Fuer immer und einen Tag
Er weià wahrscheinlich bis heute nicht, ob ich überlebt habe, es sei denn, er liest regelmäÃig die Todesanzeigen.«
Louise lieà sich offenbar nicht überzeugen, sondern hielt stur an der Vorstellung fest, dass ihr Vater der Retter in der Not sein könnte. Emma wandte sich an ihre Mutter. »Und du bist damit einverstanden?«
»Wenn es bei der Finanzierung hilft«, sagte Meg achselzuckend. »Es ist völlig in Ordnung, wenn du deinen Vater nicht sehen möchtest. Ich bin auch nicht gerade begeistert von dem Gedanken, dass John wieder eine Rolle in unserem Leben spielen soll, aber wenn Louise meint, dass sie ihn unter Druck setzen und gehörig ausnehmen kann, dann hat sie meinen Segen.«
»Nein«, sagte Emma und verwarf mit diesem einen Wort den gesamten Boston-Plan. »Das ist es nicht wert. Ich versuche mein Glück in diesem Land. Ihr braucht sein Geld nicht.«
Megs Faust ging mit einer Wucht auf den Tisch nieder, dass beide Töchter zusammenzuckten. »Ich lasse nicht zu, dass du aufgibst, Emma!«, schrie sie. »Wenn du John nicht miteinbeziehen willst, gut, wir finden eine andere Möglichkeit, aber du wirst nicht aufgeben, das sage ich dir. Ich bin bereit, alles zu verkaufen, alles zu verlieren, es ist schlieÃlich bloà Geld.« Meg unterbrach sich nur, um den Kloà in ihrem Hals herunterzuschlucken. »Ich will dich nicht verlieren, Emma, und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht alles versucht hätte, was in meiner Macht steht.«
Louise weinte lautlos, die Tränen liefen ihr beim Reden über die Wangen. »Mum hat recht. Wir finden eine andere Möglichkeit, und wenn ich das Restaurant verliere, ist das auch nicht das Ende der Welt. Dich zu verlieren wäre das Ende der Welt.«
Emma spürte, wie ihr Widerstand in sich zusammenfiel, während ihr zugleich zahllose Alternativen durch den Kopf schossen, von Weglaufen, um ihre letzten Tage irgendwo allein zu fristen, bis hin zur Entwicklung eines tollen Fundraising-Projekts, mit dem die Mittel ohne die Hilfe ihres Vaters beschafft werden konnten. Aber es gab im Grunde kein Entkommen. Sie zog die Mappe unter der geballten Faust ihrer Mutter hervor. Ihr blieb keine Wahl.
SECHSTES KAPITEL
B ei der Wahl meines Auftrags ging es nicht bloà darum, etwas herauszupicken, das mich an möglichst exotische Orte führen würde, auch wenn mich das nach wie vor reizte. Es musste etwas sein, das den oberen Etagen bei Alsop and Clover bewies, dass Kates Vertrauen in mich gerechtfertigt war. SchlieÃlich stand nicht nur meine eigene Karriere auf dem Spiel, und ich wusste, ich würde an meine Grenzen gehen müssen.
Daher war es wenig verwunderlich, dass ich zu sehr unter Druck stand, um mich zu freuen, als ich mein Flugzeug bestieg. Ich würde mich erst wieder entspannen können, wenn der Job erledigt war, und bis dahin gab es eine Menge zu tun. Der Auftrag kam vom Museum of Fine Arts in Boston, das eine neue Ausstellung vorbereitete, und es war meine Aufgabe, die PR -Kampagne zu entwerfen und durchzuführen, mit der die Besucherscharen angezogen werden sollten. Die Exponate sollten von der ägyptischen Regierung ausgeliehen werden, und ich hatte meinen Auftraggeber davon überzeugt, dass es gut wäre, einiges Marketingmaterial schon an Ort und Stelle zu produzieren, bevor die Ausstellungsstücke in die USA verschickt wurden.
Meine Nerven lieÃen sich kaum beruhigen, als die Maschine abhob und ich erneut in die Wolken entschwebte. Ich hatte diesen Auftrag gewählt, weil mein Vater mich als Kind durch so gut wie jedes Museum im Vereinigten Königreich geschleppt hatte. Er und meine Mutter hatten in derselben Anwaltskanzlei gearbeitet, die für ihn allerdings mehr Anziehungskraft zu besitzen schien als sein Zuhause. Wenn er dann doch einmal Zeit mit seiner Familie verbrachte, wollten wir sie immer möglichst gut nutzen und dachten uns oft kleine Exkursionen aus. Sein Hobby waren Antiquitäten, und er verbrachte einen groÃen Teil seiner Freizeit mit Nachforschungen in Museen und dem Besuch von Flohmärkten und Garagenverkäufen. Er meinte, es liege wohl an seiner schottischen Herkunft, dass er so scharf auf günstige Gelegenheiten sei.
Louise, die vier Jahre jünger war, jammerte jedes Mal lauthals, wenn wir wieder einmal einen dumpfen, vollgestopften Trödelladen betraten, doch ich folgte meinem Vater wie ein Schatten und wollte seine
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