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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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wenn ihr niemand im Weg steht. Sie weiß, dass man Opfer bringen muss, um Erfolg zu haben. Sie weiß das, weil sie in meine Fußstapfen tritt.« Kate unterbrach endlich den Augenkontakt und sah wieder Alex an. »Falls Sie also mit der Erwartung hergekommen sind, eine ähnliche Position angeboten zu bekommen, steht Ihnen eine herbe Enttäuschung bevor. Und falls Sie glauben, dass Emma sich zum zweiten Mal ihren Traumjob durch die Lappen gehen lässt, obendrein für einen Mann, der immer noch nicht den Mumm gehabt hat, mich zu unterbrechen und mir zu sagen, wie sehr er sie liebt, dann sind Sie der Dummkopf, nicht Emma.«
    Ich musste mich schwer beherrschen, um nicht aufzuspringen und Beifall zu klatschen. Alex war die Kinnlade heruntergeklappt, und seine Champagnerflöte neigte sich so stark zur Seite, dass sie auszulaufen drohte. Es war wohl mein Gesichtsausdruck, der ihn wieder zur Besinnung brachte. »Emma?«, fragte er.
    Â»Ich bin kein Dummkopf«, bestätigte ich.
    Emmas Hände zitterten über der Tastatur, und das nicht nur wegen des Gefühlsaufruhrs beim Schreiben. Ihr war auch furchtbar kalt. Kein Wunder, denn sie saß draußen auf dem Balkon, und obschon sie in mehrere Lagen von Kleidung und Decken gehüllt war, mussten ihre Finger zum Tippen doch frei bleiben, und sie wurden allmählich taub. Sie versuchte, die Kälte zu ignorieren, während sie noch einmal durchlas, was sie gerade geschrieben hatte. Dabei nahm sie ihre Worte zum ersten Mal richtig wahr, und es schockierte sie geradezu, ihre geheimsten Gedanken preisgegeben zu sehen. Bedauern, Bitterkeit und ein lang vergessenes Bewusstsein ihres eigenen Könnens sprachen aus den Zeilen. Das Geschriebene drückte etwas aus, das sie sich zu Herzen nehmen und nicht auf der gedruckten Seite verblassen lassen sollte, erkannte sie.
    Zitternd wie Espenlaub rieb sie sich die Hände und wollte sie an ihrem Kaffeebecher wärmen, doch der war längst ebenfalls eiskalt. Der Dezember hatte mit seinen harschen Winden nicht nur die Wärme, sondern auch die letzten Farben hinweggefegt. Das eiserne Balkongeländer war schwarz gestrichen, und die gefrorenen Regentropfen darauf ergaben einen Effekt wie Kieselrauputz. Unter ihr strömte der Fluss trübe dahin, die Gebäude in der Ferne verschwammen zu Grauschattierungen und gingen ganz hinten nahtlos in den tief hängenden Himmel über, der bereits die Hügel und Berge geschluckt hatte, von denen sie sich so oft angezogen fühlte.
    Widerwillig nahm sie ihren Laptop und ging, die Decken hinter sich herziehend, zurück in die Wohnung, in der es totenstill war. Trotz des Samstags arbeitete ihre Mutter, um die Zeit aufzuholen, die sie bei ihr im Krankenhaus verloren hatte. Emma hatte nichts dagegen, sondern war sogar ganz glücklich darüber, sich selbst überlassen zu sein.
    Mit dem Schreiben ging es gut voran, und es half ihr obendrein, sich in die richtige Gemütsverfassung für ihre Verabredung mit Alex zu bringen. Ihre Beziehung war in den vergangenen Wochen auf eine harte Probe gestellt worden, und das Ergebnis fiel nicht gerade vielversprechend aus. Sie hatte ein neues Selbstvertrauen entdeckt und hoffte, es würde bis zum Abend nicht wieder verpuffen.
    Emma zog sich in ihr Zimmer zurück, dessen gelbliche Wände nur eine unwesentliche Verbesserung gegenüber dem Grau draußen darstellten. Die einzigen Farbtupfer waren die gerahmten Fotos auf dem Tisch, eine bunte Auswahl von in der Zeit erstarrten Familienszenen. Eine davon zeigte sie selbst mit vier Jahren, wie sie ihr neugeborenes Schwesterchen bewunderte, eine andere die beiden Mädchen Arm in Arm und breit grinsend. Obwohl auf keinem Bild ihr Vater zu sehen war, gab es dennoch ein oder zwei, von denen Emma glaubte, dass er dabei gewesen war, hinter der Kamera. Sie dachte im Allgemeinen so wenig wie möglich an ihn, doch seit ihr Verhältnis zu Alex nur noch vor sich hindümpelte, konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, ob er die Ursache für ihre ausgesprochen niedrigen Erwartungen an Männer war. Die Ehe ihrer Eltern hatte während ihrer Kindheit und Jugend gerade noch gehalten, aber schon damals war ihr Vater kaum zugegen gewesen. Zu Hause war ein Ort, an dem er sich aufhielt, wenn sich ihm nichts Besseres bot. Er war ausgezogen, kaum dass Louise sechzehn geworden war, und zwei Jahre später vollständig aus dem Leben seiner Familie verschwunden, ohne

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