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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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musste, jetzt, da ich Marc aus meinem Herzen verbannt hatte.

    Rupert hatte etwas von mindestens fünfzehn Minuten gesagt. Also hatte ich mich für Ravels Gaspard de la nuit entschieden, den ich über einige Monaten - wenn auch nur für mich - eingeübt hatte und bei dessen erstem Teil Ondine auch schon Marc und dieser Meyer-Bergedorf zugehört hatten. Damit war es also quasi zuhörererprobt, versuchte ich mir einzureden. Gleich um vier würde ich spielen, dann hätte ich bequem Zeit, bis ich wieder mit Jörg an der Reihe war. Unsere Lieder standen gegen sieben auf dem Programm.
    Um drei Uhr kam Rupert mit seiner hochkarätigen Klassiksippe. Meine Mutter bekam eine SMS (»Oh, von wem die wohl sein mag! Moooment … ach was! Von Fina! Das ist meine Tochter. Also meine andere Tochter.«), brauchte ewig, um sie zu entschlüsseln, tuschelte mit meinem Vater und verkündete dann, sie müssten noch einmal weg und kämen dann mit Fina und Marc später am Abend wieder. Sie langweilten sich wohl und waren froh, eine Ausrede zu haben, um hier wegzukommen. Wie üblich war es Fina, die die erste Geige spielte. Und ich war nur die Frau mit der Hintergrundmusik.
    Und als es dann vier Uhr war, saßen wir vollkommen alleine in unserem tapferen Künstlerhaus. Um fünf dachten wir schon, die ersten Besucher kämen, aber dann war es nur Jörg, der empfindlich strauchelte, als er Charles Bonham mit einem riesigen Stück Kuchen in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen Hand mit Tiffy plaudern sah.
    »Ist er wegen mir hier?«, fragte Jörg atemlos.

    »Wegen mir«, behauptete ich. Ein bisschen stimmte es ja auch irgendwie.
    »Ach!« Jörg war beeindruckt, und ich kassierte mal wieder einen Blick von ihm, den seine zweite Geige nicht sehr glücklich machen würde.
    »Er singt nachher. Falls noch jemand kommt. Der Typ, der gerade so schamlos mit dem Caterer flirtet, ist sein Pianist. Merkt der nicht, dass der Caterer auf Tiffy steht?« Ich lenkte mich schon seit einer ganzen Weile von meiner mörderischen Nervosität ab, indem ich das fehlgeleitete Balzverhalten der Anwesenden studierte.
    Jörg bröckelte in sich zusammen. »Moment mal, Charles Bonham singt ?« Und dann schob er eilig nach: »Vor oder nach mir?«
    Ich zuckte die Schultern. »Wir hatten ein Programm, aber da kein Mensch da ist, werden wir es wohl noch mal überdenken müssen, damit auch alle drankommen. Alle, die wollen«, fügte ich mit einem Seitenblick auf das immer gelangweilter dreinschauende Streichquartett hinzu.
    Um sechs Uhr war immer noch keine Menschenseele da. Jonathan standen Tränen in den Augen, der Caterer runzelte alle dreißig Sekunden ausführlich die Stirn, und die Stimmung war, na ja, ziemlich unterkühlt.
    »Wenigstens ein paar verstreute Leute aus der linken Szene hätte ich ja erwartet«, stöhnte Tiffy.
    »St. Pauli hat heute ein Heimspiel«, klärte ich sie auf. »Gegen die Bayern. Von denen kommt schon mal keiner. Aber ein paar Anwohner aus der Nachbarschaft
hätte ich schon erwartet. Oder den ein oder anderen Kulturinteressierten.«
    »Wie kann das sein?«, jammerte Jonathan. »Wir haben Pressemitteilungen rausgeschickt!«
    »Die waren wohl etwas kurzfristig«, murmelte Tiffy.
    »Wollte dein Vater nicht ein paar Leute vom NDR schicken?«, fragte ich Pam.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist im Urlaub, aber bevor er gefahren ist, hat er mir versichert, dass er sich um alles kümmert! Ich versteh es wirklich nicht.«
    »Und wir hatten Handzettel!«
    »Aber auf denen stand nicht drauf, dass Charles Bonham kommen würde«, gab ich zu bedenken.
    »Doch, ich hatte neue drucken lassen! Und sogar Plakate!«
    Ich starrte ihn verblüfft an. »Hast du mir nie gezeigt!«
    Jetzt starrte Jonathan verblüfft zurück. »Die hab ich an dich liefern lassen, damit du sie gleich verteilst!«
    »An mich? Nach Hause?«
    »Quatsch! Doch nicht… obwohl …« Er bekam einen leeren Blick, dann klatschte er sich mit der Hand gegen die Stirn. »An die Staatsoper!«
    »Warum das denn?!«
    Er zuckte hilflos die Schultern. »Hier gibt es kein Klingelschild … und keinen Pförtner. Der Typ in der Druckerei hat gesagt …«
    »Schon gut«, seufzte ich. »Aber warum sie nicht wenigstens im Radio etwas angekündigt haben …«, wunderte ich mich.

    Um fünf nach sechs platzte Ina von Lahnstein herein. »Leer!«, rief sie empört. »Mein Mann!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Er macht eine Gegenveranstaltung. Quasi nebenan. In dem Designhotel. Mit ›Stars der

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