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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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umarmen.
    Ihre Haare waren wie üblich streng zurückgesteckt, aber eine goldblonde Strähne hatte sich gelöst und flatterte in den warmen Luftströmungen, die um uns herumwirbelten. Ich dagegen war nicht so vorausschauend gewesen, meine Haare zurückzubinden, so dass meine widerspenstigen Locken mir ins Gesicht peitschten und mir in die Augen stachen. Als ich etwas sagen wollte, verschluckte ich mich fast an einem Mundvoll Haare. Ich hatte immer noch viel von meiner Mentorin zu lernen. »Was haben wir geschafft?«, fragte ich.
    Â»Ich bin in den Vorstand berufen worden«, teilte sie mir mit. »Aber Ehre, wem Ehre gebührt, ohne dich wäre nichts daraus geworden, und deshalb wirst du ebenfalls befördert. Sieh dich um, Emma! Die ganze Welt liegt dir zu Füßen, die bedeutendsten Kampagnen, die dicksten Budgets – und du wirst die besten Ergebnisse liefern, daran zweifele ich keinen Augenblick.«
    Ich blickte über die in den Himmel strebende Stadt, in der ich seit vier Jahren lebte, blickte über die Dächer von Wolkenkratzern, die normalerweise über mir aufragten, hin zu dem dicht bebauten Horizont und dem schimmernden Wasser. Die Freiheitsstatue in der Ferne sah winzig klein aus. Direkt unter uns krochen Taxikolonnen über die Avenues wie gelbe Raupen, vorbei an einer Armee von hastenden Ameisen, die ihren Weg zu kreuzen versuchten. »Es sieht alles so weit weg aus«, sagte ich.
    Die neue Perspektive machte mir nur noch mehr deutlich, wie sehr ich mich vom wahren Leben entfernt hatte. Irgendwo war ich vom Weg abgekommen, irgendwo zwischen Tansania und dem Amazonas. Gedankenverloren schlenderte ich zur Nordseite der Aussichtsterrasse hinüber, wo meine Augen nach etwas suchten, das mich erdete, doch selbst der Central Park hatte nicht die gewünschte Wirkung auf mich. Ich erblickte die weite grüne Fläche zwischen den Wolkenkratzern und dem Smog hindurch und wusste, dass sie eine ganz eigene Schönheit besaß, lebendig gemacht durch die Flora und Fauna dort. Ich wusste, diese Schönheit war da, aber ich hatte mich zu sehr von ihr entfernt, um sie deutlich sehen oder gar berühren zu können. Während ich noch sehnsüchtig den Horizont absuchte, merkte ich, dass ich selbst prüfend gemustert wurde.
    Â»Du hast dich richtig entschieden, Emma«, sagte Kate. »Man erklimmt nicht diese schwindelerregenden Höhen, ohne das Gesamtbild im Auge zu behalten.«
    Â»Aber ich will nicht mein ganzes Leben lang auf das Gesamtbild blicken, ohne daran teilzuhaben.«
    Â»Meine Arbeit erfüllt mich voll und ganz, und ich hatte gehofft, dass du die gleiche Einstellung hast, aber wenn du noch etwas anderes brauchst …«, begann sie und wählte ihre Worte mit Sorgfalt. »Ich will nicht sagen, dass es unmöglich ist. Es gibt hier und da Frauen, die ihre Karriere und ein zufriedenstellendes Familienleben unter einen Hut gebracht haben, aber diese Frauen haben alle darauf geachtet, zuerst eine sichere Position im Beruf zu erlangen. Ich muss dich warnen, Emma, an dem Punkt bist du noch nicht ganz.«
    Das Letzte war eine kaum verhohlene Drohung, und ich wäre dumm gewesen, sie zu überhören, aber als ich wieder hinaus auf die Wunder der Stadt blickte und das Hochgefühl, das sie einmal bewirkt hatten, ausblieb, wusste ich, dass ich an einem Scheideweg angekommen war. »Leben bedeutet, Risiken einzugehen«, sagte ich.
    Emma saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Kinn auf die gefalteten Hände. Es war früh am Morgen, und draußen kämpfte sich die Stadt noch aus der Dunkelheit der Nacht hervor – was genauso langsam voranging wie ihr Schreiben. Sie war mit Kopfschmerzen aufgewacht, und die Schmerztabletten, die sie eingenommen hatten, benebelten ihren Verstand. Das einzige Licht im Zimmer ging von ihrem Laptop aus, doch sie konnte noch so sehr darauf starren, bis jetzt war sie mit dem Kapitel, das sie kurz nach Weihnachten begonnen hatte, nicht weitergekommen. Das frustrierte sie, besonders nachdem sie sich dazu durchgerungen hatte, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, um in der Welt, die sie geschaffen hatte, aktiv mitzuwirken und ihrem Herzen die Freiheit zu geben, die sie sich im wirklichen Leben versagte.
    Das neue Jahr fing anders an, als sie gehofft hatte. Sie massierte sich die Schläfen in dem vergeblichen Versuch, den Druck abzubauen. Im Unterschied zu

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