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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Stunde ausgeführt hatte. Aber wie so oft war auf dem Display nicht mehr zu sehen als die Uhrzeit.
    „Keine Veränderung“, gab ich niedergeschlagen zu. „Wenn ich ihm eine SMS schicke, braucht er ewig, um zurückzuschreiben, und die Antworten sind trotzdem extrem knapp. Sogar, dass Serafina und er von der Polizei befragt wurden, hat er nur ganz flüchtig erwähnt. Offenbar tappen die Ermittler im Dunkeln und haben sich an Rasmus gewandt, weil er mehrmals versucht hat, Dina anzurufen, nachdem … es passiert ist.“ Immer noch brachte ich es nicht über mich, Mord auszusprechen. Obwohl ich Dina höchstens eine Stunde gegenübergesessen hatte, kam es mir wegen all der Fotos in ihrem Regal so vor, als hätte ich sie besser gekannt. Dass jemand diese leicht kauzige, aber harmlose alte Frau kaltblütig erschlagen haben sollte, erschien mir komplett irreal – wie etwas aus einem Fernsehkrimi, aber doch nicht aus meinem Leben. Ich presste kurz die Lippen zusammen, ehe ich fortfuhr:
    „Nach dem ersten Schock versucht Rasmus jetzt, das Thema zu umgehen. Meistens schreibt er nur, dass er was zu erledigen hat und sich bei mir melden will, sobald es besser passt.“
    Jinxy zog ihre Stupsnase kraus. „Ganz schön vielbeschäftigt für jemanden, der offiziell krankgeschrieben ist. Sollte er nicht lieber zur Schule gehen, wenn er sich fit genug für einen vollen Terminkalender fühlt?“
    „Das ist es ja gerade: Rasmus erweckt den Eindruck, als wäre ihm das alles egal! Ich habe ihn so noch nie erlebt. Irgendwie … aufgekratzt und abwesend zugleich.“ Mein Magen verkrampfte sich, als ich an unser merkwürdiges Telefonat dachte. Das war nun drei Tage her, und Rasmus‘ Verhalten gab mir weiterhin Rätsel auf. Ich versuchte mich zwar darüber zu freuen, dass es ihm besser ging, aber die Sorge um ihn ließ mich nicht los. Sein Stimmungsumschwung war so abrupt eingetreten und hatte sich so gründlich vollzogen, dass es geradezu unheimlich wirkte.
    Jinxy dachte anscheinend dasselbe wie ich. „Er hat also echt gesagt, dass er in nächster Zeit einfach nur sein Leben genießen will?“, fragte sie noch einmal nach.
    Hilflos zog ich die Schultern hoch. „Nicht mit diesen Worten, aber sinngemäß. Und ich spiele dabei wohl keine Rolle.“ Ich tat so, als müsste ich den Reißverschluss meiner Tasche überprüfen. Dann, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, diese spezielle Sorge für mich zu behalten, platze ich heraus: „Allmählich bekomme ich Angst, dass wir es überstürzt haben – die Nacht im Hotelzimmer, du weißt schon. Gibt es nicht … Hört man nicht … manchmal von Männern, die danach das Interesse verlieren?“
    „Nun komm aber!“, unterbrach Jinxy mein Stottern. „Das gilt für irgendwelche blöden Kerle, aber hier geht es um Rasmus. Den Jungen, der dir bereitwillig dabei zuhört, wenn du vom neuen Ordnungssystem deines Bücherregals erzählst!“ Sie runzelte die Stirn und überlegte kurz. „Möglicherweise bedeutet das alles nur, dass er sein inneres Zentrum finden will“, schlug sie etwas zögerlich vor. „Wer weiß, vielleicht nimmt er ein paar Yoga-Stunden. Lässt sich einen Bart wachsen, pflanzt einige Bäume, trommelt mit den Krishna-Leuten in der Einkaufsstraße …“
    „Jinxy.“
    „Ja, okay, sieht nicht gut aus“, räumte sie ein. „Aber Jungs sind nun mal komisch, das gilt sicher auch für ehemalige Engel. Der kriegt sich schon wieder ein. Ihr beide gehört zusammen, und es gibt niemanden, der das nicht erkennt.“
    Sie lächelte mir aufmunternd zu, und ich versuchte es zu erwidern, obwohl ich das Gefühl hatte, meine Lippen wären versteinert. „ Kein Mädchen ließe sich einen Mann wie Raziel freiwillig entgehen“, klang es durch mein Inneres, hoch und ein bisschen rau zugleich.
    Ich schaffte es, meine zuversichtliche Fassade aufrechtzuerhalten, bis ich nach der Schule im Bus saß. Kaum war Jinxy ausgestiegen, stützte ich den Kopf gegen die Fensterscheibe und schaute hinaus ins graue Aprilwetter, das meine Stimmung perfekt widerspiegelte. Wir bogen in die Straße vor meiner Wohnsiedlung ein, und gleich darauf stoppte der Wagen, doch meine Beine wollten sich einfach nicht rühren. Stattdessen griff ich erneut nach meinem Handy – nichts. Dann lehnte ich mich zurück und lauschte auf das Geräusch der sich schließenden Türen. Mein Herzschlag wurde heftiger, als der Bus sich wieder in Bewegung setzte.
    Zwanzig Minuten später hatte sich meine Aufregung fast gänzlich in Vorfreude

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