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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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fragte Emma, und Jennifer nickte bestätigend.
    Sie empfand keine Schadenfreude, nur Müdigkeit und Bedauern. Um die Stimmung abzuschütteln, fragte sie: »Und was passiert jetzt?«
    Â»Wenn es nach mir geht, kriegt Alex seine Quittung. Wart’s nur ab«, erklärte Jennifer ruhig.
    Â»Hm, trotz all seiner Fehler bereue ich es jetzt fast, dir mein Material überlassen zu haben, muss ich gestehen. Ich war verletzt und sauer, aber ich möchte eigentlich nicht dafür verantwortlich sein, dass Alex seinen Job verliert.«
    Â»Unsinn, seine Inkompetenz wird ihn seinen Job kosten, nichts anderes. Untersteh dich, ein schlechtes Gewissen zu haben«, sagte Jennifer entschieden.
    Emma betrachtete sie mit neuen Augen. Sie war nicht mehr das rebellische Kind von einst, und sie schien es auch nicht mehr darauf abgesehen zu haben, zu ihrem Ebenbild zu werden. Sie war eine eigenständige Persönlichkeit, wodurch sie ihr wiederum ähnlicher war, als sie beide vielleicht zugeben wollten. »Gut, dann nehme ich deine Entschuldigung an.«
    Danach gab es eigentlich nichts mehr zu dem Thema zu sagen, doch Jennifer schien noch nicht gehen zu wollen. Emma bezweifelte, dass das etwas mit ihrem nur halb getrunkenen Kaffee zu tun hatte. »Hast du Angst?«, fragte Jennifer unvermittelt, so dass ihr keine Zeit blieb, sich eine geistreich-ausweichende Antwort auszudenken.
    Â»Vor dem Tod? Ja«, sagte sie leise. »Furchtbare Angst.«
    Jennifer sah ihr gerade ins Gesicht. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, das jedoch kein bisschen spöttisch oder irgendwie fehl am Platz wirkte. »Jetzt sollte ich wohl sagen, wie tapfer du bist, was für ein Vorbild für uns alle, worauf du antworten würdest, keineswegs, so würde sich jeder andere unter diesen Umständen auch verhalten und so weiter.«
    Â»Du hältst mich also nicht für tapfer?«, fragte Emma, ebenfalls lächelnd.
    Â»Doch, und ob. Aber ich weiß aus Erfahrung, wie solche Gespräche verlaufen. So war es damals mit meiner Mutter. Wir haben gesagt, was sich gehört, und sie hat gesagt, was wir hören wollten. Emma, ich bin nicht mit dir verwandt, und wir würden wohl beide nicht behaupten, Freundinnen zu sein. Das heißt, du brauchst bei mir keinen Eiertanz aufzuführen und auf meine Gefühle Rücksicht zu nehmen. Wenn du mal jemandem sagen willst, wie es ist, schonungslos, dann hättest du jetzt die Gelegenheit dazu.«
    Emmas Herz setzte kurz aus, als sie erwog, ihr Innerstes zu offenbaren. Jennifer war keinesfalls der erste Mensch, der ihr dieses Angebot machte, es gab ein ganzes Heer von Betreuern, Beratern und Sterbebegleitern, die für sie da wären – sie brauchte nur anzurufen, was sie sich bisher hartnäckig zu tun geweigert hatte. Was Jennifer ihr jetzt vorschlug, war jedoch etwas Einzigartiges. Sie stand ihr nicht nahe und wusste dennoch genug über sie, um etwas vom Ausmaß ihres Schmerzes zu ahnen. »Okay«, sagte sie zögerlich. »Du willst wissen, wie es ist?«
    Jennifer nickte, sah dabei zwar nicht vollkommen überzeugt aus, hielt sich aber wenigstens nicht die Ohren zu, als Emma den Gefühlen Luft machte, die sie so lange unter Verschluss gehalten hatte.
    Â»Ich habe Angst, ja, aber ich bin auch wütend. Sehr, sehr wütend«, begann sie. »Ich war wütend auf dich, weil du meinen Platz in der Firma eingenommen hattest – und bei Alex natürlich –, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich bin auf alles und jeden wütend, stinkwütend, besonders wenn ich all das Gejammer wegen alberner Nichtigkeiten höre. Ist es keine Frage von Leben und Tod, dann ist es nicht wichtig, basta. Deine Anti-Falten-Creme lässt dich nicht zehn Jahre jünger aussehen? Sei dankbar, dass du alt werden darfst, das ist ein Geschenk, das nicht alle von uns bekommen. Sie hatten die Schuhe im Ausverkauf nicht in deiner Größe? Du wirst es überleben!« Emma spuckte die Worte geradezu aus, ihre Brust hob und senkte sich heftig.
    Â»Es waren aber welche von Jimmy Choo«, warf Jennifer ein, um sie zum Lachen und zum Luftholen zu bringen, und sie tat ihr den Gefallen.
    Â»Da ist noch etwas«, fuhr sie fort. »Ich fühle mich so einsam, Jen. Niemand kann in mich hineinsehen, niemand kann wirklich nachempfinden, wie es ist, in diesem Behandlungszimmer zu liegen, wo die Strahlenpistole auf meinen Kopf gerichtet wird. Niemand sieht

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