Fuer immer und einen Tag
ausgerechnet den Menschen davon ausgeschlossen, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte.
Emma sah ihm ins Gesicht. Sie legte seine Hand wieder an ihre Wange und versuchte ein Lächeln, das aber erbärmlich verrutschte. »Ich habe dich weggeschickt«, gab sie zu. »Das hätte ich nicht tun sollen. Ich brauche dich, Ben. Es gibt immer noch Erfahrungen, die ich machen kann. Das hast du mir schon einmal gezeigt, und jetzt musst du mir helfen, es von Neuem zu begreifen.«
FÃNFZEHNTES KAPITEL
W ir waren keineswegs perfekt. Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, und wir forderten uns gern gegenseitig heraus. Beschämenderweise brauchte ich eine Weile, um zu erkennen, dass ich Ben in einer Hinsicht zu sehr unter Druck setzte und Gefahr lief, seine Träume mit FüÃen zu treten.
»Du hättest diese Ausschreibung für dich entscheiden können«, schleuderte ich ihm vorwurfsvoll entgegen. Ich knüllte den Absagebrief zusammen, der auf meine letzten Bemühungen, Bens Geschäft international auszuweiten, gefolgt war, und hatte nicht übel Lust, ihm den ebenfalls an den Kopf zu werfen. Dass er mich dabei anlächelte, reizte mich nur noch mehr. »Man hätte einiges investieren müssen, aber wir hätten mehr Personal einstellen können, vielleicht sogar einen Geschäftsführer, um dir mehr Freizeit zu verschaffen.«
Ben sagte nichts darauf. Er kam gelassen auf mich zu, und die durch das Fenster hereinströmende Sonne lieà seine Gesichtszüge scharf hervortreten. Er sah so gut aus wie eh und je, nur dass seine Schläfen jetzt grau meliert waren. Das mittlere Alter stand ihm gut, und er verdiente ein Unternehmen, das zu seiner distinguierten Erscheinung passte.
»Dann könntest du dich noch mit anderen Dingen beschäftigen, wie zum Beispiel deiner Fotografie. Sie vielleicht wieder professionell betreiben. Ich hatte mir das so schön gedacht«, beharrte ich.
Immer noch ohne ein Wort zu sagen nahm er meine Hand, und ich lieà mich von ihm durchs Haus und in den Garten hinausführen. Er wartete, bis wir beide auf den alten Apfelbaum dort blickten, ehe er sprach.
»Ich könnte expandieren, mehr Aufträge annehmen, um mehr Geld zu verdienen, und Tag und Nacht darüber nachdenken, wie ich es schaffe, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Ich könnte sogar genug Umsatz machen, um jemanden dafür zu bezahlen, dass er meinen Traum für mich fortführt. Ich könnte mir eine neue Karriere als Fotograf aufbauen, die Welt bereisen für die eine tolle, preiswürdige Aufnahme. Ich könnte so viel mehr aus meinem Leben machen«, sagte er, ohne mich auch nur einmal anzusehen, ohne die Augen von unseren Kindern abzuwenden, die auf der am Baum hängenden Schaukel spielten.
»Es tut mir leid«, sagte ich, als ich unser Leben durch seine Augen sah. »Vielleicht habe ich das Wesentliche aus dem Blick verloren.«
Wir sahen den Kindern beim Spielen zu, die nichts davon merkten, wie ihre Eltern sie gerade wieder mit Liebe überschütteten â Eltern, die sie nicht über ihre Träume stellten, weil sie Teil dieser Träume waren.
Wenn ich auf meine eigene Kindheit zurückblickte, kam es mir falsch vor, dass die glücklichen Zeiten, an die ich als Erstes dachte, immer die mit meinem Vater waren. Warum nur?, fragte ich mich. SchlieÃlich war es meine Mutter gewesen, die zu Hause geblieben war, bis Louise und ich zur Schule gingen, und auch als sie wieder zu arbeiten anfing, richtete sie ihre Arbeitszeiten so ein, dass sie nachmittags und in den Ferien da war. Welche Erinnerungen würden wohl meine eigenen Kinder auswählen und bewahren? Ben und ich hatten das Glück, beide selbstständig arbeiten zu können, und wenn wir uns darüber stritten, wer die Kinder von der Schule abholen sollte, dann nur deshalb, weil wir es beide gern tun wollten, und oft holten wir sie dann gemeinsam ab. Zusammen waren wir die wichtigste Konstante in ihrem Leben.
»Komm«, sagte Ben und zog mich auf den Spaà bei der Schaukel zu. »Lass uns nicht auÃen vor bleiben.«
Charlie entdeckte uns als Erster und kam auf mich zu gerannt. Falls ich geglaubt hatte, alle Meinungsverschiedenheiten seien für heute beigelegt, wurde ich nun eines Besseren belehrt.
»Ich bin dran mit Schaukeln!«, beschwerte er sich schmollend. Er war vier Jahre alt, und ich sah einen Trotzanfall am
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