Fuer immer und einen Tag
reifere Aussehen aber gern zu eigen, weil er fand, dass er dadurch distinguierter wirkte. »Ich konnte nicht mehr warten, ich habe den ganzen Morgen an dich gedacht. Also, wie sieht es aus?«
Jetzt war es an mir zu lächeln. »Vollständige Remission«, sagte ich, und das Beben in meiner Stimme setzte sich als köstlicher Schauer fort, der mir über den Rücken lief.
»Glückwunsch, das wird dir deine nächste Entscheidung leicht machen«, sagte er mit bedeutungsvollem Blick.
»Welche Entscheidung?«
Alex beugte sich vor und öffnete die Beifahrertür für mich. Er wartete mit seiner Antwort, bis ich saà und mich sicher angeschnallt hatte. »Ich würde es dir liebend gern erzählen, aber Ally hat den Anruf entgegengenommen und besteht darauf, dass sie es dir sagen darf.« Er nahm sein Handy von der Ablage zwischen den Sitzen, drückte ein paar Tasten und reichte es mir.
Ich sah ihn fragend an, als ich es nahm, aber seine Miene blieb undurchschaubar.
»Ally, du hast Neuigkeiten für mich, wie ich höre?«, sagte ich, als sie sich meldete.
»Oh nein, du zuerst«, verlangte sie.
»Ich bin drüber hinweg, sagen die Ãrzte«, antwortete ich. Ich hatte natürlich sofort meine Mutter und Louise angerufen, doch sooft ich es auch laut sagte, es war immer noch nicht ganz angekommen. »Alles in Ordnung, Ally. Endlich habe ich auch mal was zu feiern.«
»Mehr als du denkst â¦Â« Allys Stimme versagte, und ich hörte, wie sie sich die Nase putzte. »Ich bin ja so froh, dass du dich endlich wieder deines Lebens freuen kannst.« Eine neue Pause entstand, während sie tief Luft holte. »Und was für ein Leben das noch wird. Eine Frau namens Kate hat hier angerufen, von deiner alten Firma in London. Sie wollte mir nichts Genaueres verraten, hat aber dies und das angedeutet. Sie wollen dich zurückhaben, also Alsop and Clover, meine ich. Du sollst sie so schnell wie möglich zurückrufen. Ich schicke dir ihre Nummer per SMS , ja? Emma, die Stelle, um die es geht, ist in New York!«
Mir gingen fast die Augen über. Ich war sprachlos.
»Emma?«
»New York? Im Ernst?«
Ally lachte. »Ich freu mich so für dich, Emma. Genieà den Moment. Du hast lange genug darauf gewartet.«
Ich war immer noch völlig von den Socken, als ich auflegte und Alex das Handy zurückgab. »Wieso ich?«
Er lachte. »Eine der weltweit gröÃten PR -Agenturen bietet dir den Job deines Lebens an, und du tust, als wäre das eine Katastrophe.«
»Oh Gott, Alex, ich glaube, so viele gute Nachrichten an einem Tag kann ich nicht verkraften.«
Ich merkte, wie die Lust zu schreien mich überkam, als ich beim Losfahren einen letzten Blick auf das Krankenhaus warf. Der Asphalt flimmerte weiÃ, wo der Wind weiter mit den Ãberresten meiner Terminkarte spielte. Ich hatte hier meine Spuren hinterlassen, aber die Klinik hatte auch Spuren bei mir hinterlassen, und fairerweise musste man sagen, dass ich deutlich mehr hatte einstecken müssen. Doch ich war an keiner Aufrechnung interessiert, wir waren quitt, was mich betraf, und ich wollte gern einen Schlussstrich unter alles ziehen.
Erst nachdem wir zur Klinikausfahrt heraus waren, fand ich die Sprache wieder. »Wäre es dir denn recht, wenn ich nach New York zöge?«, fragte ich Alex, erstaunt darüber, wie selbstlos er sich in meinem Erfolg sonnte.
»Wenn es dich glücklich macht, auf jeden Fall. Ich will vor allem dein Bestes«, sagte er, und es klang aufrichtig. »Egal, wo du bist, ich werde dich immer unterstützen. Du kannst auf mich zählen.«
»Bist du fertig, Em?« Die Stimme klang vertraut, obwohl sie einen beklommenen Unterton hatte, der überall unangebracht gewesen wäre, auÃer vielleicht auf einer Onkologiestation.
Louise sah so bang aus, wie Emma sich fühlte, aber damit endete die Ãhnlichkeit auch schon. Louise war das totale Gegenteil von ihr und schlug mehr nach der Seite ihres gemeinsamen Vaters. Emma beneidete sie um ihre blauen Augen und die blonden Haare, die ihr glatt über den Rücken fielen, ganz zu schweigen von ihrem Körper, der vor Gesundheit strotzte. Weniger beneidete sie sie um die Verantwortung, die sie von nun an zu schultern haben würde. Louise würde nicht nur bald auf eigenen Beinen stehen, wie ihre Mutter gesagt hatte, sondern auch stark genug sein müssen, um die Familie
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