Fuer immer und einen Tag
Dach hat.«
»Genau, und es gibt noch ein Problem.« Louise war aus der Küche gekommen, um nach Freiwilligen zu suchen, die ihr beim Auftischen halfen, doch die Diskussion hatte sie von der anstehenden Aufgabe abgelenkt. »Man kann sich dort nicht gesetzlich trauen lassen.«
»Ach, wir können vorher aufs Standesamt gehen, um den Wisch zu kriegen«, sagte Ben. »Darauf kommt es nicht an. Unsere Hochzeit wird am 21. März in der ausgebombten Kirche stattfinden, das wollen wir doch mal sehen.«
Emma begegnete seinem Blick, und ein köstlicher Schauer rieselte ihr über den Rücken. Sie bedurfte keiner weiteren Ãberzeugung mehr. Die Hochzeit ihrer Träume würde wahr werden, jeder Gedanke an eine kleine stille Feier war hinfällig. Sie würde ihr Vertrauen in die Hochzeitsplaner setzen, die ohnehin nicht zu bremsen waren, aber darauf bestehen, dass die Kosten im Rahmen blieben. Alles Geld, mit dem ihre Mutter und ihr Vater um sich zu werfen bereit waren, würde in das Bistro investiert werden, dafür würde sie sorgen.
Emmas Appetit mochte zu wünschen übrig lassen, die Tischgesellschaft jedoch nicht. Sie lieà sich von der allgemeinen Hochzeitsbegeisterung anstecken, aber mit dem Fortschreiten des Nachmittags nahm ihre Energie rapide ab. Sie fühlte sich sehr viel älter, als sie war, und die warme, stickige Luft drohte sie zu erdrücken. Trotzdem wollte sie sich davon nicht kleinkriegen lassen und wenigstens so lange bleiben, bis das Bistro für den Abendbetrieb wieder öffnete.
»Es ist wunderbar, dich und Ben so glücklich miteinander zu sehen«, sagte Iris zu ihr, als alle anderen damit beschäftigt waren, den Tisch abzuräumen.
»Ganz klar, Liebe liegt in der Luft â findest du nicht auch?«
Iris lächelte kokett. »Ja, ich muss gestehen, ich bin auch ziemlich verknallt.«
»Und wie läuft es so?«, fragte Emma mit diskretem Flüstern.
»Ach, es ist noch ziemlich frisch, aber ich kann es mir nicht leisten, es langsam angehen zu lassen.«
»Geht mir genauso«, sagte Emma lachend, obwohl Iris ein betroffenes Gesicht machte. »Lebe im Augenblick. Niemand weiÃ, was das Morgen bringt«, fuhr sie augenzwinkernd fort, so dass Iris wieder lächelte.
»Ja, davon kann ich ein Lied singen. Ted und ich hatten gerade Pläne für unseren Ruhestand gemacht, als er starb. Ich dachte, mein Leben sei vorbei, und wäre am liebsten mit ihm ins Grab gekrochen. Auch wenn er ein alter Griesgram und ein furchtbarer Knauser war, ich war ohne ihn verloren. Das ist der Preis der Liebe, schätze ich.«
Bei diesen Worten überlief Emma eine Gänsehaut, die sie frösteln lieÃ. Sie dachte an Ben, und die Schuldgefühle drückten auf ihre Brust wie die abgestandene Luft. »Wenigstens hattest du Jean«, sagte sie.
»WeiÃt du, Jean kannte ich damals noch gar nicht. Wir haben uns erst kennengelernt, nachdem ich in die Wohnanlage gezogen war, und dann schnell entdeckt, dass wir viel gemeinsam haben. Wir hatten beide sehr ruhig und gesetzt gelebt, mit Ehemännern, die die Hand aufs Portemonnaie hielten, und jetzt wollten wir das Versäumte nachholen. Jean hat mir dann irgendwann so einen Abenteuertag zum Geburtstag geschenkt, nur so zum SpaÃ, und da haben wir Feuer gefangen. Unsere Lebenslust kam zurück, und du siehst ja, wie wir jetzt sind.«
»Wie zwei Schulmädchen meistens«, stellte Emma fest und versuchte vergeblich, sich mit der Hand frische Luft zuzufächeln. »Ich hoffe, dein neuer Freund weiÃ, worauf er sich einlässt.«
»Geht es dir gut? Du siehst ein bisschen erhitzt aus.«
Emma versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei, doch sie fühlte sich langsam ein wenig klebrig. »Ich glaube, ich gehe mal kurz raus und schnappe frische Luft.«
Als sie aufstand, war Ben da, um ihren Arm zu nehmen. Er schien einen sechsten Sinn dafür entwickelt zu haben, wann sie ihn brauchte. »Wir reden später weiter«, versprach sie Iris. »Du hast mir immer noch nichts von deinem neuen Beau erzählt.«
»Ich kann es kaum erwarten, ihn dir vorzustellen«, sagte Iris mit einem schelmischen Zwinkern.
Die Luft drauÃen war herrlich kühl. Der Wind hatte die Regenwolken vertrieben und sich endlich ausgeblasen, so dass eine erschöpfte Stille herrschte. »Wenn doch endlich wieder alles grünen und blühen würde«, sagte sie
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