Fuer immer und einen Tag
Ben konzentrieren konnte. »Was für Anregungen?«
»Es ist nicht gerade das Empire State Building, ich weiÃ, aber â¦Â« Der Eifer, mit dem er den Vorschlag unterbreitet hatte, verflog sichtlich.
»Ich weià nicht â¦Â«, zögerte Emma, konnte aber nicht über seinen geknickten Ausdruck hinwegsehen. Befangen strich sie sich über ihre nassen Haare. »Ich denke darüber nach«, sagte sie und brachte ein freundliches Lächeln zustande, das wieder verblasste, sobald Ben die Treppe hinaufstieg. Jetzt galt es erst einmal herauszufinden, was da hinter ihrem Rücken ausgeheckt wurde.
Emma starrte auf den Hinterkopf ihrer Mutter, während sie mit einem unguten Gefühl auf die Sitznische zuging. Sie war nicht sicher, ob sie wirklich wissen wollte, was die zwei da planten, aber die Gelegenheit, in letzter Sekunde kehrtzumachen, war verpasst, als Meg sie hörte und sich umdrehte.
»Emma? Was machst du denn hier?«
Die auf dem Tisch ausgebreiteten Unterlagen, die Meg schleunigst einsammelte, kamen ihr irgendwie bekannt vor. »Ich könnte dich dasselbe fragen.«
Meg setzte zu einer Antwort an, schluckte aber die Lüge, die sie schon auf der Zunge hatte, wieder herunter. Sie warf Louise einen fragenden Blick zu, und Emma sah ihre Schwester mit einem knappen Nicken antworten. »Ich habe eine Klinik gefunden«, verkündete Meg und hob sogleich die Hand, um Fragen abzuwehren, die Emma noch gar nicht eingefallen waren. »In Boston. Dort wird eine klinische Studie durchgeführt, die gute Ergebnisse gezeigt hat, und wir glauben, dass du dafür in Frage kommst.«
»Wir? Gestern im Krankenhaus hat niemand was davon erwähnt. Weià Dr. Spelling Bescheid?« Ihre Angst vor dem Unbekannten war rasch durch eine Angst, ja panische Furcht, vor dem Bekannten ersetzt worden.
»Es ist eines von den Verfahren, über die wir gesprochen haben, als du noch im Krankenhaus lagst«, wich Meg geschickt aus.
»Und wie weit genau bist du schon damit? Wie weit hast du das vorangetrieben, ohne mit mir oder Dr. Spelling zu sprechen?«, verlangte Emma zu wissen.
»Du wusstest, dass ich nach Alternativen suche, also tu nicht so, als hätte ich es hinter deinem Rücken getan«, gab Meg zurück.
Emma biss sich auf die Zunge und zog es vor, ihre Mutter nicht zu fragen, warum sie dann erst jetzt davon erfuhr. Es war ein nebensächliches Detail, es gab Wichtigeres zu besprechen. »Lohnt sich die Mühe?«
»Ja, bestimmt«, sagte Meg. Sie kramte in der Aktentasche neben sich und zog eine Mappe heraus. Ihre Augen funkelten angeregt, als sie sie Emma gab.
Emma blieb stehen und versuchte, das Zittern ihrer Knie zu ignorieren. Sie lieà sich Zeit beim Durchblättern des Schriftwechsels und der Datenblätter, und ihre Mutter war nur zu gern bereit, die Einzelheiten mit ihr durchzugehen. Ganz offensichtlich hatte nicht nur ihr Beruf sie in letzter Zeit so auf Trab gehalten.
Die Studie umfasste Chemotherapie und Strahlentherapie, die gleiche Behandlung also, zu der ihr Dr. Spelling riet, aber zusätzlich auch chirurgische Eingriffe. Das Verfahren war noch im Versuchsstadium, aber, wie Emma selbst gescherzt hatte, die Ãrzte in Boston führten schärfere Skalpelle. Sie erbaten sich Einsicht in ihre sämtlichen Krankenakten, wollten Verbindung mit Dr. Spelling aufnehmen und dann weitere Tests veranlassen, aufgrund derer sie entscheiden würden, ob Emma geeignet war oder nicht.
Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass das Angebot wieder zurückgezogen wurde, gegen die Fakten jedoch konnte sie schwer etwas einwenden. Die Ergebnisse waren in der Tat sehr vielversprechend; Meg hatte etwas gefunden, das der berühmten Wundermethode ziemlich nahe kam. Emma wusste, dass sie eigentlich froh sein sollte. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie sterbenskrank war und den nötigen Mut aufbringen sollte, diese letzte Hoffnung zu nutzen. Doch sie hatte die Urangst vor dem Tod schon zuvor überwunden und tat es jetzt wieder. Es gab ihr ein gewisses Gefühl von Sicherheit, sich weiter Dr. Spellings Behandlung anzuvertrauen und ihr Schicksal zu akzeptieren.
»Und wer bezahlt das alles?«
Das war die erste Frage, auf die Meg nicht gleich eine Antwort wusste. Bei Emma begannen die Alarmglocken zu läuten, als sie sah, wie ihre Mutter nervös die Ecke eines verrutschten Blatts befingerte. »Wir kriegen das schon hin«, meinte
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