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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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dunkelgelbem Leder eingefasst, und über seinen Rücken zogen sich mehrere Streifen goldener Verzierungen. Allerdings war es stark abgegriffen und verfärbt, sodass die zarte Beschriftung unleserlich geworden war.
    „Na ja, es ist nicht im allerbesten Zustand und auch keine Erstausgabe, das konnte ich mir nicht leisten“, sagte Rasmus schnell, „aber es stammt immerhin aus den 1830er Jahren, und wir sind am Sonntag seit 183 Tagen zusammen, also …“
    Er brach ab, als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, das Deckblatt aufzuschlagen. Und da stand es, über einer schwarzweißen Illustration zweier Damen in bauschigen Kleidern: Pride and Prejudice. A Novel by Jane Austen.
    Die Worte verwandelten sich vor meinen Augen in dunkle Wolken, die nach und nach ineinanderflossen – wie Tropfen schwarzer Tinte in Wasser. Instinktiv hielt ich das Buch etwas weiter von mir weg, damit keine Tränen darauf fallen konnten. Es musste Rasmus mindestens drei Monatsmieten gekostet haben; wahrscheinlich hatte es seine ganzen Ersparnisse verschlungen.
    „Serafina“, begann ich, „es tut mir so …“
    „Schon okay“, meinte sie mit einem schwachen Lächeln. „Du hast ja Recht. Dass ich hier wohne, war eine dumme Idee. Gleich morgen werde ich ausziehen, dann bin ich euch nicht mehr im Weg.“ Sie wandte sich um und verschwand im Apartment.
    Das Buch wog auf einmal unerträglich schwer in meinen Händen. Ich verkrampfte meine Finger um den rauen Einband, während ich stammelte: „Bitte entschuldige – ich habe mich komplett bescheuert aufgeführt. Aber ich konnte doch nicht wissen …“
    „Was?“, fragte Rasmus scharf. „Was konntest du nicht wissen? Dass du mir vertrauen kannst? Dass ich nicht in einer Nacht mit dir schlafe und dich in der nächsten betrüge? Sag mir doch bitte mal, was genau du meinst!“ Seine Augen blitzten, und an seiner Schläfe pulsierte eine Ader.
    Ich schluckte und schluckte, brachte aber einfach kein Wort mehr heraus. Schließlich drehte Rasmus den Kopf zur Seite, so als könnte er es nicht mehr ertragen, mich anzusehen. „Weißt du was, vergiss es“, murmelte er. Diesmal klang es nicht mehr wütend, sondern erschöpft. „Ich gehe Fina beim Packen helfen.“ Er nickte in Richtung des Buches und schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich jedoch anders. Stattdessen holte er eine zusammengefaltete Karte aus seiner Hosentasche, schob sie zwischen die Seiten und wich schnell wieder zurück, als er dabei unabsichtlich meine Hand berührte. Stumm wandte er sich ab, und wenige Sekunden später fiel die Metalltür hinter ihm ins Schloss.

12. Kapitel
     
    Ich kann nicht sagen, wie ich die folgenden Tage überstand. Das Wochenende verbrachte ich nur im Bett, und meine Eltern waren taktvoll genug, so zu tun, als würden sie mir die Lüge über meine angebliche Krankheit abkaufen. Im Grunde entsprach es fast der Wahrheit, denn als am Sonntag zwischen Rasmus und mir immer noch Funkstille herrschte, fühlte ich mich mindestens so elend wie mit einer schweren Grippe. Nun waren wir also ein halbes Jahr zusammen – vor sechs Monaten hatte Rasmus mich unter dem Sternenhimmelfenster des Aussichtsturms als seine Freundin bezeichnet, und es hatte so selbstverständlich geklungen, dass ich vor Freude beinahe geplatzt wäre. Genau so hätte ich mich an unserem Jubiläumstag fühlen können, stolz und ungläubig und überglücklich … wenn ich nicht alles kaputtgemacht hätte.
    Wieder und wieder ließ ich meine hirnverbrannte Eifersuchtsszene in meinen Gedanken ablaufen, wie einen Horrorfilm, gegen den man immun werden möchte; aber es wurde nur noch schlimmer. Am Montag schleppte ich mich in die Schule, aus der dummen und vergeblichen Hoffnung heraus, dass Rasmus da sein würde. Auf die Lateinprüfung in der zweiten Stunde bekam ich die allererste Drei meines Lebens – doch es war mir völlig egal. Und das, obwohl Jinxy dieselbe Note hatte (was allerdings auf die Spicknotizen zurückzuführen war, die ihre Oberschenkel unter dem türkisfarbenen Minirock zierten).
    Ich hatte ihr im Schulbus von dem Streit erzählt, und sie hatte hilflos ein paar Sprüche darüber abgelassen, wie unsensibel Männer doch waren. Dabei war es ihr sichtlich schwergefallen, ihre Bestürzung zu verbergen: In ihren Augen schienen Rasmus und ich eine Art Fixpunkt zu sein, und wenn unsere Beziehung zerbrach, würde auch ihre Welt aus den Fugen geraten. Als ihre schwachen Aufmunterungsversuche nicht fruchteten, seufzte sie zum

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