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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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ihren Freundinnen, die gefeiert hatten, seit die ersten Lamettastreifen im Büro aufgehängt worden waren, hatte ihr schlechter Zustand nichts mit zu vielen Partys zu tun. Sie und ihre Mutter hatten sich dafür entschieden, den Silvesterabend in Ruhe zu Hause zu verbringen. Sie waren bis Mitternacht aufgeblieben, um sich das Feuerwerk vom Balkon aus anzusehen, das die Dunkelheit zerriss und einen geisterhaft schimmernden Widerschein im Fluss erzeugte. Dann hatten sie kurz auf den Erfolg ihrer Bemühungen oder vielmehr Megs Bemühungen, Emma einen Platz in der klinischen Studie zu verschaffen, angestoßen. Die Bestätigung war noch am letzten Tag des Jahres gekommen, und Emma gab sich Mühe, den Enthusiasmus ihrer Mutter zu teilen. Zumindest hatte sie jetzt einen festen Termin, auf den sie hinarbeiten konnte. Sie würde am 23. Januar nach Boston fliegen.
    Emma hörte, wie ihre Mutter sich in der Wohnung zu schaffen machte. Meg war ständig hin- und hergerissen zwischen dem Anspruch, so viele Wochenstunden zu arbeiten, wie sie konnte, um Emmas Behandlung zu finanzieren, und dem Wunsch, genug kostbare Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen. Heute am Neujahrstag würde sie wenigstens einmal nicht unter ihrem schlechten Gewissen zu leiden haben und zu Hause bleiben. Sie hatte vorgeschlagen, einen Spaziergang auf der Promenade zu machen und dann bei einem Lieferservice etwas zu essen zu bestellen und ein paar alte Filme anzuschauen. Ein Plan, der vielleicht einer anderen Emma gefallen hätte, einer, die nur halb so alt oder vielmehr doppelt so alt war, aber diese Emma sah auf die Uhr und dachte an Flucht. Es war halb neun, und sie fragte sich, ob Ben nach einem hektischen Abend im Bistro verdientermaßen ausschlief oder schon Vorbereitungen für seine Wanderung traf.
    Um sich abzulenken, sah sie sich die neuesten Fotos an, die Ally und Gina im Netz gepostet hatten. Sie redete sich ein, es aus freundschaftlichem Interesse zu tun, aber in Wahrheit war es eine Form von Selbstquälerei, indem sie sich vor Augen hielt, was sie alles verpasste. Es gab jede Menge Schnappschüsse von ihren Freundinnen bei der Firmenweihnachtsfeier, auf denen sie beschwipst posierten, doch sie interessierte sich mehr für die Leute im Hintergrund. Irgendwie war es reizvoller, Menschen in unbeobachteten Momenten zu sehen. Da war Dan, wie er Gina begehrlich ansah, ein Begehren, das allem Anschein nach im Laufe der Nacht gestillt werden würde. Weitere undeutliche Gestalten standen am Rand, und eine erinnerte sie stark an Peter, aber falls ihr Krankenpfleger von der Onkologiestation aus einem bestimmten Grund an der Party teilnahm, von der sie sich selbst ausgeschlossen hatte, dann hatte Ally ihr den vorenthalten. Ein Foto war darunter, auf das sie lieber verzichtet hätte, wenn es sie auch kaum überraschte: Alex, den Arm um Jennifer gelegt, wie er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Jennifer hatte den Kopf abgewandt, so dass man schwer sagen konnte, ob sie sein Gerede so spannend fand wie Emma einst.
    Sie wollte den Computer gerade entnervt ausschalten, als am unteren Bildschirmrand der Eingang einer E-Mail angezeigt wurde, bei der es ihr kalt über den Rücken lief. Der Name des Absenders verblasste und verschwand wie ein ungerufener Geist, aber sie starrte weiter auf die Stelle, bis alles vor ihren Augen verschwamm.
    Statt die Nachricht zu öffnen und zu lesen, sah sie zu den Bilderrahmen auf ihrer Frisierkommode hinüber. Der letzte Neuzugang war das Foto, das Ben ihr geschenkt hatte, aber es war ein mit Muscheln besetzter Rahmen, der ihren Blick auf sich zog, eine Aufnahme von ihr und Louise, wie sie eine Sandburg bauten. Ihr Vater hatte das Foto gemacht, und sie fragte sich, was er gesehen hatte, als er durch den Sucher blickte. Was bedeutete ihm seine Familie? Sie hatte die Antwort in Reichweite, und als sie sich ruhig genug fühlte, klickte sie die Mail ihres Vaters an.
    Sie überflog sie nur, fuhr den Laptop herunter und stand ächzend vom Bett auf. Ihr waren die Beine eingeschlafen, weil sie zu lange in einer Position verharrt hatte, und besonders das linke ließ sich Zeit beim Aufwachen. Sie humpelte zum Fenster, zog die Jalousie hoch und öffnete es, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Luft war bitterkalt und schmeckte leicht salzig von dem grauen Nebel, der über dem Mersey hing.
    Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie den Muschelrahmen von der Kommode nahm und fest

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