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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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töten willst!«
    Mit aller Kraft versuchte ich, ihn fortzustoßen, selbst auf die Gefahr hin, dass mir seine Zähne dadurch den Hals aufrissen – ich wollte nur noch, dass er mich losließ. Natürlich war ich nicht annähernd so stark wie er, aber meine Bemühungen schienen zu ihm durchzudringen, denn er hörte auf, mein Blut zu trinken.
    Ich spürte sein Zögern, wie er mit sich selbst rang, und einige Sekunden lang fragte ich mich bange, ob sich die Vernunft durchsetzen würde. Dann wich er zurück, und seine Zähne lösten sich ganz langsam aus meinem Hals.
    »Cassie… « Mircea wirkte benommen, und seine Stimme klang rau. »Ich habe dich für einen Traum gehalten.«
    Ich sah ihn halb betäubt an. »Vielleicht bin ich das auch.«
    Er schluckte mühsam, und der fiebrige Glanz in seinen Augen wurde heller, wie bei einem Süchtigen, der sich gerade einen Schuss gesetzt hat. »Dann werden meine Träume besser.«
    Ich küsste ihn. Unsere Zungen berührten sich kurz, heiß und weich. »Wir suchen nach einer Lösung.«
    »Ich weiß.« Er zögerte und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, als rechnete er damit, noch jemanden oder etwas zu sehen. Als er nichts entdeckte, sank er zurück und wich mit einem Schaudern von mir fort.
    »Du weißt davon? Wie?«
    Die einzige Antwort bestand darin, dass ich fühlte, wie er die Muskeln unter meinen Händen spannte.
    Er schloss die Augen, damit er mich nicht mehr sah. »Du musst gehen, Cassie.«
    Es war ein guter Rat, aber es ergab keinen Sinn, dass ich ihn von Mircea erhielt.
    Ich gab mir alle Mühe, die Vervollständigung des Geis zu verhindern, doch aus seinem Blickwinkel sah die Sache anders aus. Freie Bahn für den Zauber hätte ihn von seinen gegenwärtigen Qualen befreit und ihm außerdem auch noch eine nützliche Dienerin eingebracht. Die Waagschale mit den Nachteilen war für ihn leer.
    »Du möchtest den Geis nicht vervollständigen?«, fragte ich langsam. Hatte ich irgendetwas übersehen?
    »Nein.« Seine Hände schlossen sich ums Laken, so fest, dass die Knöchel weiß wurden. »Ich möchte, dass du gehst!«
    »Ich verstehe nicht. .« Ich berührte seine Schulter, ohne einen Gedanken, noch immer im Netz des Zaubers gefangen, und Mircea zuckte so heftig zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Er wich fort von mir, bis zur anderen Seite des Bettes, saß dort auf der Kante und kehrte mir den Rücken zu. »Geh, Cassie! Bitte.«
    »Ja, schon gut.« Etwas Seltsames geschah, doch mir blieb nicht genug Zeit, mehr herauszufinden. Etwas knallte wie ein Schuss, und ich erschrak, begriff dann aber, dass niemand geschossen hatte. Mirceas Hand hatte sich um den großen Bettpfosten geschlossen und ihn wie einen dünnen Zweig zerbrochen.
    Im nächsten Augenblick flog ich, und Dunkelheit verschlang das Zimmer hinter mir. Ich blinzelte und versuchte, etwas zu erkennen, und als ich wieder sehen konnte, befand ich mich in der Bar. Der Barkeeper fuhr zusammen, als er mich erblickte, und floh ins Hinterzimmer.
    Ich starrte ihm verdutzt nach und sah mich dann im Spiegel hinter den Flaschen. Das Spiegelbild zeigte mir weit aufgerissene Augen, gerötete Wangen und einen von Küssen angeschwollenen Mund. Ich tastete mit der Hand zum Hals, und als ich sie sinken ließ, klebte Blut an den Fingern. Mein Mund klappte auf, und ich wollte etwas sagen, aber ich brachte keinen Ton hervor.
    Rafe reichte mir eine Serviette, die ich mir an den Hals drückte. Mirceas Kuss brannte noch immer in meinen Lippen. Das Fehlen seiner Berührungen wurde bereits zu einem heftigen Schmerz unter den Rippen, als hätte er Fingerabdrücke nicht nur auf der Haut hinterlassen, sondern auch viel tiefer in mir.
    »Verstehst du jetzt?«, fragte Rafe leise.
    Ich nickte langsam. Es war keine Vision gewesen. Ein unbewusster Sprung hatte mich zu Mircea gebracht, und wenn ich in einem solchen Ausmaß die Kontrolle verlor, wie schlimm musste es dann für ihn sein? Der Geis würde ihn nicht umbringen, begriff ich – er würde ihn in den Wahnsinn treiben. Und um einem solchen Verlangen zu entkommen, war man früher oder später bereit, jeden Preis zu zahlen.
    Auch wenn es bedeutete, sich selbst das Leben zu nehmen.

Fünf
    Die Zeitschrift Blick in die Kristallkugel war nicht unbedingt die angesehenste journalistische Stimme in der übernatürlichen Welt. Der Slogan »All die Nachrichten, die nicht gedruckt werden dürfen« sagte alles. Aber manchmal entdeckten die skandalhungrigen Reporter der Kristallkugel eine Story, die

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