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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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Besessenheit von den staubigen Relikten der Vergangenheit unbedingt verstehen. Anfangs hatte ich mein Interesse nur vorgetäuscht, weil es der einfachste Weg war, mir seine Aufmerksamkeit zu sichern. Ich hatte nicht Louises süße blonde Locken und rosige Wangen, die ihr das Selbstvertrauen gaben, so oft nach Zuwendung zu verlangen, wie sie wollte. Ich war die Dunkle, ein bisschen zu ernst für mein Alter, und glaubte, etwas dafür tun zu müssen, um gemocht zu werden. Doch was meine ursprünglichen Beweggründe auch gewesen sein mochten, meine Neugier und Fantasie überwogen bald, und ich fing an, die Leidenschaft meines Vaters zu teilen, die einem faszinierende Einblicke in die Vergangenheit gewährte, indem man einfach eine alte Töpferarbeit in die Hand nahm. Kein Wunder, dass ich diesen Auftrag ohne Zögern aus dem von Kate ausgebreiteten Stapel gewählt hatte. Mir blieb eigentlich keine Wahl.
    Das Flugzeug sackte ab und mein Magen mit ihm, während die Gedanken an meinen Vater noch eine andere Erinnerung wachriefen. Ich war kein Kind mehr, sondern schon eine junge Frau und befand mich auf dem Rückflug von einem Familienurlaub in Spanien, in dem Sommer, bevor ich auf die Universität gehen sollte. Rückblickend betrachtet war es wahrscheinlich ein letzter Versuch meiner Eltern gewesen, ihre Ehe zu retten; ein Fehlschlag auf der ganzen Linie – das heißt der Urlaub, obwohl man das Gleiche schlussendlich auch über ihre Ehe sagen konnte.
    Wir hatten zwei Wochen Meer, Strand und Angefauche hinter uns, und der Heimflug war die reinste Qual. Ich war neben Louise gesetzt worden, mehrere Reihen von meinen Eltern entfernt. Sie war damals vierzehn, und ich konnte ihr hormongesteuertes pubertäres Schmollen nur bis zu einem gewissen Grad ertragen. Nach der Hälfte des Flugs setzte ich mich um, auf einen freien Sitz hinter meinen Eltern. Sie merkten nichts davon und wussten folglich nicht, dass ich ihre geflüsterte Auseinandersetzung mitanhörte, die in eine schmerzhafte Zergliederung ihrer Beziehung mündete, bis es nichts mehr gab, was wieder zusammengefügt werden konnte. Ich wollte zu meinem Sitz neben Louise zurückkehren, doch das Flugzeug geriet in Turbulenzen, so dass ich gefangen war, gezwungen, Zeugin davon zu werden, was sich als der Anfang vom Ende ihrer Ehe herausstellen sollte. Seitdem hatte ich einen Horror vorm Fliegen.
    Ich versuchte, meine Gedanken wieder auf die Zukunft zu richten, was mir nicht ganz leicht fiel, da ich mich für meinen Auftrag ins Altertum vertiefen musste, aber ich tat mein Bestes, die Geister der Vergangenheit ruhen zu lassen und mich auf die gegenwärtigen Probleme zu konzentrieren. Meine Reise war bis ins Kleinste durchgeplant, allerdings hatte ich mich bereits mit der Produktionsfirma angelegt, der die Aufgabe zufiel, meinen kompromisslosen Ansprüchen zu genügen. Ich würde weder mir selbst noch irgendwelchen Mitarbeitern Nachlässigkeiten erlauben.
    Ich schaffe das, sagte ich mir, als wir in Kairo landeten. Ich hatte alles im Griff. Dann ging ich zum Ausgang hinaus und prallte gegen eine Wand aus Hitze. Unwillkürlich rang ich nach Luft, aber es war, als stünde ich plötzlich in einem alten Grabmal statt unter freiem Himmel, und ich erstickte fast an dem beißenden Staubgeschmack. Ein Wagen sollte auf mich warten, doch statt der Limousine, die ich bestellt zu haben glaubte, holte mich ein ziemlich ungepflegt aussehender Mann ab, der ein handgeschriebenes Schild mit meinem Namen in seinen nikotinfleckigen Fingern hielt. Er lehnte an einem dreckigen, ramponierten Gefährt, das vielleicht einmal weiß gewesen war. Bestürzt sah ich mich um, ob es irgendwo noch ein anderes Schild für eine Miss Patterson gab, aber vergeblich.
    Als ich ein paar Höflichkeiten mit dem Fahrer austauschen wollte, stellte sich schnell heraus, dass er nur ein paar Brocken Englisch konnte, und ich sprach überhaupt kein Arabisch. Wenigstens sagte ihm der Name meines Hotels etwas, das, wenn man den Beurteilungen trauen durfte, um einiges hygienischer sein sollte als die Rückbank dieses Taxis. Die Sitze waren zu gleichen Teilen mit Staub und Ruß bedeckt, die einzige Form von Klimaanlage war das offene Fenster, und es roch erkennbar nach Schweiß und Furcht, wobei die Furcht wohl vorwiegend von mir ausging. Um mich abzulenken, klappte ich meinen Laptop auf und ging ein paar Storyboards für die Fotoshootings

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