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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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durch. Nach kurzer Zeit wurde mir schwindelig, weil der Fahrer rasant von einer Spur auf die andere wechselte und nicht zu bemerken oder sich nicht darum zu scheren schien, wenn er auf der falschen Seite fuhr.
    Ein Zusammenstoß war geradezu unvermeidlich, als wir zwischen anderen Fahrzeugen und verstreuten Fußgängern hindurchsausten, und das Unvermeidliche tauchte in Gestalt eines jungen Mannes in einem buntgemusterten Hemd auf, das zu seinem Glück grell genug war, dass der Fahrer ihn gerade noch rechtzeitig sah und voll auf die Bremse trat. Der arme Mann hechtete zur Seite, ein orange-blauer Blitz, und am Ende bekam nur ein Verkehrsschild die volle Wucht des Aufpralls ab. Noch mehr als der Unfall an sich überraschte es mich, dass die Bremsen überhaupt funktionierten.
    Alles stand still. Der Verkehr, die Menschen auf der Straße, mein Herz. Das Einzige, was sich zu bewegen schien, war der Schweiß, der mir über den Rücken lief.
    Ich taumelte aus dem Auto, meine Beine waren zu Pudding geworden, und wankte auf den Mann zu, der sich gerade aufrappelte. Als er sich zu mir umdrehte, traute ich meinen Augen nicht.
    Â»Ben! Du lieber Gott!«, rief ich. »Was machst du denn hier?«
    Â»Vor allem versuche ich, mich nicht von wild gewordenen Taxifahrern umbringen zu lassen«, antwortete er lachend.
    Ich sah ihn mir genauer an. Mir war bei den Vorbereitungen der Gedanke gekommen, ihn als Fotografen für die Aufnahmen in Kairo zu engagieren, aber da er einmal gesagt hatte, dass Essen seine erste Liebe sei, wollte ich ihn nicht von seinem Traumberuf weglocken. Es war jedoch nicht nur sein unerwartetes Auftauchen hier in Ägypten, das mich erstaunte, sondern auch sein Aussehen. Er war staubbedeckt und seine Kleidung zerknittert, sein Haar war länger, als ich es kannte, und er hatte mindestens einen Zweitagebart. »Hübsches Hemd«, sagte ich mit einem anerkennenden Nicken in Richtung der hawaiianischen Modesünde, bevor ich in Lachen ausbrach und ihn umarmte.
    Eigentlich fühlte ich mich ganz wohl allein, aber es tat gut, seine Arme um mich zu spüren. Ich brauchte einen Freund. Zum Glück war mein Hotel bereits zu Fuß zu erreichen, und Ben erbot sich, mich dorthin zu begleiten, nachdem wir meinem Taxifahrer entronnen waren, der sich empört vor einem Straßenpolizisten rechtfertigte.
    Â»Also, was machst du hier?«, fragte ich und wollte diesmal eine ernsthafte Antwort.
    Â»Mir ist etwas ganz Komisches passiert«, sagte Ben. »Eines Tages lag ein Päckchen vor meiner Tür, mit einer Kamera und einem Flugticket darin. Dazu das Angebot eines Auftrags, bei dem ich in einem Monat mehr verdienen würde als sonst im ganzen Jahr. Als wäre ein Traum wahr geworden.«
    Â»Hört sich an, als hättest du einen Gönner«, sagte ich mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Mein freundlicher Ladenbesitzer teilte offenbar meine Neigung, das Leben anderer zu beeinflussen, und hatte erkannt, dass Ben etwas Besseres verdient hatte, als für den Rest seiner Tage an einem heißen Herd zu schuften.
    Â»Ja, aber mir hat mal jemand gesagt, man soll aufpassen, was man sich wünscht. Nach allem, was man hört, ist die Projektmanagerin eine unheimliche Nervensäge, die alle durch die Gegend scheucht, dabei ist sie noch nicht mal im Land.«
    Â»Doch, jetzt schon«, sagte ich.
    Ben blieb wie angewurzelt stehen und starrte mich an, während eine kleine Staubwolke um seine Füße wirbelte. Er wischte sich die Augen, als könnte er immer noch nicht glauben, was er sah. »Sag nicht, dass du für Alsop and Clover arbeitest?«
    Â»Ich fürchte, ja.«
    Emma machte das Schreiben immer mehr Spaß, mehr als sie je gedacht hätte. Nicht nur, dass sie ihren lang gehegten Traum, ein Buch zu schreiben, verwirklichte, es spielten noch andere Dinge mit hinein. Sie verschaffte sich damit eine Erholungspause von der Wirklichkeit, und je mehr sie schrieb, desto mehr wurde sie in die Romanhandlung hineingezogen. Als sie ihren Laptop zuklappte, wirkte ihre Umgebung zwar noch trostloser und dunkler, aber wenigstens konnte sie sich das Lächeln bewahren, das sie auf ihrer letzten Reise begleitet hatte. Sie fragte sich, was Ben wohl von diesem Kapitel halten würde. Das Hemd würde ihm sicher nicht gefallen und genauso wenig, dass sie ihn quasi hatte überfahren lassen, aber sie war nun mal gerade in übermütiger Stimmung, was in letzter

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