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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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umklammert hielt, während die Wut in ihr hochstieg. Sie bemerkte nicht, wie ihr Klammergriff in ein krampfhaftes Zucken überging, und sie merkte auch nichts davon, dass der Rahmen ihr aus der Hand rutschte. Sie war schon Tausende von Kilometern weit weg.
    Die Luft, die sie mit heiserem Keuchen ausatmete, war so warm und beißend wie der um sie herumwabernde Smog. Der Wind peitschte ihr die Haare ins Gesicht, als sie versuchte, sich zurechtzufinden. Sie schob die widerspenstigen Locken zurück und blickte zum Fluss hinüber, der unglaublich tief unter ihr strömte und halb von hohen, schmalen Gebäuden verdeckt wurde, die in den Himmel strebten und trotzdem nicht zu ihr hinaufreichten. Das ferne Rauschen des Verkehrs zog ihren Blick über den Rand des Empire State Building hinweg zu den gelben Raupen hinunter, die langsam durch die Straßen krochen.
    Der Bilderrahmen fiel scheppernd zu Boden, während die Wände des Zimmers sich wieder um sie herum zusammenfügten. Sie wollte die Haare von ihrem Mund wegstreichen, stellte aber fest, dass sie bereits ordentlich zurückgebunden waren. Vorsichtig hob sie den Fotorahmen auf. Er hatte ein paar Muscheln verloren, war aber ansonsten unbeschädigt.
    Sie schloss das Fenster, hielt den Blick jedoch auf den Horizont gerichtet und versuchte, sich zu sammeln. Ihre Anfälle machten ihr keine Angst, sondern hinterließen sogar ein tröstliches Gefühl und nur Bruchstücke von den Orten, an denen sie gewesen war. Ein Gedanke klang noch nach, und sie sprach ihn laut aus. »Leben bedeutet, Risiken einzugehen«, sagte sie. Die walisischen Berge, die vom trüben Himmel verschleiert wurden, übten dennoch eine große Anziehungskraft auf sie aus. Sie sah auf die Uhr. Es war neun.
    Â»Macht es dir etwas aus, wenn wir unsere Pläne für heute verschieben? Ich fahre mit Ben weg«, sagte Emma, als sie in den Wohnbereich hinübereilte.
    Â»Und wohin, wenn ich fragen darf?« Meg sah vom Küchentresen auf, an dem sie gerade ein Frühstück aus frischem Obst und Joghurt für sie beide zubereitete.
    Â»Wir machen eine Fahrt nach Wales«, sagte sie leichthin, spannte sich aber bereits an in Erwartung der Auseinandersetzung. Sie war angezogen und abmarschbereit, mit Wanderschuhen und Regenzeug ausgerüstet. »Er kommt gleich und holt mich ab.«
    Â»Ihr wollt auf den Moel Famau steigen?«, fragte ihre Mutter scharf. Sie hatte sich kein bisschen von dem Wort »Fahrt« hinters Licht führen lassen.
    Â»Hör auf, Mum«, warnte Emma. Die Wut, die beim Lesen der E-Mail ihres Vaters entfacht worden war, war noch nicht erloschen.
    Â»Nein, hör du auf, Emma. Dräng mich nicht in die Rolle derjenigen, die dich zwingen muss, den Tatsachen ins Auge zu sehen.« Meg klang weniger verärgert, als Emma erwartet hatte, aber der Schmerz in ihrer Stimme war noch schwerer zu ertragen.
    Â»Meinst du nicht, dass ich den Tatsachen jeden Tag ins Auge sehe?«
    Â»Ich weiß es nicht, Emma. Tust du das?«, fragte Meg zurück. »Ich bin mir nicht sicher, ob dir klar ist, was auf dich zukommt. Beim letzten Mal warst du vollauf bereit zu kämpfen, aber jetzt … jetzt steckst du deine ganze Energie in das Bistro oder dieses Schreibprojekt da.«
    Â»Und warum nicht? Was kann es denn schaden, ab und zu aus diesem Gefängnis auszubrechen, ob ich dafür die Wohnung verlasse oder es in meiner Fantasie tue?«
    Â»Du kannst vor deinem Tumor nicht davonlaufen, Emma. Wenn es so einfach wäre, hätte ich dir schon vor Jahren ein Flugticket gekauft.«
    Die aufsteigenden Tränen ihrer Mutter besänftigten Emma genug, dass sie nun einen ruhigeren Ton anschlug. »Ich weiß, Mum«, sagte sie. »Aber es ist einfach so verdammt ungerecht, vor allem, wenn ich sehe, wie andere Leute vom Leben begünstigt werden, die es nicht einmal verdienen.«
    Â»Alex?«
    Â»Nein«, sagte Emma und atmete tief durch. »Dad.«
    Â»Du hast also von ihm gehört«, stellte Meg fest. Das war unumgänglich gewesen. »Und, was hatte er zu sagen?«
    Â»Er lebt in Edinburgh, und es geht ihm offenbar sehr gut. Er hat sich eine nette kleine Zweitfamilie samt zwei neuen Töchtern zugelegt. Hat einfach einen Strich unter alles gezogen und durfte noch mal von vorn anfangen.«
    Meg blickte starr auf ihre Frühstückszutaten. »Oh«, hauchte sie und sank ein wenig in sich zusammen.
    Â»Dieser

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