Fuer immer und einen Tag
es mir angetan, und ich sah ihnen zu, wie sie ihrer Arbeit nachgingen und dabei munter um sich blickende Babys mit sich herumtrugen, die sie mit farbenfrohen Stoffbahnen eng an ihren Körper gewickelt hatten. Als wir ankamen, waren gerade ein paar von ihnen vom täglichen FuÃmarsch zum Wasserholen zurückgekehrt, gröÃere Kinder im Schlepptau, die Feuerholz in den Armen trugen. Ich hatte ein paar Wortwechsel zwischen Müttern und Kindern belauscht, und obwohl ich natürlich nichts verstand, klang der Tonfall doch vertraut in meinen Ohren. Worte liebevoller Ermutigung und ein gelegentliches Schelten, um die Kleinen im Zaum zu halten.
Der Anblick versetzte mich in meine eigene Kindheit und zu einem Tag drauÃen in Southport zurück, als ich etwa acht Jahre alt war. Wir hatten einen wunderbaren Tag am Strand verbracht, der uns so endlos wie die Wüste Sahara und genauso heià vorgekommen war. Es war Ebbe, und mein Vater hatte uns dazu überredet, das Meer suchen zu gehen, das sich zum Horizont zurückgezogen hatte. Ich war an seiner Hand gegangen, und wir sahen zu, wie Louise vor uns her rannte beziehungsweise -stolperte. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nicht den kleinsten silbrigen Meeresschimmer vor uns ausmachen konnten und Louises entzücktes Quietschen in Quengeln überging, gaben wir auf und kehrten um. Statt im Wasser zu planschen, begnügten wir uns damit, in Schlicklöchern herumzuwaten und Muscheln zu sammeln, die wir mit nach Hause nahmen und mithilfe unserer Mutter auf Bilderrahmen klebten.
Neben diesen vereinzelten guten Erinnerungen an meinen Vater waren es unvermeidlicherweise die schlechten, die mir regelmäÃig in den Sinn kamen. Wie die an den Tag, als er uns verlieÃ. Ich war damals in meinem Abschlussjahr auf der Universität und kam zwischendurch kurz nach Hause, um meine Mutter moralisch zu unterstützen, die mir angekündigt hatte, was bevorstand. Mein Dad würde endgültig jeden Anschein, ein treusorgender Ehemann und Vater zu sein, aufgeben. Als er dann zur Haustür und aus seiner Ehe hinausspazierte, drehte er sich noch einmal um und sagte: »Denk immer daran, ich habe dich sehr lieb.« Rückblickend sollte das wohl heiÃen: »Denk daran, dass ich dich lieb habe, denn ich werde an keinem deiner Geburtstage und keinem Weihnachten mehr dabei sein, ganz zu schweigen von den anderen Höhe- und Tiefpunkten in deinem Leben. Wie der Tag, an dem man dir sagt, dass du Krebs hast.«
Ich stieà einen Seufzer aus, während Ben auf meine Entscheidung wartete und ein weiteres halbes Dutzend Gesichter mich erwartungsvoll ansah. Ich lieà mir Zeit, streckte mich und legte den Kopf in den Nacken, bis ich in die stechende Sonne blinzelte. Der Schal, den ich trug, um meinen Nacken zu schützen, rieb an meinem Sonnenbrand. »Okay, aber nur unter der Bedingung, dass alle auf Abruf bleiben. Ich werde heute eine letzte Auswahl treffen und alles Kate vorlegen, aber falls es noch eine Lücke zu füllen gibt, erwarte ich, dass das Team fit und einsatzbereit ist.«
»Wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt für dich, auch mal eine Pause einzulegen«, meinte Ben. »Vielleicht können wir später zusammen zu Abend essen?«
»Ich bin nicht sicher«, sagte ich wahrheitsgemäÃ. Es hatte mir gutgetan, Ben um mich zu haben, und ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart. Er war zweifellos ein Gewinn, eine neue Präsenz in meinem Leben, so unübersehbar wie seine Hemden, und trotzdem fragte ich mich, ob ich ihn weiter ermutigen sollte. Wir waren Freunde, gute Freunde, aber es verlief eine unsichtbare und dennoch wichtige Grenze zwischen Freundschaft und etwas Intimerem.
»WeiÃt du, ich wollte dir von diesem kleinen Hof erzählen, der zum Verkauf angeboten wurde, kurz bevor ich nach Tansania geflogen bin. Er wäre perfekt geeignet für mein Käserei-Projekt, und wenn ich einen überzeugenden Geschäftsplan für die Bank auf die Beine stelle, kann ich ihn vielleicht kaufen.«
»Tja, wie kann ich da noch ablehnen?«, sagte ich mit einer Lockerheit, die ich nicht empfand. Bens Träume waren der Grund, aus dem ich die Grenze zwischen uns aufrechterhielt. Er plante nämlich nicht nur, sein eigenes Geschäft aufzuziehen, er wollte zugleich auch Wurzeln schlagen. Unsere Lebenswege hatten sich gekreuzt und würden sich wieder trennen, und es hatte keinen Sinn, auf
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