Ben beiläufig. »Wir müssen nur etwas besprechen.«
Er führte sie durch die Küche und in den kleinen Flur, von dem es zur Wohnung hinaufging. Sie setzten sich auf die Treppe.
»Also â¦Â« Er nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich. »Was wolltest du sagen?«
Emma konnte ihn immer noch nicht ansehen und starrte stattdessen auf seine feste, kräftige Hand. »Es tut mir leid. Ich weiÃ, ich sollte mich für Louise freuen, und das tue ich auch«, sagte sie, ohne selbst richtig daran zu glauben. »Verstehst du, ich war so versessen darauf, alles zu regeln und in Ordnung zu bringen, solange ich es noch kann, ob auf der Arbeit, hier im Bistro oder auch, was die Beziehung zu meinem Vater angeht. Okay, dazu bin ich gedrängt worden, aber ich habe es trotzdem getan.«
»Du hast dein Haus bestellt, meinst du?«
Emma nickte langsam und biss sich auf die Lippen. Sie wusste, was sie gleich sagen würde, würde ihm wehtun, aber sie musste es sagen. »Ich werde bald sterben, Ben. Das wissen wir beide, und es wird schwer für euch alle werden. Auch das wissen wir.« Sie wartete ab, ob er bereit war, ihr weiter zuzuhören. »Ich wollte es euch ein bisschen leichter machen.«
Ben räusperte sich und kniff die Augen zusammen. Wenn Tränen darin standen, verbarg er sie gut. »Ich glaube zwar nicht, dass das möglich ist, aber ich verstehe, warum du es tust. Du hast mir nur noch nicht gesagt, was dich jetzt gerade bedrückt.«
»Ich selbst«, antwortete Emma. Ben, der ihr offensichtlich nicht folgen konnte, streichelte ihre Hand und wartete. Sie holte tief Luft. »Ich dachte, ich könnte mir selbst auch geben, was ich mir wünsche, eine Karriere, Kinder. Ich dachte, es würde genügen, mir das alles herbeizuschreiben, aber es genügt nicht.«
»Sieh mich an, Emma«, sagte Ben. »Es ist doch nicht alles auf die Buchseiten beschränkt.«
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und wischte sacht eine erste Träne mit dem Daumen weg. Er konnte es nicht ahnen, aber das Gefühl seiner Hand an ihrer Wange löste einen emotionalen Dammbruch aus. »Ich weië, sagte sie und empfand wieder die Berührung des kleinen Mädchens aus ihrer Vision.
Ben nahm sie in die Arme, als sie zu schluchzen begann. »Ich bin nicht sicher, ob du es wirklich weiÃt, Emma. Ich möchte, dass du mich wieder an dich heranlässt, ich fühle mich so verloren.«
Die Intensität ihrer Gefühle jagte Schockwellen über ihre Nervenbahnen. Sie wusste, dass er recht hatte. Mit ihrem sturen Beharren darauf, die Last allein zu tragen, hatte sie das Gefühl der Isolation nur verstärkt. Ihr Schreiben war nicht mehr das gemeinsame Projekt, das es einmal sein sollte, denn sie hatte
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