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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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benommen dastanden und nur Megs keuchendes Atmen zu hören war. »Mir ist schlecht«, stieß sie hervor und wankte rasch auf die Toilette am anderen Ende des Gangs zu.
    Als Emma ihre Mutter davongehen sah, traf sie die Aussichtlosigkeit ihrer Lage erst mit voller Wucht. Falls sie nach Dr. Spellings düsterer Prognose noch den winzigsten Hoffnungsfunken gehabt hatte, wurde er durch den schnellen Rückzug ihrer stärksten Verbündeten brutal gelöscht.
    Bens Augen waren vor Schreck geweitet, und er schien hin- und hergerissen zu sein, ob er bei ihr bleiben oder Meg helfen sollte. Er blieb, aber vielleicht nur, weil er sich nicht darauf verlassen konnte, dass seine Beine ihn trugen. »Palliativ?«, fragte er.
    Â»Sterbebegleitung, Ben«, sagte Emma und nahm seine Hand. Sein Griff war zaghaft, als hielte er eine empfindliche Blume und hätte Angst, sie zu zerdrücken. »Morphium, speziell ausgebildete Pfleger, Hospiz, all so was.«
    Â»Das war es dann also?«, sagte er mit zitternder Stimme und warf einen Blick in die Richtung, in der Meg verschwunden war.
    Â»Sie weiß es«, sagte Emma. »Noch vor ein paar Monaten hätte ich den Sicherheitsdienst rufen müssen, damit der sie davon abhält, in Dr. Spellings Zimmer zu stürmen und zu verlangen, dass er mich heilt, aber jetzt nicht mehr. Es tut mir so leid, Ben, aber es ist Zeit, ans Loslassen zu denken.«
    Â»Wie kann ich dich loslassen, wenn du noch nicht einmal mir gehörst?«, fragte er, doch darauf hatte auch Emma beim besten Willen keine Antwort.
    Sie brauchten nicht lange zu besprechen, wohin sie nach dem Krankenhaus gingen. Es gab nur einen Ort.
    Â»Wenn ich wissen wollte, wie es bei meinem Leichenschmaus zugeht, hätte ich jetzt einen guten Eindruck«, beschwerte sich Emma, als das gedämpfte Gemurmel an ihrem Stammtisch im Traveller’s Rest unerträglich wurde. »Können wir nicht wenigstens Musik auflegen, um ein bisschen Leben in die Bude zu bringen?«
    Â»Ich muss mich wieder an die Arbeit machen«, erklärte Ben und erhob sich. Er war seit dem Bekanntwerden der Nachricht nicht von Emmas Seite gewichen, hatte aber die Rolle des stummen Partners eingenommen. Zwar verhielt er sich so tapfer, wie Emma es erwartet hatte, und kümmerte sich aufmerksam um sie und ihre Mutter, doch nach den ersten Fragen wusste er offenbar nicht mehr, was er sagen sollte.
    Â»Oh nein, auf keinen Fall«, widersprach Louise. »Ich habe schon eine Vertretung organisiert. Du gehörst jetzt zur Familie, und wir brauchen dich hier bei uns.« Als Ben protestieren wollte, schnitt sie ihm das Wort ab. »Außerdem würdest du in deinem Zustand wahrscheinlich das Lokal abfackeln.«
    Â»Na gut, dann kümmere ich mich um die Musik«, sagte er.
    Als Louise erneut Einwände machen wollte, hob Emma die Hand. »Lass ihn«, sagte sie, und als er davonging, ging ihr Herz mit ihm. »Lass ihn tun, was er tun muss.«
    Es war Megs Reaktion, die Emma am meisten erstaunte. Auch wenn sie die Prognose nicht mehr in Frage stellte, hörte sie doch nicht auf, die Anwältin ihrer Tochter zu sein, und Emma wusste, dass sie dabei an die Grenzen ihrer Kraft gehen würde. Sie war ohne Zimperlichkeit bereit, die praktischen nächsten Schritte zu besprechen, die für die palliative Pflege unternommen werden mussten, und verwarf nicht einmal den Vorschlag, nach einem Hospiz zu suchen. Nicht dass sie dabei schon in die Einzelheiten gingen, schließlich mussten alle die Nachricht noch verarbeiten.
    Â»Die Hochzeit willst du aber trotzdem feiern, oder?«, fragte Meg.
    Emma wollte gerade antworten, selbstverständlich, die Vorbereitungen seien im Gange, und sie hätten sich bereits beim Standesamt angemeldet, doch dann besann sie sich eines Besseren. Sie sah zur Küchentür und bemerkte, dass immer noch keine Musik lief. »Ich muss zuerst mit Ben sprechen«, sagte sie und machte sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf die Suche nach ihm.
    Er war nicht in der Küche, also ging sie weiter, vorbei an der stummen Musikanlage und hinaus in die kleine Diele mit der Treppe nach oben. Ben hockte auf den Stufen, den Kopf in die Hände gestützt, die Hände über den Ohren, als wäre die Musik, die er nicht angemacht hatte, furchtbar laut.
    Emma zögerte, unsicher, ob sie zu ihm gehen und ihn in die Arme nehmen oder sich stillschweigend zurückziehen sollte, ohne dass er

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