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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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nicht leicht sein würde, ihn wiederzusehen. Aber mir war nicht klar gewesen, wie schwer es sein würde. Die Umstände gaben mir recht: Es war tatsächlich besser, die Gefühle zu begraben, anstatt sie zu erfahren, erst recht bei Gefühlen dieser Art.
    »Ich sage dir, was du wissen möchtest, wenn du versprichst, mich ganz anzuhören und nicht zu springen. Wenn du dich bisher für eine Art Zielscheibe gehalten hast, dann ist das nichts im Vergleich mit dem, was du mit dem Ding in deinem Besitz sein wirst. Der Codex muss zerstört werden!«
    Ich hätte nicht einmal springen können, um mein Leben zu retten – es fiel mir schon schwer genug, auf den Beinen zu bleiben. Aber das wusste Pritkin nicht.
    Es gab mir einen Vorteil, einen Ansatzpunkt, um Antworten aus ihm herauszuholen. Doch ich brachte es nicht fertig, auch nur einen Hauch von Enthusiasmus zu empfinden.
    »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, irgendwelche Spielchen zu spielen«, sagte ich leise. »Es ist der beliebteste Zeitvertreib der Vampire. Ein Flüstern hier, ein Zwinkern dort, ein Hinweis, der vielleicht etwas bedeutet und vielleicht auch nicht, und der vielleicht absichtlich gegeben wurde, oder vielleicht auch nicht… Ich habe solche Spielchen satt und möchte einfach nur, dass mir jemand die Wahrheit sagt. Habe ich nicht so viel verdient?«
    Pritkin schloss kurz die Augen und schluckte – sein Adamsapfel tanzte einmal auf und ab. Ich musterte sein noch immer jung wirkendes Gesicht und versuchte, einen Blick hinter die Maske zu werfen und dort tausend Jahre Erfahrung zu sehen. Aber da war nichts.
    Ich war bei Geschöpfen aufgewachsen, die nie ihr Alter zeigten, zumindest nicht physisch. Aber man konnte die Älteren immer von den Jüngeren unterscheiden, und nicht nur wegen ihrer Aura der Macht. Eine gewisse Schwere haftete ihnen an, als gewänne die Luft an Gewicht, wenn sie ein Zimmer betraten. Als ob alles an ihnen etwas mehr wäre: tiefer, heller, voller.
    Er öffnete die Augen wieder, und ich sah nicht weg. Ich musterte ihn weiterhin und versuchte, dabei an die Konsulin zu denken, mir vorzustellen, wie sie fühlte und selbst dann alle Blicke auf sich zog, wenn sie überhaupt nichts tat. Ich beobachtete, wie sich ein Hauch von Rot auf seinen Wangen bildete, während mein Blick auf ihm ruhte, und geistig schüttelte ich den Kopf. Nein. Er konnte unmöglich so alt sein.
    Womit der Aufenthalt in der Hölle blieb. Er hatte behauptet, dort viele seiner jüngeren Jahre verbracht zu haben und im Jahr 1793 gerade erst von dort zurückgekehrt zu sein. Was mir verrückt erschien. Wenn er aus der Geschichte verschwunden war, weil er die Erde verlassen hatte, musste sein Abgang im frühen Mittelalter erfolgt sein. Und wenn er gerade erst zurückgekehrt war…
    Tausend Jahre auf der Erde zeichneten eine Person. Wie sah es mit einem Jahrtausend im Reich der Dämonen aus?
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein mochte, in eine Welt gerissen zu werden, die man nicht kannte und in der man nichts anderes war als eine Trophäe. Ein irres Experiment des eigenen Vaters, etwas, mit dem er angeben wollte. Und womit hatte sich Pritkin den Rauswurf verdient? Was musste man tun, um aus der Hölle geworfen zu werden?
    »Rosier versuchte, dich zu töten, um zu verhindern, was du gerade geschafft hast«, sagte Pritkin schließlich. »Du solltest den Codex nicht finden und nicht den Fluch, den man unter der Bezeichnung ›Ephesische Worte‹ kennt.«
    Vielleicht lag es daran, dass ich müde war oder es ertragen musste, in Pritkins Nähe zu sitzen und ihn nicht berühren zu können, nicht in der Lage zu sein, ihn zu schlagen, ihm durchs Haar zu streichen und dafür zu sorgen, dass es nach oben stand, verdammt, aber… Es fiel mir schwer, ihm zu folgen. »Was?«
    »Sie waren eine Inschrift im Artemis-Tempel von Ephesos…«
    »Ich weiß von Nick, was es mit den Ephesischen Worten auf sich hat«, sagte ich ungeduldig. »Warum sollte irgendein alter Zauber interessant sein?«
    »Weil er eine ganze Menge bewirken kann. Und weil er vor Jahrtausenden viel bewirkt hat.« Pritkin setzte sich auf die Tischkante. »Und weil er noch immer verdammt viel anrichten könnte. Wenn ich doch nur nicht so dumm gewesen wäre, ihn aufzuschreiben. Merlin der Weise, oh ja.«
    »Es stimmt also. Du bist Merlin.« Ich konnte es kaum glauben, trotz aller Hinweise. Pritkin war einfach… Pritkin. Nicht eine Legende aus einer anderen Zeit.
    »Eigentlich heiße ich Myrrdin, obwohl ich diesen

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