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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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sich wie ein kalter Film auf meine Haut und ließ mich schaudern. Als ich die Hand hob, um mein Gesicht abzuschirmen, entdeckte ich eine dunkle Gestalt, die an einer Hauswand lehnte. Mit kleinen, unsicheren Schritten überquerte ich die Straße.
    Rasmus war bereits vollkommen durchnässt. Das Wasser troff ihm aus den Haaren, und sein T-Shirt klebte an seinem Oberkörper. Er sah so verloren aus, dass ich das drängende Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen, egal was, nur um dieses Bild zu verändern. In meiner Hilflosigkeit entschied ich mich für das Einfachste, was mir in den Sinn kam:
    „Es ist viel zu kalt hier draußen.“ Meine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, und als er nicht reagierte, glaubte ich, dass der Regen mich übertönt hatte. Nach einer Weile hob Rasmus allerdings doch den Kopf. Seine Augen wirkten beinahe schwarz, wie dunkle Höhlen, und ebenso leer.
    „Du hast Recht. Geh wieder rein, du holst dir noch eine Erkältung.“
    Wenn ich nicht gesehen hätte, wer zu mir sprach, hätte ich seine Stimme wohl kaum erkannt. So abweisend hatte er nicht mehr geklungen, seit ich hinter sein Geheimnis gekommen war. Die Tatsache, dass Serafina Recht behielt, versetzte mir im Innern einen Stich, aber das spielte nun keine Rolle. Ich musste ihn nur am Reden halten, denn alles war besser als diese apathische Starre.
    „Wenn ich mich erkälten könnte, was ist dann mit dir?“
    „Das macht auch keinen Unterschied mehr.“ Er sprach es nicht melodramatisch oder übertrieben aus, sondern absolut sachlich, und das bereitete mir am meisten Angst. Obwohl sich meine Kehle zusammenschnürte, gab ich mein Bestes, um einen verärgerten Tonfall anzuschlagen.
    „Nun hör schon auf damit! Ja, es stimmt, unsere Lage ist nicht gerade vielversprechend. Aber deswegen dürfen wir noch lange nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern …“
    „Lily“, unterbrach er mich. Als ich mitten im Satz stoppte, zögerte er, so als schreckte er selbst vor dem zurück, was er sagen wollte. „Unsere einzige Informationsquelle ist tot. Das bedeutet den Verlust unserer letzten Chance, begreifst du das? Ich kann … ich kann jetzt nicht mit dir reden, nicht über Sonnenuntergänge und goldene Zukunftsaussichten, das bringe ich einfach nicht mehr fertig. Es tut mir leid.“
    Und dann sah ich es in seinem Gesicht, ein kurzes Aufflackern, aber deutlich genug: Zweifel. Ich hatte keine Ahnung, ob das nur unsere Suche nach dem Abaddon betraf … oder ob er auch seine Entscheidung vor den Richtern zu bereuen begann. Auf jeden Fall wurde meine Angst nun übermächtig, sodass ich das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Rasmus stieß sich von der Mauer ab und wandte sich zum Gehen, doch ich folgte ihm nicht – ich wusste, dass es sinnlos gewesen wäre. Stattdessen schlang ich die Arme fest um meinen Oberkörper und lehnte mich gegen die Hauswand, genau an die Stelle, wo Sekunden zuvor Rasmus‘ Rücken gewesen war. Erst, als sich brennende Spuren durch die kalte Nässe auf meinen Wangen zogen, bemerkte ich, dass ich weinte.
     
    ***
     
    Im Laufe der nächsten Stunden entwickelte mein Handy eine unheimliche Sogwirkung: Immer wieder griff ich danach, nur um es dann ganz tief in meiner Tasche zu vergraben. Vielleicht war es ja tatsächlich das Beste, Serafinas Rat zu beherzigen und Rasmus etwas Freiraum zu geben, aber das ging absolut gegen meine Natur. Ich wollte für ihn da sein, wollte den Optimismus zurückholen, der vor der Nachricht von Dinas Tod in ihm aufgekeimt war – und nicht zuletzt wollte ich seine Stimme hören, um mich selbst nicht mehr so schrecklich unsicher zu fühlen. Mit jeder Stunde, die ohne einen Anruf von ihm verstrich, schien er mir mehr zu entgleiten. Ich sagte mir, dass ich hysterisch war und dass seine negative Stimmung doch nichts mit uns beiden, sondern nur mit der Suche nach dem Weltenwandler zu tun hatte, aber es nützte wenig.
    Kurz vor dem Schlafengehen war meine Geduld restlos erschöpft. Ich wählte Rasmus‘ Nummer, und mein Herz machte einen Hüpfer, als ich seine Stimme hörte – „Hallo, bitte sprich nach dem Signalton. Außer, du heißt Samael. Alter, wenn ich noch einen schmutzigen Witz von dir auf meiner Mailbox finde, gibt’s Ärger.“
    Der schrille Pfeifton ging mir durch Mark und Bein. Schnell legte ich auf und verkroch mich unter meiner Decke. Ich döste irgendwann vor Erschöpfung ein, ohne dass mich ein Anruf erreicht hätte, und wurde erst wieder vom Klingeln meines Weckers aus dem

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